Ölpreis schnellt hoch Dax dreht wieder ab
01.08.2008, 17:40 UhrErleichterung über die US-Arbeitsmarktdaten hat den deutschen Standardwerten am Freitagnachmittag nach einem längeren Tauchgang kräftig Auftrieb gegeben und sogar ins Plus getragen. Der Aufenthalt im grünen Bereich war allerdings nur von kurzer Dauer. Das Börsenbarometer machte auf stetem Fuße kehrt und tauchte wieder ab.
Ursache war der rasche Anstieg des Ölpreises, der den US-Markt ebenso wie den deutschen Leitindex unter Druck setzte. "Zudem setzt sich die negative Interpretation der US-Arbeitsmarktdaten und des ISM-Index durch, General Motors war sowieso ein Desaster", sagte ein Händler mit Verweis auf den Einbruch im US-Ordereingang.
Der Dax verlor bis Handelsschluss 1,3 Prozent auf 6.396 Punkte. Der Ölpreis war am Freitagnachmittag um mehr als vier Dollar nach oben geschnellt. Für die US-Sorte WTI zahlten Händler wieder mehr als 128 Dollar. Die Nordseesorte Brent war zu 127,30 Dollar zu haben. Analysten führten den Anstieg vorrangig auf technisch ausgelöste Geschäfte zurück
Auf die Stimmung drückte am letzten Handelstag der Woche auch eine Gewinnwarnung von BMW, die alle Autowerte mit nach unten zog. Auch ein Nettoverlust von über 15 Mrd. Dollar bei General Motors hinterließ am deutschen Markt Spuren. Gute Nachrichten kamen lediglich vom Lufthansa-Streik, wo Management und Verdi zu einer Einigung gefunden haben.
Die Einschätzung der US-Arbeitsmarktdaten fiel gemischt aus. Die Zahl der Beschäftigten war zwar außerhalb der Landwirtschaft etwas weniger stark zurückgegangen als erwartet. Dafür stieg die Arbeitslosenquote stärker als prognostiziert auf 5,7 (Vormonat 5,5) Prozent.
"Ich würde den Bericht als neutral beurteilen", erklärte ein HSBC-Analyst. Ein Helaba-Analyst erklärte: "Die Zinserhöhungserwartungen für die Fed dürften dadurch weder gedämpft noch angeheizt werden."
Lufthansa zogen nach der Tarifeinigung und dem angekündigten Streikende um 1,8 Prozent an, ladenten mit dem allgemeinden Markttrend am Ende aber mit 0,4 Prozent im Minus. Der Abschluss ist positiv und belastet das Ergebnis der Lufthansa nur wenig", sagte ein Analyst vom Bankhaus Metzler. Die Kosten-Abweichung gegenüber der Ergebnisplanung sei vermutlich eher gering, vielleicht mache sie einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag aus. Die Kosten des Streiks selber bezifferte Lufthansa-Personalvorstand Lauer mit "einem deutlichen zweistelligen Millionenbetrag".
BMW notierten mit 5,4 Prozent im Minus. In der Spitze waren sie nach ihrer Gewinnwarnung um über zehn Prozent eingebrochen. Marktteilnehmer hatten zwar mit der Gewinnwarnung gerechnet, zeigten sich aber überrascht von deren Ausmaß. Analysten seien zuletzt von einer Umsatzrendite von sieben Prozent ausgegangen, nach der Mitteilung werde der Markt nun vermutlich mit etwa 4,5 Prozent rechnen, hieß es. Damit dürften die Gewinnschätzungen um etwa ein Drittel sinken.
Auch die Aktien anderer Autobauer gerieten unter Druck: VW fielen unter die 200-Euro -Marke zurück und notierten 4,1 Prozent leichter. Nach dem Bilanzstichtag bei Porsche falle eine potenzielle Kursstütze weg, sagte ein Händler. Daimler gaben 1,8 Prozent nach.
Als enttäuschend beschrieben Händler die Zahlen der Deutschen Börse. Beim Gewinn hatte der Betreiber der Frankfurter Börse die Prognosen in etwa getroffen, beim Umsatz aber verfehlt. Deutsche Börse notierten 4,4 Prozent niedriger.
Linde stemmten sich gegen den Trend und schlossen 0,6 Prozent höher. Der Industriegasekonzern hatte mit seinem Zwischenbericht die Prognosen der Analysten übertroffen. Auch der Ausblick klinge nach wie vor vergleichsweise optimistisch, hieß es.
Gute Zahlen von Enel und Gaz de France stützten die Versorger immer wieder einmal. Eon schlossen nach einem Wechselbad allerdings 0,9 Prozent leichter. Auch RWE verloren 0,9 Prozent.
Fresenius profitierten im MDax mit plus 1,2 Prozent von der angehobenen Gewinnprognose des Infusionsspezialisten APP Pharmaceuticals. Fresenius wird APP Pharmaceuticals übernehmen. Im Dax zählten auch die Titel der Fresenius-Tochter FMC mit plus 1,6 Prozent zu den Favoriten.
Im SDax büßten Wacker Construction nach einer Gewinnwarnung 11,2 Prozent ein.
Quelle: ntv.de