Obamania an der Börse Dax dick im Plus
04.11.2008, 18:00 UhrAnleger am deutschen Aktienmarkt haben auf einen deutlichen Wahlsieg von Barack Obama bei der US-Präsidentenwahl gesetzt. "Die Kurse steigen, weil es nach den Umfragen einen klaren Sieger und damit voraussichtlich kein Hin und Her geben wird", sagte US-Analyst Emil Heppel von der Landesbank Berlin. Der Dax beendete den Handel fünf Prozent höher bei 5.278 Punkten.
Strategen und Analysten erwarten durch den Wahlausgang in den USA allerdings nur einen bedingten Kurseinfluss auf die Aktienmärkte. Die Experten sehen den Handlungsspielraum des zukünftigen Präsidenten, unabhängig vom politischen Lager, durch die Finanz- und Wirtschaftskrise stark eingeschränkt. Das gelte selbst wenn das Vertrauen der Märkte kurzfristig durch die Wahl eines neuen Präsidenten gestützt werden sollte.
Übergeordnet würden der Schuldenabbau der Investoren, Banken und Haushalte und die Aussicht auf eine US-Rezession mit fallenden Unternehmensgewinnen gefolgt von einem sehr schwachen Wirtschaftswachstum über einen langen Zeitraum hinweg die bestimmenden Themen der Finanzmärkte sein, heißt es. Technische Analysten sehen den Dax um 4.800 Punkte gut unterstützt. Nach oben hat der Leitindex Luft bis 5.300.
Gefragt waren insbesondere Finanztitel. Größter Gewinner im Leitindex waren die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank mit Aufschlägen von 15,4 beziehungsweise 14,1 Prozent.
Ein beeindruckender Vorzeichenwechsel war bei den Automobilwerten zu beobachten, die nach den unerwartet schwachen Zahlen von BMW zum dritten Quartal noch mit teils deutlichen Abschlägen in die Sitzung gegangen waren. "Daran lässt sich ablesen, wie viel Negatives bereits in die Kurse von Daimler & Co. eingepreist ist", sagt ein Händler.
BMW schlossen nach einem schwachen Start 11,6 Prozent fester bei 22,97 Euro. Im Tagestief haben die Papiere bereits die 19,01 Euro gesehen, was einem Minus von 7,6 Prozent entsprach. Das Unternehmen hat die Prognose für dieses Jahr kassiert und sieht sich nicht mehr in der Lage, einen Ausblick zu geben.
Auch Daimler konnten erste Verluste in Gewinne verwandeln und schlossen 4,7 Prozent im Plus. Händler verwiesen auf Spekulationen auf eine Anteilsaufstockung Kuwaits. Die Kuwait Investment Authority ist aktuell bereits mit 7,6 Prozent größter Einzelaktionär bei dem Automobilkonzern. VW lagen über weite Strecken des Handels tief im Minus, drehten aber mit dem Markt zu guter letzt ins Plus. Durch die angestrebte Übernahme durch Porsche befinde sich VW immer noch in einer Sondersituation, meinen Händler. "Viele Anleger müssen ihre Portfolios noch an die geringere Gewichtung anpassen." Für einen Wiedereinstieg in die Aktie sei es andererseits vielen Investoren noch zu früh. "Der Preis ist immer noch ungerechtfertigt", fügte der Börsianer hinzu.
FMC ziehen nach ihren Quartalsbericht zunächst an, müssen die Gewinne aber wieder abgeben und schließen unverändert bei 34,60 Euro. Der ersten Einschätzung eines Händlers zufolge fiel die Bilanz "wie erwartet" aus. Den Ausblick habe der Dialysespezialist auch für die kommenden Jahre bestätigt. Ein anderer Börsianer betonte allerdings, dass FMC zumeist die Analystenerwartungen übertreffe und dass er deshalb mit einer verhaltenen Kursreaktion rechne.
Die Deutsche Börse hatte bereits am Vorabend bereits Handelszahlen veröffentlicht. Der Börsenbetreiber hat im Oktober einen deutlichen Umsatzanstieg auf dem elektronischen Handelssystem Xetra verzeichnet, wobei laut Orderbuchstatistik 25 Prozent mehr umgesetzt wurden als im Vorjahr. Die Zahl der Geschäfte stieg um 89 Prozent auf 30,2 Mio. Euro. Damit setze die Deutsche Börse ihren guten Trend in den Handelsstatistiken weiter fort, erklärten Händler. Die Zahlen helfen dem Kurs auf die Sprünge, die Aktie legt 13,42 Prozent auf 68,70 Euro zu.
Im MDax haben Wacker Chemie Zahlen vorgelegt, die einer ersten Händlereinschätzung zufolge "besser als erwartet" ausgefallen sind. "Trotz der Tatsache, dass der Chemiekonzern mit einem schwächeren vierten Quartal rechnet, wurde am Ausblick festgehalten", so der Börsianer. Er lobte insbesondere den starken Überschuss, der die Markterwartungen deutlich übertroffen habe. "Auch charttechnisch sieht die Aktie gut aus." Die Aktie gewinnt neun Prozent auf 97 Euro.
Das Ergebnis von Kuka wurde Händlern zufolge von der gesenkten Prognose für den Auftragseingang überschattet. "Das drängt den besser als erwarteten Umsatz und der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in den Hintergrund", sagte ein Börsianer. Zudem lasse der Roboter- und Anlagenbauer einen Ausblick auf 2009 vermissen. Die Aktie konnte jedoch erste Verluste schnell hinter sich lassen und gewann 16,4 Prozent auf 15,95 Euro.
Im TecDax setzten Conergy die am Vortag begonnene Rally fort und legen um 36 Prozent zu. Marktteilnehmern zufolge gibt es jedoch keine spezielle Nachricht, die die Kursexplosion rechtfertige. "Am Montag gab es zwar Aussagen von Solarworld-Chef Asbeck, der auf ein starkes Wachstum in Deutschland und in den USA hingewiesen hat. Allerdings kann das den Kursanstieg bei Conergy nicht ganz erklären", wundert sich ein Händler.
Quelle: ntv.de