Marktberichte

Tauchfahrt unterm Eis Dax bleibt in der Tiefe

Der deutsche Aktienmarkt geht am Donnerstag mit deutlichen Abschlägen aus dem Handel. Nach dem Kursanstieg der vergangenen Wochen ziehen sich die Investoren offenbar auf sichere Positionen zurück. Experten halten einen baldigen Aufstieg für möglich.

Im Gegensatz zu diesem Unterseeboot der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte hat es der Dax am Donnerstag nicht bis an die Oberfläche geschafft.

Im Gegensatz zu diesem Unterseeboot der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte hat es der Dax am Donnerstag nicht bis an die Oberfläche geschafft.

(Foto: REUTERS)

DAX
DAX 24.378,80

Der Dax lag zum Handelsende 1,21 Prozent im Minus bei 5763 Punkten. Damit notierte der Leitindex praktisch auf seinem Tageshoch, nachdem er zuvor bis auf 5712 Punkte zurückgefallen war. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, die vor allem durch die Schwäche der Wall Street im späten Handel am Vorabend ausgelöst worden seien. Der MDax sackte um 2,08 Prozent auf 7305 Zähler ab. Der TecDax schloss bei 763 Punkten mit 1,62 Prozent im Minus.

"Angesichts der zahlreichen Auguren, die zuletzt eine scharfe Korrektur an den Börsen ankündigt haben, ist der kleine Rückschlag am heutigen Handelstag ein echtes Zeichen der Stärke", sagte Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory.

Mit einem größeren Rückschlag im Dax rechneten die Börsianer offenbar nicht. "Es gibt immer noch genügend Anleger, die die bisherige Rally verpasst haben und nur auf eine Gelegenheit lauern, um einzusteigen", betonte einer von ihnen. Im Vergleich zu seinem Tief vom März hat der deutsche Leitindex rund 2200 Punkte zugelegt.

An anderen Börsen ging es ebenfalls abwärts: Der Stoxx50, in dem die Aktien der 50 größten börsennotierten Unternehmen Europas enthalten sind, sackte um 0,9 Prozent ab auf 2495 Punkte.

Ericsson zerrt an Infineon

Nach einem schnellen Rundblick durchs Periskop halten Börsianer einen baldigen Aufstieg dennoch für möglich.

Nach einem schnellen Rundblick durchs Periskop halten Börsianer einen baldigen Aufstieg dennoch für möglich.

(Foto: REUTERS)

Im Dax waren Infineon mit einem Abschlag von 4,3 Prozent auf 3,56 Euro das Schlusslicht. "Da drücken die schwachen Zahlen von Ericsson auf die Stimmung", sagte ein Händler. Der schwedische Telekom-Ausrüster hatte ein Quartalsergebnis unter Markterwartungen bekanntgegeben. Ericsson-Titel brachen daraufhin an der Stockholmer Börse um 6,2 Prozent ein. Alcatel-Lucent verbuchten Kursverluste von 2,5 Prozent und Nokia gaben 0,3 Prozent nach. Der Branchenindex war mit einem Abschlag von zwei Prozent stärkster Verlierer unter den 19 europäischen Sektorindizes.

Ebenfalls stark unter Druck geriet im Dax die Aktien der Deutschen Post: Händlern zufolge wurde der Titel von den Folgen der Quelle-Pleite und von dem Quartalsbericht des US-Rivalen United Parcel Service (UPS) belastet. Deutsche Post fielen um 2,7 Prozent, UPS im US-Handel um 1,2 Prozent.

Auch die Bankenwerte standen wieder auf der Verliererseite. Allerdings hatten die Titel in den vergangenen Wochen auch deutlich zugelegt, wie Händler sagten. Deutsche Bank rutschten um 2,3 Prozent ab, Barclays verloren 1,6 Prozent, Commerzbank 2,6 Prozent.

Auch bei Credit Suisse und der Commerzbank-Tochter Comdirect reagierten Anleger mit Verkäufen auf die Geschäftszahlen, obwohl beide Institute mit ihrem Gewinn die Analystenprognosen übertroffen hatten. Comdirect verloren 1,1 Prozent. Credit Suisse gaben in Zürich 3,5 Prozent auf 57,95 Franken nach. "Gut ist nicht gut genug", betonten die Experten von Close Brothers Seydler.

Dividendenstarke Titel knüpften unterdessen an ihre Erholung der Vortage an und zählten zu den Favoriten. Tagessieger waren die in den vergangenen Wochen eher vernachlässigten Papiere der Deutschen Telekom mit plus 0,52 Prozent auf 9,685 Euro. Damit waren die T- Aktien der einzige Dax-Wert im Plus. Auch die Versorger hielten sich wacker, wobei Eon-Titel moderate 0,62 Prozent auf 27,05 Euro verloren und RWE-Aktien um 0,50 Prozent auf 61,95 Euro absackten. "Die lahmen Krücken der letzten Wochen holen auf", kommentierte ein Beobachter.

Schweizer kaufen Aktien

"Es gibt immer noch genügend Anleger, die die bisherige Rally verpasst haben und nur auf eine Gelegenheit lauern, um einzusteigen."

"Es gibt immer noch genügend Anleger, die die bisherige Rally verpasst haben und nur auf eine Gelegenheit lauern, um einzusteigen."

Auch die Ergebnisse von Nestle wurden an der Börse nicht nur positiv beurteilt, doch konnte der Schweizer Nahrungsmittelriese mit der Ankündigung eines größeren Aktienrückkaufprogramms punkten. Die Titel legten um 1,4 Prozent zu. Die Aktien des französischen Spirituosen-Herstellers Pernod Ricard stiegen nach Vorlage von Quartalszahlen um 2,3 Prozent. Der Index der europäischen Nahrungsmittelbranche gehörte angesichts dessen zu den Sektorindizes, die sich am besten halten konnten.

Der Druck auf K+S nach den Quartalszahlen des Wettbewerbers Potash hielt sich offenbar in Grenzen. "Der Ausblick von Potash auf das vierte Quartal ist enttäuschend", sagt ein Händler. Die Aktie des deutschen Düngemittelherstellers verlor 1,5 Prozent auf 40,20 Euro.

Im MDax rutschten Praktiker-Aktien nach enttäuschenden Quartalszahlen um 6,63 Prozent auf 9,15 Euro ab. Börsianer zufolge hat das Ergebnis der Bau- und Heimwerkerkette im dritten Quartal die Markterwartungen verfehlt. Auch Analysten sprachen mehrheitlich von einem relativ schwachen Ergebnis.

Fuchs Petrolub verfehlten dagegen nach vorläufigen Zahlen für die ersten neun Monate mit minus 0,16 Prozent auf 54,61 Euro die Pluszone nur knapp.

Das Handelsvolumen im Dax fiel auf 130 (Mittwoch: 136) Mio. Aktien. Der Umsatz betrug 3,1 (3,7) Mrd. Euro. An der Wall Street drückten vor allem schwache Arbeitsmarktdaten auf die Stimmung, doch einige Index-Schwergewichte konnten dank guter Quartalsberichte zulegen. So notierte der Dow-Jones-Index zu Handelsschluss in Europa mit Hilfe von Kursgewinnen bei McDonalds, AT&T oder 3M 0,6 Prozent höher. Dagegen fiel der Nasdaq-Composite um 0,4 Prozent zurück.

Falten auf der Händlerstirn

Die Stimmung der Anleger am deutschen Aktienmarkt hat sich einer Umfrage zufolge wieder verschlechtert. In der wöchentlichen Erhebung von Deutscher Börse und Cognitrend unter rund 150 institutionellen Investoren sank der Anteil der Anleger, die von steigenden Kursen ausgehen, um 14 Prozentpunkte auf 40 Prozent. Gleichzeitig stieg der Mitteilung von Mittwochabend zufolge der Anteil der Pessimisten um elf Prozentpunkte auf 41 Prozent.

Mit einer Seitwärtsbewegung des Marktes rechnen 19 Prozent der Befragten, drei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Da die Anleger über Monate hinweg steigenden Kursen hinterhergelaufen seien, sollte die Stimmungseintrübung vermutlich nicht mehr als ein kurzes Intermezzo sein, analysierte Christin Stock von Cognitrend. "Sie lauern nur darauf, zu tieferen Kursen wieder einzusteigen - im Herzen bleiben sie Dax-Bullen."

Quelle: ntv.de, mmo/dj/dpa/rts

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