Finanzwerte legen zu Dax dreht ins Minus
09.04.2013, 17:40 Uhr
Wohin geht die Reise?
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach der Stabilisierung des Dax zum Wochenauftakt lassen Anleger Vorsicht walten. Nach den Quartalszahlen des amerikanischen Aluminiumkonzerns Alcoa hält sich die Kauflaune in Grenzen.
Der Beginn der US-Bilanzsaison hat die Anleger am Frankfurter Aktienmarkt nicht aus der Reserve gelockt. Der Quartalsbericht des Aluminiumriesen Alcoa lieferte keine Gründe, um im großen Stil wieder auf Einkaufstour zu gehen. Nach positiven Auftakt drehte der Dax am Nachmittag ins Minus und verlor am Handelsende 0,3 Prozent auf 7637 Punkte. Der MDax gab leicht auf 12.977 Zähler ab, während der TecDax 0,2 Prozent auf 910 Punkte verlor.
Händlerin Anita Paluch von Gekko Markets sah in den Zahlen von Alcoa und den chinesischen Inflationsdaten zwar eine Stimmungsstütze. In den deutschen Exportzahlen vom Morgen lasse sich jedoch deutlich die Belastung durch die Eurokrise ablesen, was die positiven Impulse gedämpft habe.
"Der Verkaufsdruck ist vor allem technischer Art", sagt ein Händler. Mit dem Fall unter die 100-Tage-Linie liege die nächste Auffanglinie im Dax nun erst bei den Jahrestiefs bei 7537 Punkten.
Der Aluminiumriese Alcoa, der am Montagabend die US-Berichtsaison eröffnete, sorgte für zwiespältige Reaktionen. Der Konzern hat im ersten Quartal zwar mehr verdient als im Vorjahreszeitraum. Ein ungewisser Ausblick drückte die Aktie nachbörslich jedoch ins Minus.
Einige Händler vermuten, dass die Verluste der jüngsten Zeit das Kursniveau für viele Anleger attraktiv machten. Fundamentale Gründe für die Kursentwicklung nennen sie aber kaum. "Schuldenkrise und Konjunktur geben nicht gerade Hoffnung", fasst ein Händler zusammen. Wie nachhaltig die Kursbewegung sei, bleibe daher abzuwarten.
Händler Darren Clarke von Gekko Markets sieht aber durch die unerwartet guten Zahlen des weltgrößten Aluminum-Konzerns das Vertrauen der Anleger in die Märkte wieder gestärkt. Alcoa hatte im ersten Quartal mehr als anderthalb mal so viel verdient wie im Vorjahreszeitraum, und sorgt damit für positive Impulse nicht nur für Rohstoffwerte. "Die Zahlen geben nichts her, dass einen zu begeistert werden lassen könnte", sagte dagegen Bridget Frears, Analystin von Morningstar aus Chicago.
"Vielleicht wertet der Markt die monatlichen Liquiditätsspritzen der Federal Reserve und der Bank of Japan von insgesamt 165 Milliarden US-Dollar als Signal, wieder einzusteigen", sagt Marktstratege Chris Weston von IG Markets.
Finanzwerte legen zu
Unter den Dax-Gewinnern waren bei abermals dünner Nachrichtenlage von Unternehmensseite vor allem Finanzwerte zu finden. Deutsche Bank verteuerten sich um 3 Prozent, Commerzbank um 2,2 Prozent. Allianz legten 0,3 Prozent zu. Auch die meisten europäischen Bankenwerte tendieren im positiven Bereich.
Autowerte lagen dagegen vergleichsweise schwach im Markt. Auf die Stimmung drückten die März-Zahlen von VW. Im Unterschied zu Porsche und Audi sind die VW-Zahlen schwächer ausgefallen als im gleichen Vorjahresmonat. "Autos dürften in diesem Quartal mit die schwächste Branche sein", meinte Jürgen Pieper von Metzler. Global seien die Zahlen noch ok, aber Europa ziehe nach unten.
Besonders enttäuschend sei die Entwicklung auf dem deutschen Markt, der nun in den Sog Europas geraten sei, und das trotz eines Rekordalters der Flotte von über acht Jahren. Die Szenarien für eine Erholung in der europäischen Peripherie beruhten lediglich auf Hoffnung, ergänzte Pieper. Aber auch der US-Markt laufe nicht so gut wie erwartet.
VW verloren 2,6 Prozent und Continental 1 Prozent. BMW büßten 0,6 Prozent ein und Daimler 0,4 Prozent.
Im MDax gaben EADS um 2,9 Prozent nach. Der französische Medienkonzern Lagardere hat damit begonnen, Anteile von 7,5 Prozent an EADS zu veräußern. Das kommt Händlern zufolge zwar nicht überraschend, drücke aber wegen des neuen Aktienangebots auf den Kurs. Händlern zufolge sollen 80 Prozent bereits platziert worden sein.
Aurubis setzten sich mit einem Plus von 6 Prozent an die Spitze. Die Papiere profitierten einem Börsianer zufolge nicht nur von Alcoa-Zahlen. Er verwies auch auf einen Medienbericht, demzufolge der führende europäische Kupferkonzern die Ausweitung seiner Kapazitäten plant. Nach dem starken Kursrutsch von in der Spitze rund 20 Prozent seit Anfang Februar stütze dies die Aktie, so der Börsianer.
Quelle: ntv.de