Leise rieseln die Kurse Dax blies Trübsal
13.12.2002, 20:10 UhrDer Dax präsentierte sich zum Wochenschluss genauso wie das Wetter - die Stimmung auf dem Parkett war eisig und die Unternehmen hüllten sich in trübes Schweigen. Kurz vor Weihnachten sei auch nicht mehr mit großen Impulsen zu rechnen, machten Händler wenig Hoffnung auf einen Klimawechsel. Der Dax fiel 1,1 Prozent auf 3.077 Punkte.
Die Anleger würden sich lieber auf Weihnachten als auf ihre Aktien konzentrieren, so ein Händler. Die meisten hätten das Börsenjahr 2002 bereits abgeschrieben und würden nun auf eindeutige Zeichen für eine Wiederbelebung der internationalen und der deutschen Wirtschaft warten.
Für eine weitere Eintrübung der Stimmung sorgte ein Zeitungsbericht, wonach Deutschland möglicherweise seine Bonitätseinstufung bei den Ratingagenturen verlieren könnte. Das würde die Refinanzierung der Haushalte teurer machen und das könnte wiederum zu neuen Steuererhöhungen führen, hieß es von Marktbeobachtern. Deutschland hat zur Zeit am Kapitalmarkt die höchste Bonitätseinstufung und damit die günstigsten Kreditkonditionen. Würde das Rating von den Agenturen gesenkt, müsste der Bund höhere Zinsen für seine Kredite zahlen. Von den Rating-Agenturen verlautete, aktuell seien keine Abstufungen der Bonität Deutschlands geplant, langfristig wollten Fitch sowie Standard & Poor's eine Abwertung allerdings nicht ausschließen.
Infineon will nach eigenen Angaben in den kommenden Jahren um 50 Prozent stärker wachsen als der Gesamtmarkt, ohne dabei die Profitabilität zu opfern. Zugleich kündigten die Münchener an, keine Wandelanleihe zu begeben oder neue Aktien zu platzieren. Unterdessen verspürte der Halbleiter-Hersteller in Asien im laufenden ersten Quartal ein Anziehen des Geschäfts, wie Vorstandsmitglied Peter Bauer in London im Rahmen einer Strategiekonferenz mitteilte. Die Infineon-Aktie fiel dennoch um 1,1 Prozent auf 7,49 Euro.
Die Deutsche Telekom hat ihre Beteiligung an dem europäischen Satellitenbetreiber Eutelsat für 210 Millionen Euro an die italienische Verlagsgruppe De Agostini verkauf. Der Erlös soll nach Angaben der Telekom in die Schuldentilgung fließen. Die Aktie legte 0,5 Prozent auf 12,58 Euro zu.
Unter Druck standen erneut die Auto-Werte, die unter dem steigenden Euro-Kurs litten. Ein teurer Euro sei schlecht für die stark exportabhängige Autobranche, so ein Händler. DaimlerChrysler verloren 2,6 Prozent auf 31,22 Euro, für BMW ging es 1,6 Prozent auf 30,95 Euro nach unten und Volkswagen büßte 2,0 Prozent auf 37,63 Euro ein.
Beamte der Europäischen Kommission haben wegen möglicher illegaler Preisabsprachen bei Kautschukchemikalien erneut Büros der Bayer-Zentrale in Leverkusen durchsucht. Dies bestätigte der Pharmakonzern am Freitag. Anders als bei der ersten Durchsuchung Ende September hätten die Beamten diesmal nach Informationen über die im Automobilbereich etwa für Abdichtungen eingesetzte Kautschukchemikalie EPDM gesucht, hieß es weiter. Die Bayer-Aktie verlor 4,2 Prozent auf 21,49 Euro.
Die Passagierzahlen am Frankfurter Flughafen sind im November im Vergleich zum Vorjahr um 6,7 Prozent auf rund 3,6 Millionen Fluggäste gestiegen. Dies teilte der Flughafenbetreiber Fraport am Freitag mit. Das Frachtaufkommen stieg ebenfalls um sieben Prozent auf 142.500 Tonnen. Als Grund nannte Fraport insbesondere Angebotsausweitungen im Fernostverkehr. Die Zahl der Starts und Landungen habe mit 3,5 Prozent auf 37.700 Flugbewegungen die bisher höchste Zuwachsrate in diesem Jahr verzeichnet. Die Aktie fiel 1,9 Prozent auf 17,99 Euro.
Kräftig unter Druck stand SGL Carbon. Nach Informationen aus vertrauten Kreisen wird die EU-Kommission mehrere Hersteller von Graphitelektroden in der kommenden Woche mit hohen Kartellstrafen belegen. Grund seien verbotene Preisabsprachen. Konkrete Zahlen zur Höhe der Strafe wurden nicht genannt. Die Aktie brach um 6,9 Prozent auf 8,50 Euro ein.
Quelle: ntv.de