Mach dir kein Bild Dax bröckelt ab
22.09.2008, 17:37 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat am Montag im späten Handel seine Verluste weiter ausgebaut. Zur Begründung wurde auf die fallenden Kurse an der Wall Street verwiesen.
Zuletzt notierte der Dax 1,3 Prozent niedriger bei 6.107 Punkten. Noch kurz zuvor hatte der Markt einen kleinen Kursspurt hingelegt. Auslöser war die Meldung, dass die Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) bei Morgan Stanley einsteigt.
Wie es hieß, wollen die Japaner zehn bis zwanzig Prozent an der US-Bank erworben. Marktteilnehmer werteten das zunächst als Hinweis, dass "zumindest die ärgsten Verwerfungen durch die Finanzkrisen behoben werden". MUFG ist gemessen an den Einlagen die größte Bank der Welt. Morgan Stanley ist die kleinere der zwei letzten verbliebenen US-Investmentbanken. Die andere ist Goldman Sachs.
Vor der überraschenden Nachricht war Ruhe in den Markt eingekehrt. Teilnehmer sprachen von einem Konsolidierungstag, nachdem sich die Indizes zum Wochenausklang mit einem Kursfeuerwerk präsentiert hatten. Vergebens warteten die Marktteilnehmer auf Details zum Rettungsplan von US-Finanzmister Henry Paulson. Die USA wollen für ihr Hilfsprogramm bis zu 700 Mrd. Dollar ausgeben. Bislang ließ US-Präsident George Bush lediglich verlauten, dass die Beratungen über das Rettungspaket im Kongress gut vorankommen.
"Die weitere Entwicklung des Aktienmarktes hängt davon ab, wie die Hilfen im Einzelnen aussehen", sagte ein Börsianer. "Wesentliche Punkte sind noch unklar. Eine Frage ist zum Beispiel, zu welchem Preis die US-Regierung den Banken die faulen Kredite abkauft. Zu einem marktgerechten Kurs oder zu dem Preis, zu dem die Kredite in den Büchern der Banken stehen?"
Stark gefragt waren vor diesem Hintergrund - wie schon am Freitag - die Finanzwerte, nicht nur wegen des Rettungsplans aus Washington, sondern auch wegen der Entscheidung der BaFin, Leerverkäufe auf einige Finanzaktien vorläufig zu verbieten. Allianz notierten zuletzt 1,4 Prozent höher. Hypo Real Estate zogen 1,1 Prozent an. Commerzbank landeten nach einer Berg- und Talfahrt mit 3,1 Prozent im Minus. Die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Aktien der Aareal Bank konnten ihre Gewinne nicht halten und drehten 3,1 Prozent ins Minus.
Deutsche Bank ließen ebenfalls Federn und gaben 3,4 Prozent nach. Das Institut hatte die geplante Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Einstieg bei der Postbank offiziell bekanntgegeben. Der deutsche Branchenprimus gibt dazu bis zu 40 Mio. neue Papiere aus. Die Aktien werden in einer Spanne von 52 bis 55 Euro platziert. "Lediglich das Timing überrascht etwas", sagte ein Börsianer. "Offenbar geht die Deutsche Bank nicht davon aus, dass der Markt noch viel weiter steigen wird."
Spitzenreiter im Dax waren wieder einmal VW mit einem Plus von 7,6 Prozent. Ein Händler verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass nun auch General Motors nicht mehr geshortet werden dürfte. Das habe möglicherweise zu einer Panikreaktion geführt. Andere Marktteilnehmer vermuteten dagegen Transaktionen von Porsche. "Richtig nachvollziehen kann man es aber kaum noch", so ein Händler. Das geschehen sei "völlig intransparent" und Shorteindeckungen als einzige Erklärung "nicht befriedigend. Der Kurs war zuvor innerhalb weniger Tage von 200 Euro auf gut 300 Euro gestiegen.
Auf der Verliererseite standen Continental mit minus 1,8 Prozent. Am Markt wird darauf verwiesen, dass das Gewicht der Aktie im Dax zum Berichtstag auf gut 1,0 Prozent von zuvor 2,0 Prozent halbiert wurde.
Ein erfolgreiches Debüt legten K+S hin, die am Montag für TUI in den Dax aufgerückt sind. Die Titel stiegen zunächst über ein Prozent, behielten am ende aber nur ein kleines Plus von 0,1 Prozent übrig. Der Wert war, parallel zum Kalipreis, in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Noch vor fünf Jahren waren K+S- Aktien gut 4,50 Euro und zu Jahresbeginn schon etwa 40 Euro wert. Den Höchststand hatte das Papier Mitte Juni mit 95,90 Euro.
Gefragt waren auch die beiden TecDax-Neulinge SMA Solar und Manz Automation. SMA war erst Ende Juni an die Börse gegangen. Trotz Kursverlusten anderer Solarwerte stiegen die Aktien des nordhessischen Unternehmens zunächst, drehten dann aber mit 9,3 Prozent ins Minus. Manz hielten sich dafür im Plus. Sie notierten 2,8 Prozent höher.
Auch die Titel von SDax-Neuling Centrotec Sustainable wurden gekauft. Die Aktien des Heizungs- und Lüftungsspezialisten stiegen um knapp fünf Prozent. Index-Aufsteiger VTG konnten in Frankfurt 2,5 Prozent zulegen, auf Xetra notierten die Papiere unverändert.
Norddeutsche Affinerie notierten mit plus 8,6 Prozent sehr fest. Händler verwiesen auf Salzgitter. Der Stahlkonzern hat seine Beteiligung auf nun knapp 18 Prozent stark aufgestockt. Aus technischer Sicht sei ein Vorstoß Richtung 35 Euro möglich, hieß es am Markt. Salzgitter verloren 4,2 Prozent.
Celesio machten mit plus 5,3 Prozent die Verluste vom Freitag wett. Hier sprachen Händler von einer aussichtsreichen fundamentalen Lage des Unternehmens. Eine weitergehende Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes sei wahrscheinlich und könnte die Aktie beflügeln.
Der Kursanstieg bei Arcandor könnte sich laut Marktteilnehmern fortsetzen. Zwar warte der Markt nun auf den Abschluss der Refinanzierungsgespräche, ein Misserfolg sei aber unwahrscheinlich. Die Aktie legte um 1,2 Prozent zu.
Quelle: ntv.de