Das Beste zum Schluss Dax doch noch grün
21.04.2009, 17:36 UhrDie deutschen Standardwerte haben sich im späten Dienstagsgeschäft im Fahrwasser positiver US-Börsen doch noch aufgerappelt und das rettende Ufer erreicht. Enttäuschende Quartalszahlen machten das Unterfangen allerdings schwierig. Der deutsche Markt hängt weiterhin am Tropf der Wall Street. Und so sorgten schwache Zahlen der Bank of New York Mellon auch hierzulande wieder für Kursverluste. Auch die Gewinnwarnung der Telekom kam nicht gut an.
Der Dax schloss allen Hiobsbotschaften zum Trotz 0,3 Prozent höher bei 4.501 Punkten. Ungeachtet einer ganzen Reihe schwächerer Quartalszahlen waren die US-Aktienmärkte kurz zuvor ins Plus gedreht.
Die größten Gewinner in den USA waren die Bankentitel, die nach den Vortagesverlusten auch am meisten Nachholbedarf hatten. Experten schrieben diese Rally Aussagen von US-Finanzminster Timothy Geithner zu, der vor dem US-Kongress sagte, dass die Banken ausreichend kapitalisiert seien. Am Montag hatten unter anderem vermeintlich durchgesickerte Ergebnisse der Stresstests der US-Kreditinstitute Gewinnmitnahmen ausgelöst und für Abgabedruck in diesem Sektor gesorgt. Für die Banken war es an der Wall Street daraufhin im Schnitt um 14,7 Prozent nach unten gegangen.
Die US-Regierung benötigt nach Einschätzung Geithners keine zusätzlichen Gelder zur Rettung der krisengeschüttelten Bankenbranche. "Wir haben die Mittel, um mit der Umsetzung aller Aspekte unseres Finanzstabilitätsplans voranzuschreiten", fügte der Minister hinzu.
Marktteilnehmer interpretierten die zwischenzeitlich deutlichere Erholung an den deutschen Märkten als eine Art "Wundenlecken" und mahnten zur Vorsicht. Der Rückschlag habe das schwierige Umfeld wieder ins Bewusstsein gerückt. "Viele Anleger haben in der vergangenen Woche Positionen aufgebaut und könnten nun die Reißleine ziehen", hieß es. Die Erholung stand dann tatsächlich auf auf tönernen Füßen. Das Tagestief lag bei 4.390 Punkten.
Keine Euphorie, bitte!
Auf die deutlich besser als erwartet ausgefallenen ZEW-Konjunkturerwartungen für April reagierte der Dax am Dienstag kaum. "Das kommt auch nicht wirklich überraschend", sagte ein Händler und verwies auf die Zusammensetzung des Teilnehmerfelds der Umfrage. "Das sind hauptsächlich Finanzmarktakteure, die im Befragungszeitraum noch im Rausch der jüngsten Bärenmarkt-Rally gewesen sind."
Die Analysten der Helaba warnten aus fundamentaler Sicht vor Euphorie für die deutsche Volkswirtschaft. Vor allem das sehr niedrige Niveau der Lagebeurteilung deute darauf hin, dass die realen Entwicklungen zunächst noch sehr schwach seien. Allerdings habe der Mittelwert aus Lagebeurteilung und Konjunkturerwartung zugelegt und gebe damit eine positive Indikation für den kommenden Ifo-Geschäftsklimaindex am Freitag.
Die überraschenden Zahlen der Deutschen Telekom kamen im Handel nicht gut an. "Das ist eine klare Gewinnwarnung", sagte ein Händler. Die Telekom erwartet für 2009 einen Rückgang im bereinigten Ebitda um 2,0 bis 4,0 Prozent. "Der Marktkonsens hatte aber mit 6,0 Prozent gerechnet", so Händler weiter. Die Aktie stürzte 7,2 Prozent ab und bildete damit das Schlusslicht im Dax.
Zu den Gewinnern im Dax zählten mit den deutschen Versorgern Eon und RWE erneut die konjunkturunabhängigeren Titel. RWE wurde gut nachgefragt wegen der am Donnerstag fälligen Dividende. Der Konzern zahlt 4,50 Euro, was einer satten Dividendenrendite von aktuell 7,7 Prozent entspricht. Händlern zufolge dürfte sich die "Outperformance" von RWE allerdings als kurzlebig erweisen, da die Investoren die Aktie nach der Dividendenzahlung wieder verkaufen dürften. Eon erholten sich nach den deutlichen Vortagesverluste. Am Montag war die Aktie zum ersten Mal seit knapp zwei Wochen unter die Marke von 22 Euro gerutscht. Eon notierten mit 2,4 Prozent im Plus. RWE lagen mit 1,5 Prozent im Plus.
"Weißwaschaktion" der US-Banken
Zu den Verlierern gehörten wie bereits am Vortag - anders als an den US-Börsen am Dienstag - die Finanzwerte. Marktteilnehmer verwiesen auf eine Studie der viel beachteten US-Analystin Meredith Whitney, die darauf hingewiesen hat, dass die jüngsten Zahlenwerke der Kreditinstitute Teil einer aus Bilanztricks resultierenden großen "Weißwaschaktion" ("Great White Wash"). Commerzbank schlossen knapp drei Prozent leichter. Deutsche Bank landeten bei 0,3 Prozent Minus. Sal. Oppenheim hat die Aktie auf "reduce" gesetzt.
Die Titel der Deutschen Post heivten sich mit 0,2 Prozent ins Plus. Das Unternehmen hatte zwar mit Hilfe des gestiegenen Werts der Verkaufsoptionen für Postbank-Papiere einen überraschend hohen Konzerngewinn ausgewiesen. Das operative Ergebnis war wegen des Umbaus des US-Expressgeschäfts aber nur leicht positiv ausgefallen.
Auch Infineon nahmen ein Plus mit in den Feierabend. Die Titel schlossen 0,6 Prozent höher. Der US-Konkurrent Texas Instruments hat zum Jahresstart erneut einen Umsatz- und Gewinneinbruch erlitten, aber die Markterwartungen dabei übertroffen. Der weltgrößte Chipbauer Intel hatte zuletzt ebenfalls einen Gewinneinbruch verbucht, erwartet aber auch ein Ende der Talfahrt. Infineon berichtete allerdings gerade von einer teilweise wieder besseren Auftragslage.
Im Technologie-Index TecDax brachen die Aktien von Conergy nach einem zurückhaltenden Ausblick um 48,5 Prozent ein. Die Papiere hatten ihren Wert in den vergangenen vier Wochen allerdings fast verfünffacht.
Quelle: ntv.de