5500 zum Greifen nah Dax bleibt dran
08.09.2009, 17:37 UhrNach einer freundlichen Eröffnung der US-Börsen sind die deutschen Standardwerte erneut über die 5500 Punkte gesprungen. Rückenwind kam vom festen Euro und vom steigenden Ölpreis. Der Leitindex fiel jedoch nach seinem Tageshoch wieder etwas zurück.

Nachdem die US-Börsen ihre Gewinne teilweise abgeben, setzen auch hierzulande Gewinnmitnahmen ein.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Zuletzt notierte der Dax bei 5481 Punkten, was einem Plus von 0,3 Prozent entsprach.
Börsianern zufolge könnte noch jede Menge unterinvestierter Anleger in den Markt drängen. "Statistiken zufolge sind derzeit weltweit 3,5 Bill. Dollar in Geldmarktfonds geparkt. Dieses Geld wird früher oder später - zumindest teilweise - in den Aktienmarkt fließen."
Für Gesprächsstoff sorgten bei den Einzeltiteln die Pläne der Deutsche Telekom für ihr notorisch schwächelndes Mobilfunkgeschäft in Großbritannien. Wie bereits am Montag durchgesickert, wollen die Bonner T-Mobile UK in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der France-Telekom-Tochter Orange einbringen. "Damit ist das Hin und Her um das britische Mobilfunkgeschäft der Deutschen Telekom nun endlich vorbei. Die Deutsche Telekom ist mit France Telecom nun Marktführer", meinte ein Händler. Die Aktien reagierten darauf mit einem Kurssprung von 1,9 Prozent.
Überdurchschnittlich gut liefen Salzgitter. Sie verteuerten sich um 3,9 Prozent. Händler verweisen hier auf gute Vorgaben für den europäischen Grundstoffsektor. "Der kurz auf über 1000 Dollar gestiegene Goldpreis sorgt für kräftige Aufschläge bei den mindenwerten, die Stahlkocher schwimmen da mit.," sagte ein Marktteilnehmer.
Hoffnungsträger Banken
Mehrheitlich positiv entwickelten sich die Bankenwerte, was Händler auf die anhaltend gute Stimmung für Finanzwerte erklärten. "Finanztitel werden weiter als Hoffnungswerte gefragt", kommentierte ein Aktienhändler der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade.
Commerzbank gewannen als Dax-Spitzenreiter 5,3 Prozent. Damit setzten die Titel ihre steile Aufwärtsbewegung weiter fort. "Gestern haben deutsche Käufer den Markt regelrecht abgesaugt", so ein Händler. Die Kursgewinne der vergangenen drei Sitzungen waren von steigenden Umsätzen begleitet. Als Argument dienten nach wie vor die jüngsten Aussagen des CEO Martin Blessing, im kommenden Jahr bereits wieder profitabel sein zu wollen. "Wo soll aber denn die CoBa das Geld hernehmen, frühzeitig Staatshilfen zurückzuzahlen", lautet die rhetorische Frage eines Händlers. "Ich bin sehr skeptisch, was das Kaufargument Rückzahlung von Staatsknete angeht", meint eine Händlerin. Es habe eher den Anschein, als werde der Aktienkurs "hoch gepflegt", um eine Kapitalerhöhung lukrativer zu machen.
Die Verluste von 1,3 Prozent bei Aktien der Deutschen Bank begründeten Börsianer mit negativ aufgenommenen Äußerungen von Bankchef Josef Ackermann auf der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch". Der Chef der Deutschen rechnet mit einem Wiedererstarken der in der Finanzkrise arg gebeutelten US-Banken. Daraus ergibt sich ihm zufolge eine Gefahr für die europäischen Häuser. In den USA habe es große Fusionen gegeben. In Europa seien dagegen die schwachen Banken vom Staat gestützt worden: "Wir sind eigentlich heute da, wo wir vor der Krise waren."
Volkswagen gaben den größten Teil ihrer Tagesgewinne wieder ab und notierten noch 0,5 Prozent höher bei 120,76 Euro. Europas größer Autohersteller hatte mitgeteilt, zur Refinanzierung seines Leasinggeschäfts eine mit Forderungen unterlegte Anleihe im Volumen von 500 Mio. Euro zu begeben.
Daimler drehten mit 1,1 Prozent ins Minus. Die Stuttgarter wollen laut der "Börsen-Zeitung" im laufenden Jahr möglicherweise einen positiven Barmittelbestand ausweisen.
Unter Verkaufsdruck standen dagegen die beiden Rückversicherer Münchener Rück und Hannover Rück, deren Papiere sich um 0,3 Prozent bzw. 0,1 Prozent verbilligten. Die Aussicht auf lediglich stabile Prämien sei etwas enttäuschend, meint DZ-Bank-Analyst Thorsten Wenzel. Bis vor wenigen Monaten sei noch von Preiserhöhungen ausgegangen worden.
In der zweiten Reihe legten ProSiebenSat.1 nach einer Kaufempfehlung durch die Citigroup kräftig zu. Die Titel der TV-Senderkette setzten sich mit einem Plus von 5,3 Prozent an die Spitze der MDax-Gewinner. Das Unternehmen sei in Märkten mit relativ stabilen Zuschauer-Zahlen und Werbeeinnahmen aktiv, schrieb Analyst Thomas Singlehurst in einem Kommentar. Gleichzeitig fahre es einen Sparkurs. Im Vergleich zur Konkurrenz seien die Aktien günstig. Singlehurst hob außerdem sein Kursziel auf zehn von 1,30 Euro an.
Dank eines Forschungserfolges bei einem gemeinsam mit Schering entwickelten Krebsmedikament legten die im TecDax enthaltenen Aktien von Morphosys knapp 7,2 Prozent zu. Im Rahmen der Forschungspartnerschaft soll die Biotech-Firma eine Meilenstein-Zahlung von Bayer erhalten.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa/DJ