Philly-Fed-Index und Moody's Dax baut weiter ab
17.05.2012, 17:42 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Sorgen um Griechenlands Verbleib in der Eurozone, Spekulationen um eine Ratingabstufung spanischer Banken sowie enttäuschende US-Konjunkturdaten setzen den deutschen Standardwerten zu. Sie beenden den Handel knapp über Tagestief.
Ein überraschend schwacher Philadelphia-Fed-Index hat die deutschen Standardwerte am Nachmittag weiter ins Minus gedrückt. Der Handel stand einmal mehr im Zeichen der europäischen Schuldenkrise. Im Fokus stand diesmal die Sorge um den Zustand der europäischen banken
Der Dax schloss 1,2 Prozent leichter bei 6308 Punkten. Der MDax verlor 1,2 Prozent auf 10.205 Zähler, der TecDax büßte knapp 1,0 Prozent auf 754 Punkte ein.
Der Philadelphia-Fed-Index ist im Mai auf -5,8 eingebrochen, während Volkswirte mit +9,3 gerechnet hatten. Der Index der Frühindikatoren fiel mit -0,1 Prozent im April ebenfalls unter der Erwartung von +0,2 Prozent aus.
Die Angst der Anleger vor einer Eskalation der Schuldenkrise wurde unter anderem angestachelt von Berechnungen der Rating-Agentur Fitch, wonach die systemrelevanten Banken weltweit eine halbe Billion Dollar zusätzliches Kapital benötigen. "So eine Ansage schlägt noch einmal gehörig aufs Gemüt", sagte ein Händler.
In den besonderen Fokus geriet der spanische Markt. Eine Meldung, wonach Kunden der zwangsverstaatlichten spanischen Sparkasse Bankia allein in der vergangenen Woche über eine Milliarde Euro abgezogen hätten, erhöhte die Furcht der Investoren vor einer Eskalation der Schuldenkrise. Zusätzlich belastete die Nachricht, dass die EZB die direkte Refinanzierung mehrerer griechischer Banken stoppte.
Mit großem Interesse verfolgten die Investoren auch die jüngste Anleihe-Auktion in Spanien. Das Land versucht den Märkten zu zeigen, dass es in der Lage ist, sich über den Kapitalmarkt zu refinanzieren. Bedenklich ist dabei allerdings, dass die Staatsanleihen zwar stark gefragt sind, doch die Zinsen, die Madrid dafür bieten musst, immer weiter anziehen.
Banken auf dem Schirm
Die Auktion wurde als Indikator für eine befürchtete Ansteckungsgefahr gesehen, da sich die Renditen einem Niveau nähern, auf dem andere EU-Mitglieder Hilfen zur Rettung nachgefragt hätten. "Spanien ist deutlich größer als Griechenland und die Bedrohung damit ebenfalls deutlich größer", sagte Paluch. Der europäische Bankenwerte-Sektor zählte folglich erneut zu den schwächsten in Europa.
Wenig ermutigend fielen auch die jüngsten Konjunkturdaten aus: Die spanische Wirtschaft ist im ersten Quartal in den roten Zahlen geblieben. Die Wirtschaftsleistung ging zwischen Januar und März im Vergleich zum Schlussquartal 2011 um 0,3 Prozent zurück. Weil bereits zwischen Oktober und Dezember das BIP um 0,3 Prozent zum Vorquartal gefallen war, befindet sich das Land in einer technischen Rezession.
Neues Ungemach droht von der Rating-Front. Moody's plant einem Zeitungsbericht zufolge einen Rundumschlag gegen spanische Banken. Wie die spanische Finanzzeitung "Expansion" mit Bezug auf Insider berichtete, wollten die Bonitätsprüfer die Herabstufungen der Kreditwürdigkeit noch im Laufe des Tages bekanntgegeben. Moody's wollte den Bericht nicht kommentieren. Am Montag hatte sich die Agentur bereits den italienischen Bankensektor vorgeknöpft.
Bei den Einzeltiteln konnte sich kaum ein Wert dem Abwärtssog entziehen: MAN drehten trotz einer Hochstufung durch die WestLB ins Minus. Die Aktien des Lastwagen- und Maschinenbauers verloren 0,6 Prozent. Die Bank-Experten sehen bei den Papieren aber Aufholpotenzial. Sie setzten die Papiere hoch auf "Neutral" von "Reduce". MAN haben im vergangenen Monat immerhin mehr als 19 Prozent verloren.
Für viele Aktionäre war an Christi Himmelfahrt Zahltag: Eine lange Reihe von deutschen Unternehmen aus der ersten, zweiten und dritten Reihe zahlten Dividenden aus. Aus dem Dax waren dies BMW (2,30 Euro) und Deutsche Börse (3,30 Euro). Ansonsten waren da noch Celesio, ElringKlinger, Leoni, Rational und Wacker Chemie aus dem MDax. Aus dem TecDax schütteten Aixtron und QSC ihre Dividende aus.
Schwächster Wert waren die Aktien der Deutschen Börse, die ex Dividende gehandelt wurden. Sie verbilligten sich um 11,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts