SAP überrascht Dax dreht Ehrenrunde
13.01.2011, 14:20 UhrNach dem Kursfeuerwerk des Vortags ist Stillstand angesagt. Die erfolgreich verlaufenen Anleiheauktionen in Spanien und Italien ziehen keine weiteren Gewinne nach sich. Sand im Getriebe sind die Daten zur US-Arbeitlosigkeit. Viel Freude machen die Zahlen von SAP.
Die hohe Arbeitslosigkeit in den USA ist den Anlegern am deutschen Aktienmarkt erneut sauer aufgestoßen. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen so stark wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Auch die Auktionen in Spanien und Italien brachten keinen frischen Wind auf das Börsenparkett.
Der Leitindex Dax kam kaum von der Stelle und schloss 0,1 Prozent höher bei 7075 Punkten.
Die Zahlen aus den USA zeigten, "dass der Arbeitsmarkt neben dem Immobilienmarkt in den USA vorerst ein Problem bleibt", sagte Sintje Diek, Analystin der HSH Nordbank. Erfolgreiche Anleiheemissionen von Spanien und Italien drängten das Thema Schuldenkrise am Aktienmarkt allerdings etwas in den Hintergrund - weitere Gewinne zog das aber nicht nach sich.
Die Europäische Zentralbank hielt den Leitzins wie erwartet unverändert auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Allerdings machte Notenbankchef Jean-Claude Trichet deutlich, wegen der steigenden Inflation prinzipiell zu Zinserhöhungen bereit zu sein - auch früher als wie erwartet im vierten Quartal.
Die Märkte seien stark überkauft und daher kurzfristig immer wieder anfällig für Gewinnmitnahmen, meinte ein Händler. Zudem litt der Dax unter der geringen Gewichtung der Bankenwerte - die europaweit kräftig anzogen.
Bei den Einzeltiteln überraschte der Softwarekonzern SAP positiv mit Geschäftszahlen für 2010. Die Papiere legten daraufhin 3,5 Prozent zu und waren damit größter Dax-Gewinner. Zuvor hatten Spekulationen auf eine Gewinnwarnung des Unternehmens die Aktien bis zu 1,1 Prozent absacken lassen. "Die Zahlen sind besser als erwartet und ich sehe wirklich keine negative Nachricht darin", sagte Heino Ruland von Ruland Research.
Commerzbank taucht ab
Einer der größter Dax-Verlierer waren die Aktien der Commerzbank mit einem Minus von 1,3 Prozent. Das vom Staat gestützte Finanzinstitut macht mit einer Kapitalerhöhung aus einem Teil seiner Hybridanleihen hartes Kernkapital und geht so einen ersten kleinen Schritt zur Vorbereitung auf die schärferen Kapitalregeln. Die Maßnahme sei zwar grundsätzlich positiv, urteilte DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr in einem Kurzkommentar. "Allerdings ist sie nicht ansatzweise dazu geeignet, den grundsätzlich substanziellen Kapitalbedarf zur Rückzahlung der stillen Einlagen, insgesamt 17 Mrd. Euro, zu verändern."
Mit den günstigen Auktionen von Italien und Spanien und der Entspannung der Schuldenkrise stiegen Deutsche Bank um 1,4 Prozent und Allianz um 3,3 Prozent.
Entlastung für spanische Bankentitel
Die spanischen Banken wie Santander und BBVA legten nach den Anleihe-Emissionen des Sorgenkindes Spanien hingegen um knapp fünf beziehungsweise 6,3 Prozent zu. "Der Markt sucht in der Schuldenkrise der Peripheriestaaten nach einer Wende", erklärte Peter Chatwell, Zinsstratege bei der Credit Agricole in London. Dabei geben sich die Anleger momentan relativ abgeklärt: "Nach der erfolgreichen Platzierung der portugiesischen Papiere am Mittwoch hätte wohl nur eine richtig schlechte Auktion eine Reaktion hervorgerufen," sagte ein Händler. So habe der Verlauf die Situation gegenüber dem Wochenanfang aber entspannt, betonte Analyst Johannes Rudolph von HSBC Trinkaus in Düsseldorf.
Umschichtungen aus Zyklikern
Von Umschichtungen aus zyklischen Titel profitieren Eon und RWE, die um 2,6 bzw. 2,1 Prozent zulegten. Das Bundeskartellamt hat in seiner Sektoruntersuchung des Stromgroßhandels keine "systematische und gravierende Zurückhaltung von Erzeugungskapazitäten" festgestellt, wie die Bonner Behörde mitteilte.
Gesucht waren zwischenzeitlich auch Beiersdorf, die zuletzt um 0,7 Prozent zulegten. Die Aktien des Konsumgüterherstellers hatte zuletzt wegen einer Umsatz- und Gewinnwarnung unter Druck gestanden. Unter den zyklischen Papieren verloren VW 3,6 Prozent und HeidelbergCement 3,3 Prozent.
Aurubis mit Kapitalerhöhung
Auch im MDax bestimmen Kaptialmaßnahmen das Geschehen: Aurubis sackten um 8,0 Prozent ab. Das Unternehmen will sich durch eine Kapitalerhöhung frisches Geld für den Ausbau seiner Geschäfte besorgen.
Steigende Preise für Agrarrohstoffe ließen die Anleger bei K+S zugreifen. Die Aktien des Salz- und Düngemittelkonzerns gewannen 0,8 Prozent. Spekulationen auf einen Angebotsengpass hatten die Preise für Sojabohnen und Mais jeweils auf den höchsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren getrieben. Anleger setzten offenbar auf eine steigende Nachfrage nach Düngemitteln und das komme K+S zugute, sagte ein Händler. In Amerika hatten die Aktien der Agrarkonzerne bereits am Vortag ordentlich zugelegt.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa/rts