US-Jobdaten entsetzen Anleger Dax baut ab
05.04.2013, 17:44 Uhr
Die Fed pumpt zwar jede Menge billiges Geld in die Wirtschaft, am Arbeitsmarkt kommt das bislang aber noch nicht richtig an.
(Foto: REUTERS)
Aktienanleger reagieren geschockt auf den katastrophalen US-Arbeitsmarktbericht. Die Börsen gehen auf Talfahrt, der Dax verliert zwei Prozent an Wert. Im Gegenzug schnellen die Notierungen von Bundesanleihen und Gold nach oben. Für Nervosität sorgen mittlerweile auch die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt machen vor dem Wochenende Kasse. Hintergrund sind die katastrophalen Arbeitsmarktdaten aus den USA ebenso wie charttechnische Faktoren.
Nach zwei Handelstagen Verlusten sackte der Dax noch einmal bis zu 2,3 Prozent auf 7635 Zähler ab. Das war der niedrigste Stand seit Anfang März. Bei Handelsende notierte er nur unwesentlich höher bei 7.658.
Der MDax büßte 2,2 Prozent auf 12.922 Punkte ein. Der TecDax sank um 1,1 Prozent auf 903 Punkte. Zum Vergleich: Der EuroStoxx50 verlor 1,3 Prozent auf 2587 Punkte.
In den USA wurden im März lediglich 88.000 neue Stellen geschaffen - Analysten hatten mit 200.000 Jobs gerechnet. "Das ist eine schlimme Zahl, viel schlechter als die Konsensschätzung oder die Gerüchte, die kursierten", sagte Stratege Joshua Raymond von City Index. Die Reaktion des Marktes sei schnell und aggressiv gewesen. "Aber wenigstens dürfte die Fed nun den Knopf der lockeren Geldpolitik gedrückt lassen."
Den ersten Schwung kräftiger Verluste kurz vor den US-Daten begründeten Händler mit charttechnischen Faktoren. Der Dax sei zu dem Zeitpunkt unter sein jüngstes Zwischentief um die 7750 Punkte gefallen. Da half es auch nicht, dass sich das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland im Februar stärker als erwartet vom schwachen Jahresauftakt erholte.
Bonds und Gold gefragt
Ihr Heil suchten die Anleger in den als sicher geltenden Bundesanleihen: Der Bund-Future legte um 53 Ticks auf 146,49 Punkte zu und notierte damit so hoch wie seit Juni 2012 nicht mehr. Auch der Goldpreis ging mit 0,9 Prozent auf 1566 Dollar je Feinunze deutlich nach oben.
Der Euro übersprang zeitweise wieder die Marke von 1,30 Dollar. EZB-Präsident Mario Draghi hatte der Gemeinschaftswährung bereits am Vortag mit der Äußerung Auftrieb gegeben, dass das hinter dem Euro stehende politische Kapital nicht unterschätzt werden dürfe. Zudem seien die Rettungsmaßnahmen für Zypern keine Blaupause für künftige Hilfspakete in der Euro-Zone.
Eine lockere Geldpolitik in den USA dürfte den Eurokurs auch weiter stärken und den Dollar schwächen. Allerdings sank trotz der unerwartet schlechten Stellenzahl die Arbeitslosenquote in den Vereinigten Staaten auf 7,6 Prozent. Die US-Notenbank hat ihr Bekenntnis zur ultralockeren Geldpolitik an Schwellenwerte gekoppelt: Demnach wird sie ihr Zinsniveau von null bis 0,25 Prozent so lange beibehalten, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gesunken ist. Börsianer gingen aber davon aus, dass die Fed nun weiter den Markt mit billigem Geld fluten wird, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Nordkorea rasselt mit den Säbeln
Den Aktienmärkten half das am letzten Handelstag der Woche aber zunächst wenig. Schon vor Veröffentlichung der US-Daten hatte sich Nervosität breitgemacht. Sorgen bereiteten den Anlegern unter anderem die zunehmenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel.
Nordkorea forderte von ausländischen Botschaften, über einen Abzug ihrer Diplomaten nachzudenken. Südkoreanische Medien berichteten, dass Nordkorea insgesamt zwei Mittelstreckenraketen auf mobile Abschussrampen montiert und an geheimen Orten im Osten des Landes stationiert habe. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es jedoch nicht. Allmählich scheine die Sorglosigkeit an den Märkten in Bezug auf Nordkorea zu schwinden, sagte ein Börsianer in Frankfurt.
Vogelgrippe in China belastet Airlines
Unter den Einzeltiteln erwischten die Aktien von Fluggesellschaften in Europa und Asien einen schlechten Tag. Anleger fürchteten, dass die in China grassierende Vogelgrippe die Reiselust drücken oder zu Einschränkungen im Flugverkehr führen könnten.
In Frankfurt verloren Lufthansa 5,2 Prozent und waren damit schwächster Wert im Dax. Air France und die spanisch-britische Fluggesellschaft International Airlines Group (IAG) gaben7,5 und knapp 7,4 Prozent nach.
Auch die Papiere von TUI gerieten wegen der Furcht vor Reisebeschränkungen infolge der Vogelgrippe unter Druck und verloren im MDax 4,5 Prozent. Im Kampf gegen die Seuche haben die Behörden in China mit Massenschlachtungen von Geflügel begonnen, nachdem die Zahl der Todesopfer am Freitag auf sechs gestiegen ist.
Chinesische Luftfahrtaktien mussten ebenfalls deutliche Einbußen hinnehmen. Air China, China Southern Airlines und China Eastern Airlines stürzten um mehr als zehn Prozent ab.
Nach einer positiven Studie notierten die Papiere der Munich Re mit minus 0,2 Prozent am Ende immer noch besser als der Gesamtmarkt. Die anfänglichen Gewinne konnten die Titel allerdings nicht halten. Die britische Investmentbank HSBC geht davon aus, dass der Rückversicherer in den kommenden drei Jahren einschließlich der Dividendenzahlungen insgesamt zehn Mrd. Euro an die Aktionäre ausschütten wird.
Die Anteilsscheine der Allianz, die zeitweise im Schlepptau um etwas mehr als ein Prozent zugelegt hatten, büßten nun 1,4 Prozent ein.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa