Marktberichte

"Daten machen ein bisschen nervös" Dax beendet den April

Begrüßung an der Frankfurter Börse: Die RTL Group könnte in den MDax aufsteigen.

Begrüßung an der Frankfurter Börse: Die RTL Group könnte in den MDax aufsteigen.

(Foto: REUTERS)

Der vierte Börsenmonat des Jahres endet am deutsche Aktienmarkt im Plus: Getragen von Kursgewinnen bei der Deutschen Bank geht der Leitindex Dax mit einem beachtlichen Aufschlag aus dem Handel. Hinter der ersten Reihe sieht es allerdings weniger freundlich aus.

Der Erholungskurs im deutschen Aktienhandel verliert deutlich an Schwung: Beobachtern zufolge konnte sich der Leitindex am Dienstag nur dank der Deutschen Bank und der Hoffnungen auf eine Zinssenkung in der Eurozone in der Gewinnzone halten. Am Abend ging der Dax mit einem Plus von 0,51 Prozent auf 7913,71 Punkte aus dem Handel. Dies entspricht einem Monatsgewinn von rund 1,5 Prozent. Seit Jahresanfang legte der Dax damit rund 4 Prozent zu. Für den MDax ging es am Dienstag um 0,34 Prozent auf 13.443,71 Punkte nach oben. Der TecDax gab dagegen um 0,17 Prozent auf 923,19 Punkte nach.

Konjunkturdaten aus den USA und schwächere Kurse an der Wall Street drückten in der zweiten Handelshälfte auf die Stimmung: Am Nachmittag sorgten schlechter als erwartete US-Konjunkturdaten kurzzeitig für Ernüchterung.

Im frühen Handel stand jedoch die Deutsche Bank mit ihren Quartalsergebnissen und der überraschend angesetzten Kapitalerhöhung im Vordergrund: Die Titel des größten deutschen Finanzinstituts verabschiedeten sich mit einem Kursplus von 6,1 Prozent auf 34,91 Euro in den Feiertag.

Am Vorabend hatte die Deutsche Bank überraschend einen auf 2,4 Mrd. Euro gestiegenen Vorsteuergewinn für das erste Quartal bekanntgegeben. Die gleichzeitig mit den Zahlen angekündigte und über Nacht durchgezogene Kapitalerhöhung von knapp drei Milliarden Euro kam bei Analysten ebenfalls gut an. Anleger reagierten begeistert auf die Zahlen und die "Turbo-Kapitalerhöhung": Die Kapitalausstattung der Bank wird nun als komfortabel empfunden.

"Gruß an die Commerzbank, so wird das gemacht mit einer Kapitalerhöhung", meinte ein Börsianer. Die Aktien der Commerzbank schafften es im Schatten des Rivalen auf ein Plus von 3,45 Prozent und notierten damit wieder jenseits der 10-Euro-Schwelle.

Philipp Häßler von Equinet betonte, dass der deutsche Branchenprimus mit dem zusätzlichen Geld nun über das größte Finanzpolster verfüge. "Auf das Thema ist lange spekuliert worden, nun ist es raus und künftige Erhöhungen sind erst einmal ausgeschlossen", meinte ein Händler. Die Bank stärke ihre Kapitalausstattung nach den neuen Basel-III-Regeln.

Die Analysten von Nomura, JP Morgan und Credit Suisse reagierten schnell auf die Maßnahme und stuften die Aktie der Deutschen Bank hoch. "Endlich geht die Deutsche Bank ihr Kapitalproblem an, das haben wir der Bank seit Beginn der Kreditklemme empfohlen", hieß es bei JP Morgan.

Insgesamt war es für Anleger ein guter Tag im Bankensektor: Neben der Deutschen Bank überzeugten auch Lloyds und UBS die Anleger. Die Aktien der britischen Großbank Lloyds legten nach einer Verdreifachung des Gewinns um 1,6 Prozent zu. Bei der Schweizer Großbank UBS honorierten Investoren, dass der Quartalsgewinn trotz der Verkleinerung ihrer Investmentbank fast so hoch ausfiel wie im Vorjahr. Die UBS-Titel zogen um 5,7 Prozent an.

"Dank geringerer Rückstellungen für faule Kredite sind die Banken in der Lage, die Gewinnerwartungen zu übertreffen", sagte Peter Garnry, Chef-Aktienstratege der Saxo Bank. Die Ertragskraft der Geldhäuser werde sich voraussichtlich weiter verbessern. "Ich gehe davon aus, dass die Finanzwerte sich in diesem und auch im nächsten Quartal gut entwickeln werden."

Ähnlich wie in Deutschland schmolzen auch an den übrigen europäischen Börsenplätzen frühe Gewinne nach abermals enttäuschenden US-Konjunkturdaten dahin. Der Stoxx50 beendete den Handel 0,2 Prozent niedriger bei 2722 Punkten. Im Vormittagsgeschäft war der Index der wichtigsten europäischen Börsenwerte noch auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 2745 Punkten gestiegen.

Der Eurostoxx50 schloss 0,20 Prozent tiefer bei 2712 Punkten. Auch die Leitindizes in Paris und London verzeichneten moderate Verluste. In New York lag der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa nahezu unverändert zum Vortagesschluss.

Kalte Windstöße am Nachmittag

Den Startschuss für die Gewinnmitnahmen lieferte am Nachmittag der Chicagoer Einkaufsmanagerindex gegeben. Dieser ist im April überraschend unter die Marke von 50 Punkte gefallen - und damit unter die Schwelle, ab der ein Wirtschaftswachstum signalisiert wird. Ein robust ausgefallenes Verbrauchervertrauen der weltgrößten Volkswirtschaft konnte dem aus Investorensicht wenig entgegensetzen.

"Die Daten haben die Leute ein bisschen nervös gemacht", begründete Hedgefonds-Manager Uri Landesman von Platinum Partners in New York die Abgaben. Analysten sagten, die schwache Statistik aus Chicago sei womöglich ein schlechtes Vorzeichen für den nationalen Einkaufsmanagerindex, der am Mittwoch veröffentlicht wird.

Für eine negative Überraschung im Frankfurter Handel sorgte Fresenius Medical Care (FMC). Wegen der Einschnitte im US-Gesundheitssystem ist der Gewinn des Dialyse-Konzerns um fast 40 Prozent eingebrochen. Nach anfänglich starken Verlusten lagen die Papiere zum Handelsschluss noch 0,15 Prozent im Minus. Die der Muttergesellschaft Fresenius verloren 1,5 Prozent.

Nach einem enttäuschend verlaufenen US-Geschäft im ersten Quartal sahen Anleger die Perspektiven für den Autobauer Fiat skeptisch. Die Titel fielen um 2 Prozent, während der europäische Sektorindex 0,2 Prozent schwächer aus dem Handel ging. Hohe Kosten für die Einführung neuer Modelle der US-Tochter Chrysler hatten den Italienern den Jahresauftakt verhagelt.

Die Aktien der RTL Group starteten auf der Handelsplattform Xetra mit einem Kurs von 55,50 Euro. Der Medienkonzern Bertelsmann hatte sich für diesen Preis von einem Paket von 25,5 Millionen Aktien oder gut 17 Prozent getrennt. Zu Handelsschluss notierten die RTL-Papiere an ihrem ersten Tag in Frankfurt etwas schwächer bei 54 Euro.

Blick in die europäische Runde

Gut ausgefallene Clariant-Zahlen im ersten Quartal stützten die europäische Chemie-Branche: Das Schweizer Unternehmen habe den Trend negativer Überraschungen gestoppt. Vontobel-Analyst Patrick Rafaisz sprach von soliden Zahlen und einer positiv überraschenden Profitabilität angesichts der unsicheren konjunkturellen Perspektiven. Clariant-Aktien schafften in einem schwachen Gesamtmarkt nur ein Plus von 0,2 Prozent.

BASF-Aktien gewannen 0,3 Prozent, der Kurs von Lanxess stieg um 1,4 Prozent. Wacker Chemie schlossen nach Zahlen gleich 9 Prozent fester. Händler sprachen von einer Erholungsbewegung.

Die Aktie von AB Inbev verlor nach einem enttäuschenden Quartalsbericht 1,2 Prozent. Der Umsatz des Getränkeherstellers hat im ersten Quartal um 4 Prozent und das Ebitda um 6 Prozent unter der Konsensprognose gelegen, merkten Analysten der Societe Generale an. Dagegen sei der Gewinn je Aktie mit 1,16 Euro besser als erwartet berichtet worden. Vor allem die schwache Entwicklung in Brasilien und den USA habe das Ebitda belastet.

Der Minensektor stand mit einem Minus von 2 Prozent unter deutlicherem Abgabedruck. Tim Schroeders, Portfoliomanager bei Pengana Capital, sieht Risiken für den Sektor im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des chinesischen Einkaufsmanagerindex am Mittwoch sowie dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Die Weltwirtschaft reagiere nicht auf die laxe Geldpolitik der Zentralbanken.

Kostensenkungsmaßnahmen reichten nicht aus, um den Verfall der Rohstoffpreise auszugleichen, hieß es. Die Folge seien Margendruck und niedrige Gewinne. Der Rohstoffsektor sei anfällig, sollte es zu weiteren Abwärtsrevisionen der Wachstumsprognosen kommen. Papiere von Anglo American fielen 2,7 Prozent, BHP Billiton 2,2 Prozent und Rio Tinto 1,8 Prozent.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,00 Prozent am Vortag auf 0,99 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,02 Prozent 135,75 Punkte nach. Der Bund Future ging um 0,05 Prozent auf 146,45 Punkte zurück.

Der Kurs des Euro stieg am Nachmittag deutlich auf 1,3171 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatten den Referenzkurs gegen Mittag noch auf 1,3072 (Montag: 1,3113) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7650 (0,7626) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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