VW schiebt, Henkel bremst Dax bleibt knapp drunter
29.12.2010, 18:00 UhrAm deutschen Aktienmarkt bereiten sich die Investoren auf das nahende Jahresende vor: Der Dax schließt am letzten vollen Handelstag des Jahres 2010 mit leichten Kursgewinnen knapp unterhalb der Marke von 7000 Punkten.

Typisches Jahresendgeschäft: Viele Investoren sind im Winterurlaub. Auch im Handelssaal in Frankfurt blieb der eine oder andere Monitor schwarz.
Kurz vor Jahresende ist der Dax an der Marke von 7000 Punkten gescheitert. Der deutsche Leitindex schloss am letzten vollen Handelstag des Jahres 0,33 Prozent fester bei 6995 Zählern. Im Verlauf hatte der Index die 7000er-Marke mehrmals übersprungen. Das Tageshoch blieb bei 7008,31 Punkten. Der MDax beendete den Mittwoch 0,33 Prozent fester bei 10.114 Punkten. Der TecDax schloss 0,64 Prozent im Plus bei 854 Zählern.
Wie bereits an den Vortagen waren die Umsätze gering. "Die Entwicklung zwischen den Feiertagen verläuft in diesem Jahr bislang eher schwach", sagte Chefstratege Stefan Riße von CMC Markets. Die Anleger schauten nach einem starken Jahr 2010 mit einiger Skepsis auf den Jahresanfang 2011, was daran liege, dass die Kurse zu Beginn der vergangenen drei Jahre stets nach unten gezeigt hätten. "Insgesamt rechnen viele Experten aber mit einem guten Aktienjahr 2011", so Riße. "Viele Anleger haben ihre Bücher geschlossen und sind im Urlaub", bestätigte ein Händler. "Und wer bis jetzt seine Schäfchen noch nicht im Trockenen hat, für den ist es auch zu spät."
Unabhängig davon, ob der Dax am Donnerstag im verkürzten Handel bis 14 Uhr die Marke von 7000 knackt, kann der deutsche Leitindex auf ein gutes Aktienjahr zurückblicken: Trotz der europäischen Staatsschuldenkrise und Ängsten vor einem Rückfall der USA in die Rezession hat das deutsche Aktienbarometer 2010 bisher rund 18 Prozent an Wert gewonnen haben.
Erst nach dem Jahreswechsel wird nach Einschätzung von Börsianern wieder Bewegung in Markt kommen, wenn Anleger sich neu positionieren. "Angesichts der niedrigen Renditen am Anleihemarkt gibt es kaum eine Alternative zu Aktien", sagte ein Händler. Nach Einschätzung eines weiteren Börsianers könnten insbesondere Papiere mit hoher Dividendenrendite sowie die Nachzügler des laufenden Jahres wie Banken und Telekomwerte gefragt sein. "Eine Prognose ist sehr schwer zu treffen, da keiner weiß, wie es mit der Euro-Zone, der US-Konjunktur und dem Immobilienmarkt in Asien 2011 weitergehen wird."
Etwas mehr Bewegung gab es am Mittwoch zunächst an der Börse in London, die nach ihrer verlängerten Weihnachtspause wieder öffnete und 0,2 Prozent auf 5996 Zähler einbüßte. Marktbeobachtern zufolge musste der "Footsie" die Abwärtsbewegung der vergangenen Tage im Sog der chinesischen Zinserhöhung nachholen. Vor allem Bankentitel gaben nach: RBS verloren 3,2 Prozent, Lloyds 1,7 Prozent.
An der Wiener Börse hoben die Aktien von A-Tec ab, die 47 Prozent auf 3,11 Euro zulegten. Die Gläubiger des insolventen Industriekonzerns stimmten dem Sanierungsplan zu und sicherten damit vorerst dessen Überleben.
VW-Vorzüge führen im Leitindex
In Deutschland erholten sich die zuletzt gebeutelten VW-Aktien mit einem Plus von 2,1 Prozent. Sie führten damit die Dax-Gewinnerliste an. "Das Thema Autowerte beschäftigt die Leute, alle fragen sich, wieviel negativer Einfluss aus China herüberschwappt", sagte ein Händler. In China wollen die Behörden mit der Begrenzung von Neuzulassungen und dem Auslaufen von Steuernachlässen dem stetig wachsenden Verkehrsaufkommen und der Umweltverschmutzung Herr werden. Die Titel von BMW schlossen 0,8 Prozent fester, die von Daimler verloren dagegen 0,4 Prozent.
Siemens-Aktien verteuerten sich um 0,4 Prozent. Der Münchener Konzern hat einen Großauftrag für Windturbinen von einer Firma im Besitz des US-Großinvestors Warren Buffett an Land gezogen.
Gefragt waren auch die Aktien der Deutschen Telekom mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 9,70 Euro. Mit der Vorjahres-Ausschüttung von 0,78 Euro je Aktie bringt es die T-Aktie Reuters-Daten zufolge auf eine Dividendenrendite von gut acht Prozent.
Im MDax gehörten die Aktien des Motorenherstellers Tognum nach dem Ausstieg aus der Brennstoffzellentechnologie mit einem Minus von 1,1 Prozent zu den größten Verlierern. Die damit verbundenen Abschreibungen sind nach Einschätzung von DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald eine Überraschung, da das Unternehmen zuvor die langfristigen Perspektiven für den Bereich hervorgehoben habe. "Nichtsdestotrotz denken wir, es ist besser, das Geschäft sofort zu stoppen als über Jahre Verluste zu tragen."
Am letzten Tag des Aktientausch-Angebots an Aktionäre von Hochtief erhöht der spanische Baukonzern ACS seinen Anteil an dem Essener Baukonzern auf 29,4 Prozent. Damit haben Hochtief-Aktionäre ACS bisher rund 1,65 Mio. Anteilsscheine angedient, was 2,15 Prozent des Grundkapitals von Hochtief entspricht. Das Tauschangebot, bei dem ACS neun eigene Aktien gegen fünf Hochtief-Papiere anbietet, endet am heutigen Mittwoch um Mitternacht. Wenn ACS die 30-Prozent-Hürde überschreitet, kann das Unternehmen weitere Hochtief-Aktien kaufen, ohne ein kostspieliges Pflichtangebot vorlegen zu müssen. Das endgültige Ergebnis der Aktion will der spanische Konzern am 4. Januar 2011 mitteilen. Am Aktienmarkt sorgt der Übernahmekampf am Mittwoch für keine große Aufregung, die im MDax notierten Papiere notierten nahezu unverändert 0,03 Prozent fester bei 63,64 Euro.
Im SDax legten die Papiere des Roboterbauers Kuka 2,6 Prozent zu, nachdem Vorstandschef Till Reuter in einem Zeitungsinterview für 2011 ein Umsatz- und Ergebniswachstum in Aussicht gestellt hatte. Reuter hatte einen Auftragsbestand von 700 Mio. Euro genannt und daneben die Wachstumsperspektiven in China betont. "Die Story ist hauptsächlich eine Sentiment-Geschichte", so ein Teilnehmer. Angesichts der dünnen Nachrichtenlage könnte sie allerdings von einigen Anlegern gespielt werden.
Die US-Börsen lagen bei Handelsschluss in Europa im Plus. Dow-Jones-Index und S&P-500 stiegen um jeweils 0,2 Prozent. Der Nasdaq-Composite rückte ebenfalls um 0,2 Prozent vor.
Das Handelsvolumen im Dax stieg auf 39 (Dienstag: 32) Mio. Aktien. Der Umsatz kletterte auf rund 1,3 (1,1) Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts