An der 7000er Marke gescheitert Dax beendet das Jahr 2010
30.12.2010, 14:15 Uhr
Kleines Schlückchen zum Jahresausklang.
(Foto: dapd)
Das Börsenjahr endet am deutschen Aktienmarkt mit kräftigen Kursgewinnen. Der Leitindex Dax gewinnt auf Jahressicht 16,1 Prozent. Am letzten Handelstag des Jahres gehen die Börsianer allerdings - früher als üblich - mit einem deutlichen Minus auseinander. Mit Fresenius, Henkel und BMW wechseln nur drei Titel in der Gewinnzone ins neue Jahr.
Am letzten, verkürzten Handelstag des Jahres blicken die verbliebenen Händler am deutschen Aktienmarkt auf deutliche Kursverluste. Noch vor Weihnachten sah es nach einem winterlichen Schlussspurt in Richtung 7100 Punkten aus. Nach einem freundlichen Einstieg in den Donnerstag kühlte sich die Stimmung jedoch im Verlauf des Vormittags deutlich ab.
Der Leitindex Dax verlor am verkürzten letzten Handelstag des Jahres 1,16 Prozent auf 6914,19 Punkte und verfehlte damit die psychologisch wichtige Marke von 7000 Zählern. Am Morgen hatte er kurz nach dem Auftakt noch ein Tageshoch bei 7008,12 Zählern markiert. Der MDax schloss 0,14 Prozent fester bei 10.128 Punkten. Der TecDax ging 0,42 Prozent schwächer bei 850,67 Zählern aus dem Handel.
Auf Jahressicht hat der Dax 16,1 Prozent zugelegt und damit die Erwartungen vieler Beobachter deutlich übertroffen. Im Schnitt hatten die meisten Börsianer dem Index nur ein Plus von 4 Prozent zugetraut. Für 2011 sind die meisten Experten zuversichtlich. Im Schnitt rechnen sie mit einem Anstieg des Dax auf 7625 Zähler - ein Plus von neun Prozent. 2009 hatte das deutsche Aktienbarometer noch deutlicher zugelegt: knapp 24 Prozent.
Dass der Dax es in der verkürzten Handelswoche zwischen Weihnachten und Silvester nicht über die 7000er-Marke geschafft hat, muss nach Einschätzung von Marktbeobachtern nicht unbedingt als schlechtes Omen gewertet werden: Auch 2009 war der Dax am letzten Tag an einer wichtigen Hürde gescheitert: der 6000er-Marke. Dennoch prallten 2010 die Sorgen um die Schuldenkrise in einigen Ländern der Euro-Zone und die Angst vor einem Rückfall der USA in die Rezession am deutschen Aktienmarkt ab. Stattdessen versetzte die überraschend starke deutsche Konjunktur Anleger in Kauflaune.
Händler führten die Kursverluste am Donnerstag auf technische Faktoren zurück. So habe eine größere Order vom Terminmarkt bei geringen Umsätzen die Kurse belastet. "Der ein oder andere versucht vielleicht noch, Positionen glatt zu stellen und ein wenig Kasse zu machen", sagte ein Händler. "Ich würde das nicht überbewerten.
Marktstratege Thilo Müller von MB Fund Advisory sprach von einem "überdurchschnittlichen Jahr". Auffällig sei die große Spreizung unter den Dax-Werten. Einerseits seien etwa Autotitel kräftig gestiegen, andererseits stehe bei Versorgertiteln ein klares Minus zu Buche. Am letzten Handelstag 2010 sei das Interesse der Anleger nur noch sehr gering gewesen, sagte er. Für Fonds etwa sei der Vortag viel wichtiger gewesen, weil auf Basis dieser Schlusskurse auch die Schlusskurse der Fonds berechnet würden.
Der letzte, verkürzte Handelstag endete im Leitindex mit breitgefächerten Verlusten. Schwächster Wert unter den deutschen Schwergewichten waren BASF, die bis zum vorgezogenen Handelsschluss um 14.00 Uhr 2,7 Prozent auf 59,70 Euro abgaben. Für Siemens ging es 2,2 Prozent nach unten auf 92,70 Euro. Auf der Gewinnerseite standen im Dax lediglich BMW, Henkel und Fresenius mit Aufschlägen von jeweils rund 0,2 Prozent.
Autowerte verabschiedeten sich uneinheitlich aus dem Handel. BMW-Titel legten um 0,22 Prozent auf 58,85 Euro zu, Daimler dagegen drehten im späten Handelsverlauf noch ins Minus und verloren am Ende 1,15 Prozent auf 50,73 Euro. Die Vorzüge von Volkswagen gaben um 1,98 Prozent auf 121,40 Euro nach. Auf Jahressicht waren die Aktien der Autobauer VW und BMW die größten Gewinner im Dax. Beide Titel verbuchten einen Kurszuwachs von jeweils deutlich mehr als 80 Prozent.
Auch die Anteilsscheine von Infineon zählten wie schon im Jahr 2009 zu den gefragtesten Werten. Ein Plus von knapp 80 Prozent steht bei den Papieren des Halbleiterkonzerns 2010 zu Buche. Am Donnerstag notierten sie am Ende mit minus 0,92 Prozent bei 6,963 Euro.
Die Papiere der beiden Versorger Eon und RWE schlugen sich am letzten Handelstag des Jahres besser als der Gesamtmarkt. Erstere verloren 0,09 Prozent auf 22,935 Euro und letztere sanken um 0,52 Prozent auf 49,89 Euro. Auf Jahressicht litten die als eher defensiv geltenden Versorgeraktien insbesondere unter der geplanten Einführung der Brennelementesteuer in Deutschland. 2010 waren sie mit Kurseinbußen von jeweils mehr als 20 Prozent die größten Verlierer im deutschen Leitindex.
Im MDax gaben die Aktien der Fernsehsender-Gruppe ProSiebenSat.1 zum Jahresschluss zwar 2,17 Prozent auf 22,50 Euro ab, auf Jahressicht triumphierten die Titel aber mit einem Aufschlag von fast 180 Prozent. Steigende Werbeeinnahmen beflügelten die Titel, hieß es. Am MDax-Ende mit einem Minus von rund 25 Prozent im abgelaufenen Jahr stand mit den Aktien von Sky Deutschland ebenfalls ein Fernsehsender.
Der Eurostoxx50 lag mit 0,93 Prozent bei 2814,91 Punkten im Minus. Auch die Leitindizes in London und Paris notierten zum deutschen Handelsschluss in der Verlustzone.
Der Dax schlug sich 2010 besser als viele andere europäische und nordamerikanische Aktienindizes. Analysten führten dies unter anderem auf das starke Gewicht von Industriewerten im deutschen Leitindex zurück. Autobauer und Konzerne wie Siemens hätten im Jahresverlauf besonders vom anhaltenden Aufschwung in Schwellenländern wie China profitiert.
Gehandelt wurden am Donnerstag in Frankfurt 43 Mio. Aktien für 1,3 Mrd. Euro. Am Vortag waren es 35 Mio. Aktien für 0,94 Mrd. Euro gewesen. Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,51 (Vortag: 2,55) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,18 Prozent auf 124,96 Punkte. Der Bund Future legte 0,43 Prozent auf 125,31 Punkte zu. Der Kurs des Euro stieg: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3280 (1,3136) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7530 (0,7613) Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts