Saubere Landung trotz Irland-Sorgen Dax besteht Zerreißprobe
12.11.2010, 17:47 UhrDie deutschen Standardwerte landen nach einem bewegten Handelstag überraschend im grünen Bereich. "Eine erfreuliche Entwicklung nach dem schwachen Start am Morgen", fasst es ein Händler zusammen. Unterstützung kommt von Gerüchten um ein Irland-Rettungspaket - auch wenn diese dementiert werden.

Der Dax besteht die Zerreißprobe. Der Haushalt Irlands hängt dagegen weiter am seidenen Faden.
(Foto: Pixelio/Rainer Sturm)
Über dem deutschen Aktienmarkt schwebten zum Wochenschluss mindestens zwei dunkle Wolken. Sowohl die Spekulationen über eine Zinserhöhung in China, als auch die Sorgen um das verschuldete Irland drückten merklich auf die Kurse. Das Tauziehen der im Börsenjargon Bären genannten Pessimisten und der als Bullen bezeichneten Optimisten ging am Ende allerdings glimpflich aus
Der Dax schloss nach einer Berg- und Talfahrt 0,2 Prozent leichter bei 6.734 Punkten. Damit verbuchte der deutsche Leitindex im Wochenverlauf ein Minus von 0,3 Prozent. Der MDax sank am Ende um moderate 0,15 Prozent auf 9349,62 Punkte, der TecDax büßte 1,11 Prozent auf 782,96 Punkte ein.

Die Regierung in Dublin will den Haushalt aus eigener Kraft sanieren, muss aber immer höhere Zinsen auf Anleihen zahlen.
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Die Schuldenkrise an der Euro-Peripherie belastete die Laune der Investoren merklich. Gerüchte über ein 80 Mrd. Euro schweres Rettungspaket für Irland wurden zwar von Irland und der Europäischen Union sofort zurückgewiesen. Die Gemeinschaft ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie bei einem Hilfegesuch zu schnellem Handeln bereit wäre. Das gab Hoffnung. "Wenn Irland um Hilfe bitten würde, würde es die vom Euro-Schutzschirm erhalten. Aber die Frage wurde nicht gestellt", sagte der Vorsitzende der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker in Luxemburg. "Das ist die Entspannung, die der Dax erst einmal gebraucht hat. Das Thema hat ihn in letzter Zeit gedrückt und die Aussicht auf ein schnelles Einschreiten entlastet", sagte ein Aktienhändler von der Postbank.

Nachdem die Inflation in China über fünf Prozent zu steigen droht, wird Peking jetzt möglicherweise das Geld verknappen.
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Für Nervosität sorgten auch die steigenden Inflationsraten in China, die Spekulationen auf eine Leitzins-Anhebung auslösten. In Schanghai fiel der Composite-Index um 5,2 Prozent und verbuchte damit den größten prozentualen Verlust seit 14 Monaten. Die chinesische Zentralbank hatte in dieser Woche bereits die Mindestreserve-Anforderungen für die Banken erhöht, um einer Überhitzung der chinesischen Wirtschaft entgegen zu wirken.
VW fahren an die Spitze
Bei den Einzeltiteln verlieh ein Absatzrekord von Volkswagen im Oktober der VW-Aktie Auftrieb. Die Papiere setzten sich mit einem Plus von mehr als drei Prozent an die Dax-Spitze. VW verkaufte weltweit knapp zehn Prozent mehr Autos als im Vorjahresmonat.
Lufthansa stiegen um 1,6 Prozent. Ein Händler spricht von Umschichtungen aus anderen europäischen Luftverkehrsgesellschaften in die Kranich-Airline. Metro verteuerten sich um 2,9 Prozent. Commerzbank legten mit dem Hickhack um die irische Schuldenproblematik einen fulminanten Vorzeichenwechsel hin und verteuerten sich um 1,8 Prozent.
Ebenfalls gefragt waren die Anteilsscheine der Deutschen Post, die 2,6 Prozent zulegten. Die DZ Bank hob im Nachgang der von ihnen als "sehr gut" beurteilten Quartalsbilanz ihren fairen Wert für die Aktie um einen Euro auf 19,80 Euro an. "Die lediglich vorsichtige Anhebung der Management-Guidance für 2010 sorgt unserer Meinung nach weiterhin für positives Überraschungspotential", urteilte Analyst Robert Czerwensky in einem Kommentar.
Aufgrund der Furcht vor einer abermaligen geldpolitischen Straffung in China standen dafür die Zykliker unter Abgabedruck. K+S fielen um 1,5 Prozent. BASF gaben 0,9 Prozent nach. Für HeidelbergCement ging es um 1,3 Prozent nach unten, damit haben die Aktien bislang die "rote Laterne" inne.
Zu den Spitzenreitern Im MDax gehörten IVG. Für die Aktien ging es um 4,4 Prozent nach oben. "Die Entwicklung steigender Mieten verstetigt sich", so HSBC-Analyst Thomas Martin mit Blick auf die Zahlen für das dritte Quartal. Zudem sei die Finanzierung des Großprojekts "The Squaire" am Frankfurter Flughafen so gut wie gesichert.
Salzgitter gaben 3,3 Prozent nach. "Berücksichtigt man die Hedging-Kosten, entspricht die neue Guidance eigentlich den Markterwartungen", sagte ein Händler mit Blick auf die präzisierte Gesamtjahresprognose des Stahlkochers. Auch im detaillierten Zahlenwerk für das vergangene Vierteljahr "steht nichts drin, was den Druck aus Asien kompensieren könnte".
Solarwerte im Fokus
Im TecDax profitierten die Titel von Q-Cells von der Gewinnprognose des Solarzellen- und Modulherstellers und legten mehr als zehn Prozent zu. "Das waren überzeugende Zahlen heute", erklärte ein Händler. Q-Cells hatte seinen Ausblick für 2010 erhöht, allerdings zugleich gewarnt, dass 2011 für das Unternehmen schwierig werde.
Die Titel der Solarfirma SMA Solar konnten hingegen nur kurz vom zurückliegenden Rekordquartal profitieren und kippten 5,3 Prozent ins Minus. Der Weltmarktführer für Wechselrichter gab sich wegen des Wettbewerbdrucks und veränderter Förderbedingungen für das kommende Jahr skeptischer. Die WestLB stufte die Titel auf "Reduce" von "Buy" herab.
United Internet brachen am Tag nach Vorlage enttäuschender Geschäftszahlen um sechs Prozent ein.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts/DJ