Marktberichte

Wie Phönix aus der Asche Dax dreht ins Plus

Die Nerven lagen förmlich blank - im Handelsverlauf brachen die deutschen Standardwerte zeitweise rund sieben Prozent ein - die Minuszeichen gingen durch alle Branchen. Am ärgsten traf es allerdings wieder einmal die Finanzwerte. So sackte die HypoVereinsbank zwischenzeitlich 20 Prozent ab. Am späten Nachmittag dann die Wende - die US-Börsen drehten ins Plus und der Dax drehte mit: Händler sprachen von Deckungskäufen, nachdem der erwartete Börsen-Crash in den USA ausgeblieben sei. Das Deutsche Börsenbarometer schloss mit 3,3 Prozent im Plus bei 3.632 Zählern.

Eigentlich müsse nun der Boden gefunden sein, andererseits sei die Stimmung sehr irrational, so ein anderer Händler. Es gebe gleich eine ganze Reihe schlechter Nachrichten wie die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft bei der Allianz und MLP, die Anklage gegen den Deutschen Bank-Chef Ackermann wegen Untreue und der pessimistische Siemens-Ausblick. Es sei kein Wunder, dass viele Anleger nur rauswollten.

Ob es heute schon der letzte Ausverkauf war, könne man noch nicht sagen, so Gregor Görtz vom Broker Lang & Schwarz. Unter dem letzten Ausverkauf, der mit hohen Börsenumsätzen und starken Schwankungen einhergeht, verstehen Börsianer die letzte heftige Abwärtsbewegung, bevor die Kurse wieder steigen.

Im Blickpunkt stand Siemens mit seinen Quartalszahlen. Zwar übertrafen die Münchener beim operativen Gewinn im dritten Quartal, der bei 892 Millionen Euro lag, die Erwartungen der Analysten. Der Auftragseingang ging jedoch um 20 Prozent auf 19,033 Milliarden Euro zurück. Für das vierte Quartal rechnet Siemens zudem mit einem Ergebnis, das unter dem des dritten Quartal liegen wird. Die Aktie brach zeitweise über 8 Prozent ein, konnte sich dann allerdings berappeln und 0,8 Prozent bei 50,50 Euro im Plus schließen.

Verluste erlitt auch die Epcos-Aktie, die zeitweise 14 Prozent fiel. Das Minus wurde im Tagesverlauf auf knapp 5 Prozent auf 19,59 Euro reduziert. Das Papier des Herstellers von passiven Bauelementen leide immer noch unter der Gewinnwarnung vom vergangenen Freitag und natürlich unter dem schwachen Ausblick der Konzern-Mutter Siemens, so ein Händler.

Wegen des Verdachts von Preisabsprachen haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch Büros der Allianz-Versicherung durchsucht. Das Bundeskartellamt habe den Verdacht illegaler Absprachen in der Industrie- und Firmenversicherung, bestätigte die Allianz am Mittwoch. Die Aktie drehte nach Verlusten von mehr als 6 Prozent ins Plus mit 6 Prozent auf 147 Euro.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat nach eigenen Angaben noch nicht entschieden, ob sie unter anderem gegen den Deutsche-Bank-Vorstandschef und ehemaligen Mannesmann-Aufsichtrat Josef Ackermann Anklage erheben wird im Zusammenhang mit Millionenabfindungen bei der feindlichen Übernahme von Mannesmann durch den britischen Konkurrenten Vodafone. Zeitungsberichten zufolge soll die Anklage als sicher gelten. Die Aktie lag zeitweise mit mehr als 8 Prozent im Minus drehte allerdings ebenfalls 2,2 Prozent auf 56,28 Euro ins Plus.

Größter Verlierer blieb die HypoVereinsbank, die zweitweise 20 Prozent fiel. Am Dienstag war aus Bankenkreisen verlautet, das Kreditinstitut habe im abgelaufenen Quartal einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe eingefahren und müsste seine Risikorückstellungen erhöhen. Die Aktie verkleinerte die Verluste auf 6,4 Prozent bei 20,50 Euro.

Weiter im Blickpunkt der Anleger stand auch die Aktie von MLP, die am Vortag zeitweise um 25 Prozent eingebrochen war, nachdem die Mannheimer Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume des Finanzdienstleisters durchsucht und Einsicht in die Aktien zum Rückversicherungsgeschäft genommen hat. MLP teilte außerdem mit, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young habe in einem vom MLP-Vorstand und -Aufsichtsrat bestellten Gutachten eine korrekte Bilanzierung des Rückversicherungsgeschäftes bestätigt. Die Papiere gaben zeitweise nochmals 10 Prozent nach, erholten sich allerdings und schafften den Sprung in die Pluszone mit 8 Prozent auf 22,25 Euro.

Higflyer des Tages war allerdings die T-Aktie. Die Deutsche Telekom hat derzeit keine Pläne, Abschreibungen auf ihre US-Mobilfunktochter VoiceStream vorzunehmen. „Wir sehen keinen Abschreibungsbedarf“, sagte ein Telekom-Sprecher am Dienstag in Bonn. Laut seinen Angaben steht VoiceStream mit rund 39 Milliarden Euro in den Büchern. Das ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus hatte zuvor vorab berichtet, dass die Telekom in ihrer Bilanz einen zweistelligen Milliarden-Verlust versteckt. Die T-Aktie verbuchte ein Plus von 14,5 Prozent auf 12 Euro.

Quelle: ntv.de

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