Anleger trauen dem Braten nicht Dax bleibt stecken
25.01.2011, 18:00 UhrDer Dax kommt am Dienstag trotz positiver Unternehmenszahlen nicht vom Fleck. Das gilt insbesondere für Aktien des Index-Schwergewicht Siemens, die nach einem starken Handelsstart am Ende des Tages im Minus schließen.
Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Dienstag nicht aus der Reserve locken lassen. Trotz positiver Daten zum Verbrauchervertrauen in den USA drehte der Dax am Nachmittag ins Minus und beendete den Handel mit einem Minus von 0,1 Prozent bei 7059,01 Punkten. Für den MDax ging es um 0,2 Prozent abwärts auf 10.047,95 Punkten. Der TecDax schloss nahezu unverändert bei 862,36 Punkten.
"Der Dax ist heute nicht so recht von der Stelle gekommen", resümierte Händler Stefan Söllner von der Postbank das Aktienmarktgeschehen. "Überraschenderweise konnten die erfreulichen US-Daten keine positiven Impulse geben. Aber solange sich der Dax über 7000 Punkten hält, dürfte es noch weiter hoch gehen, auch wenn die Widerstände größer werden."
Siemens-Freude hält nicht lang
Die Aktien des Dax-Schwergewichts Siemens legten in der Spitze bis zu 2,3 Prozent zu, kippten bis Handelsschluss jedoch ins Minus und verloren am Tagesende 0,3 Prozent. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft lag im ersten Geschäftsquartal von Oktober bis Dezember bei 1,79 Mrd. Euro und damit fast ein Fünftel über dem Niveau des Vorjahresquartals. Die Papiere hatten bereits am Vorabend deutlich an Wert gewonnen.
Unabhängig von den Siemens-Zahlen waren Industrie-Aktien wieder gefragt. "Die Anleger trauen sich wohl ein bisschen mehr und kaufen die an den Vortagen unter Druck stehenden konjunktursensiblen Werte wieder zurück", sagte ein Händler. Zulegen konnten nach ihren Vortagsverlusten etwa Daimler, die sich um 1,3 Prozent verteuerten. BMW legten 1,5 Prozent zu, Volkswagen gaben hingegen 1,1 Prozent nach.
Stärkere Kursgewinne verbuchten Aktien von MAN mit 3 Prozent Plus. Die Papiere des Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzerns mussten seit Jahresbeginn wie auch viele Autowerte deutlich Federn lassen. Die Gewinnmitnahmen bei den Favoriten des vergangenen Jahres scheinen langsam nachlassen, sagte ein Händler. Gestützt wurde der Kurs laut Börsianern auch von einer Kaufempfehlung der DZ Bank. "Insbesondere nach der guten Kursentwicklung der reinen Pkw-Hersteller in 2010 erwarten wir nun eine stärkere Fokussierung auf die Nutzfahrzeughersteller", schrieben die Experten in einem Kurzkommentar.
Tagesgewinner waren die Aktien von Infineon, die im Fahrwasser guter Branchenzahlen aus den USA von Texas Instruments um 4,8 Prozent zulegten. Texas Instruments hatte im Schlussquartal ein Umsatzplus von 17 Prozent verbucht und 44 Prozent mehr Gewinn erzielt.
Die Verpflichtung von Matthias Zachert als neuen Merck-Finanzchef gab den Papieren des Darmstädter Pharma- und Chemieunternehmens Schwung. Sie legten 2,5 Prozent zu. Zachert ist bei Analysten und Investoren als Finanzexperte hoch angesehen. Die Aktien seines bisherigen Arbeitgebers Lanxess verloren im MDax 3,4 Prozent.
Banken schwach
Zu den schwächsten Aktien in Frankfurt zählten wie auch an anderen europäischen Handelsplätzen Finanzwerte. Die Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank verloren 2,7 beziehungsweise 1,6 Prozent. "Das hat mit aufkeimenden Befürchtungen zu tun, dass die Europäer den Euro-Rettungsschirm EFSF nicht richtig einsetzen und dort weiter Unstimmigkeit zwischen den Regierungen herrscht", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research.
Der Versorgerriese Eon verlor als einer der schwächsten Werte 1,4 Prozent. Der Konzern will mit seinen jüngsten Erlösen aus Beteiligungsverkäufen Schulden abbauen. Dazu holt Eon derzeit von Investoren Angebote zum Rückkauf mehrerer Anleihen ein. Weil die Zinsen dieser Papiere deutlich über dem derzeitigen Zinsniveau liegen, könnte Eon durch den vorzeitigen Rückkauf Kosten senken, selbst wenn parallel neue Zinspapiere ausgegeben würden. Branchenkollege RWE notierte mit 2 Prozent Minus noch ein Stück schwächer.
Preisängste drücken Vossloh
Keine Freude kam bei Vossloh-Anlegern auf. Die Titel des Bahntechnik-Konzerns gaben im MDax 4,8 Prozent nach. Die Analysten der DZ Bank stuften die Papiere auf "sell" von "buy" herunter. Als Grund nannte Analyst Markus Turnwald die steigenden Stahlpreise, die das Wachstum drosseln dürften. Auch das Engagement in Spanien, Portugal und Frankreich, wo Vossloh ein Viertel seines Umsatzes erwirtschafte, wirke sich angesichts der Haushaltsprobleme von Ländern des Euro-Raumes negativ aus.
Nur optisch stark im Minus schlossen die Papiere von Wincor Nixdorf mit einem Minus von 3,5 Prozent. Der Geldautomatenhersteller hat am Tag nach seiner Hauptversammlung eine Dividende von 1,70 Euro je Aktie ausgeschüttet. Weil dieses Geld dem Unternehmenswert nun fehlt, werden Dividenden vom Markt automatisch vom Wert abgezogen. Ohne den Dividendeneffekt verbuchten die Papiere nur ein kleines Minus.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts