Es geht aufwärts Dax baut Gewinne aus
10.06.2013, 17:35 Uhr
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nach den zuletzt deutlichen Kursgewinnen nimmt der Frankfurter Aktienmarkt den Fuß etwas vom Gaspedal. Insgesamt dominieren aber die positiven Vorzeichen. Händlern zufolge wirken die jüngsten Arbeitsmarktdaten aus den USA weiterhin nach.
Die meisten europäischen Börsen haben zu Wochenbeginn eine Verschnaufpause eingelegt, der deutsche Leitindex allerdings nicht. Nach seiner starken Kursrally in Reaktion auf den US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag überwand der Dax im Verlauf seine Anfangsschwäche und schloss deutlich im Plus. "Die Arbeitsmarktdaten waren wie warme Worte einer Mutter für ihr Kind", formulierte es Sarah Brylewski von Gekko Global Markets. Die Kursreaktion sei entsprechend ausgefallen, als hätte jemand gesagt, es werde alles gut, man drucke schon weiter Geld und der Wirtschaft gehe es auch gar nicht schlecht.
Die am Freitag veröffentlichte Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der US-Landwirtschaft war zwar größer ausgefallen als erwartet. Gleichzeitig stieg jedoch die Arbeitslosenquote, von der die Fed ihre Geldpolitik abhängig macht, auf 7,6 von 7,5 Prozent. "Damit dürfte die Notenbank erst einmal weitermachen wie bisher", sagt ein Händler. Derzeit kauft die Fed zur Ankurbelung der heimischen Konjunktur Anleihen und Immobilienpapiere im Volumen von 85 Mrd. Dollar monatlich auf.
Angesichts der anhaltenden Diskussion um eine Drosselung der Wertpapier-Käufe müssten sich Anleger aber bis auf weiteres auf größere Kursausschläge gefasst machen, warnte Mark Ward, Chef-Händler von Sanlam Securities.
Das deutlich im Plus
Die Impulse aus Übersee waren jedenfalls freundlich, und auch die französische Industrieproduktion überraschte positiv. Die italienische Industrieproduktion blieb im April dagegen weiter schwach. Doch auch dem Minus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat können Analysten Positives abgewinnen. Laut Newedge handelt es sich zwar um den dritten Rückgang in Folge, doch der Abwärtsdruck lasse nach. Das könnte als Beleg dafür gewertet werden, dass die Industrieproduktion Ende vergangenen Jahres damit begonnen habe, einen Boden auszubilden.
Der Dax gewann 0,6 Prozent auf 8307 Punkte, während der MDax 0,6 Prozent auf 13.031 Zähler zulegte. Auch für die Technologie-Titel ging es unter dem Strich aufwärts: Der TecDax stieg 0,6 Prozent auf 961 Punkte.
Ein Händler verwies auf charttechnische Gründe. Der Dax habe seine Korrektur in der Vorwoche abgeschlossen. Sollte sich der Index nachhaltig über der Marke von 8300 Punkten halten, könnten sich die Gewinne sogar ausweiten.
Durchwachsene Konjunkturdaten aus China sorgten jedenfalls nicht für schlechte Laune. Die Exporte aus der zweitgrößten Volkswirtschaft waren im Mai so langsam gewachsen wie seit fast einem Jahr nicht mehr, während die Importe überraschend schrumpften.
Doch die Märkte reagierten unbeeindruckt, die Tagesvorgaben sind insgesamt freundlich. In Japan schoss der Nikkei 225 sogar fast 5 Prozent nach oben.
Telekom im Plus
Deutsche Telekom legten 1,4 Prozent zu. Hintergrund ist offenbar ein Bericht, demzufolge das japanische Unternehmen Softbank erwägt, die amerikanische Mobilfunktochter T-Mobile US zu kaufen – falls die geplante Übernahme von Sprint Nextel nicht gelinge.
An der Spitze des Dax waren auch FMC zu finden, die sich um 1,6 Prozent verteuerten. Händler führten das auf einen positiven Analystenkommentar von Barclays zurück. Die Analysten hatten die Einstufung auf "Overweight" angehoben, nachdem die Aktie trotz solider Fundamentaldaten nicht mit der Rally bei den medizinischen Technologiewerten in der Europäischen Union mitgehalten habe.
Weiter im Blick standen angesichts der andauernden Hochwasserkatastrophe Versicherungstitel. Allianz, Munich Re und Hannover Rück hinkten dem breiten Markt hinterher. Zwar dürften die Flutschäden zunächst einmal eingepreist sein, allerdings warte der Markt auf eine Schadensbilanz, heißt es. Erst mit dieser werde die Unsicherheit endgültig weichen.
Dialog Semiconductor sackten im TecDax nach der Gewinnwarnung des Wettbewerbers AMS um 1,3 Prozent ab. Dass der Konkurrent und Apple-Zulieferer den Geschäftsausblick reduziert habe, sei auch für den als Apple-Lieferant geltenden deutschen Halbleiter-Produzenten ein negatives Zeichen, sagt ein Händler. Die mögliche Erholung im zweiten Halbjahr scheine nicht so stark auszufallen wie gedacht. Analyst Thomas Becker von der Commerzbank verwies darauf, dass die Gewinnwarnung Fragen hinsichtlich des Verkaufsstarts für das neue iPhone von Apple aufwerfe. Seiner Einschätzung nach erzielt Dialog circa 75 Prozent des Umsatz mit dem US-Technologiekonzern.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ