Marktberichte

Schlechte Laune in Frankfurt Dax bläst Trübsal

Der Dax fällt unter die Marke von 8300 Punkten.

Der Dax fällt unter die Marke von 8300 Punkten.

(Foto: dpa)

An der Frankfurter Börse dominieren die roten Vorzeichen. Neben schlechten Nachrichten von Dax-Schwergewicht Siemens verdirbt auch die EZB die Stimmung. Denn die ohnehin schon schwache Kreditvergabe in der Eurozone geht weiter zurück.

Der Frankfurter Aktienmarkt hat nach schwachem Auftakt uneinheitlich geschlossen. Der Dax fiel 0,9 Prozent auf 8298 Punkte, während der MDax 0,4 Prozent auf 14.215 Punkte gewann. Der TecDax gab 1,1 Prozent auf 987 Zähler ab. Börsianer machten dafür vor allem drei Gründe verantwortlich: Schlechte Nachrichten vom europäischen Kreditmarkt, enttäuschende Quartalszahlen von BASF und eine Gewinnwarnung von Siemens. Der Anstieg des Ifo-Geschäftsklima-Index geriet in den Hintergrund.

Dax
DAX 23.639,41

"BASF wiegt schwerer als der Ifo-Index. Schließlich hängt gerade der Chemiekonzern an der Konjunktur, und das sind harte Fakten und nicht nur eine Stimmung", sagte ein Händler. Mehrere Analysten kündigten an, ihre Gewinnerwartungen für BASF - einen der schwersten Werte im Dax - zu senken. BASF hatte einen niedrigeren Betriebsgewinn als erwartet ausgewiesen. Konzernchef Kurt Bock hatte sich zugleich skeptischer als zuvor für die Geschäftsaussichten geäußert, auch wenn er seine Prognose für 2013 bekräftigt hatte. "Das fühlt sich an wie eine Gewinnwarnung", so ein Händler. BASF büßen 4,1 Prozent ein.

Zudem sorgte die Europäische Zentralbank für einen Stimmungsdämpfer. Hatten am Vortag noch überraschend gute Einkaufsmanagerindizes die Hoffnung auf ein Ende der Rezession in der Eurozone geschürt, goss die EZB nun Wasser in den Wein. Denn die Banken der Währungsunion haben ihre Ausleihungen an Firmen und Privathaushalte im Juni abermals sehr kräftig zurückgefahren. Die Gesamtsumme aller Firmenkredite schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 Prozent, wie die EZB mitteilte.

Für die Konjunktur ist das Gift, denn mit Krediten finanzieren Unternehmen Wachstum und Verbraucher die private Nachfrage. Besonders schlecht sieht es für Unternehmen aus, obwohl der Tiefpunkt womöglich schon im Mai erreicht war. Während die Banken damals 18 Milliarden Euro weniger Kredite vergaben, lag das Minus im Juni bei immer noch hohen 12 Milliarden Euro.

Für KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner ist das eine herbe Enttäuschung: "Das Kreditgeschäft mit Unternehmen war im Juni und im gesamten zweiten Quartal so schwach wie noch nie seit dem Bestehen der Euro-Zone, schwächer selbst als während der Finanzkrise 2008/2009." Schuld seien die Rezession, schwache Bank-Bilanzen und fallende Zinseinnahmen aufgrund teurer Refinanzierung.

Commerzbank im Minus

Nach einer neuerlichen Gewinnwarnung trennten sich von Siemens-Aktien. Die Titel des Dax -Schwergewichts rauschten um 5,9 Prozent in den Keller. Der Konzern hatte sein Renditeziel für 2014 aufgegeben. "Das war schon eine herbe Überraschung - und Enttäuschung", sagte ein Händler. Erst BASF, nun Siemens - zwei deutsche Großkonzerne, die nicht grade Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Konjunktur verbreiteten.

Bei den Einzelwerten standen auch Commerzbank unter Druck, die Papiere verloren 1,6 Prozent. Händler erklären das zum einen mit der Herabstufung von 18 mittelgroßen italienischen Banken durch die US-Ratingagentur S&P. Zum anderen belasteten Spekulationen auf weitere mögliche Wertberichtigungen im Zusammenhang mit der Pleite von Detroit, heißt es. Finanzkreisen zufolge geht es um Kredite über rund 400 Millionen Dollar, die vor allem von der ehemaligen Staatsfinanzierungstochter Eurohypo an die Sadt geflossen sind. "Das ist zwar kein richtiger Schocker mehr, aber negativ ist es schon und führt zu Verkäufen", sagte ein Händler.

Aus der zweiten Reihe hagelte es Quartalszahlen. Dabei gab es neben einigem Sonnenschein auch viele Wolken, so dass der MDax gewann, der TecDax aber im Minus tendierte. Letzterer litt vor allem unter dem Kurseinbruch der Aktien der Software AG um knapp 8 Prozent. Der Technologiekonzern hatte die Erwartungen der Aktionäre für das Gesamtjahr gedämpft. Wegen der möglichen Verschiebung großvolumiger Lizenzverträge könnten die angepeilten Geschäftsergebnisse am Ende dieses Jahres "am unteren Ende" der erwarteten Spannen liegen, warnte das Unternehmen.

Auf der Gewinnerseite im TecDax standen dagegen Aixtron, die nach der Vorlage ihrer Quartalsbilanz 0,5 Prozent zulegten. Der Chipanlagenbauer hatte weniger Verlust eingefahren als von Analysten erwartet.

Im MDax zählten Krones mit einem Plus von 3,2 Prozent zu den größten Gewinnern. Der Abfüllanlagenbauer setzt sich nach einem guten Halbjahr höhere Ziele für das Gesamtjahr. An der Spitze fanden sich allerdings unangefochten die Aktien von Axel Springer, die sich um mehr als 16 Prozent verteuerten. Der Verlag verkauft mehrere Zeitungen und Zeitschriften für rund 900 Millionen Euro.

Wincor Nixdorf blickt mit einer angehobenen Prognose optimistischer in die Zukunft, die Aktien sprangen mehr als 4 Prozent in die Höhe. Beim Düsseldorfer Maschinenbauer Gildemeister sorgten die Zahlen zum zweiten Quartal dank eines Gewinnwachstums anfangs ebenfalls für bessere Laune. Nach Kursgewinnen im frühen Handel gab die Aktie jedoch im Verlauf um rund 0,6 Prozent nach.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen