Abgefahren Dax drückt aufs Gas
25.10.2007, 17:35 UhrStarke Geschäftszahlen und Spekulationen auf weitere Zinssenkungen in den USA haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag beflügelt.
Angetrieben von Kursgewinnen bei den Aktien von Daimler, Deutscher Börse und Deutscher Telekom legte der Dax 1,3 Prozent auf 7932 Punkte zu.
Nach den Milliardenabschreibungen der Investmentbank Merrill Lynch und einigen schwachen US-Konjunkturdaten wird Händlern zufolge am Markt wieder verstärkt auf eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank spekuliert. Zudem unterstützte ein etwas weniger stark als befürchtet ausgefallener Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober die gute Stimmung. "Die Ergebnisse sprechen für eine Fortsetzung des Aufschwungs, allerdings mit nachlassender Dynamik", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.
Die Pole Position sicherten sich Daimler. Eine starke Entwicklung bei Mercedes-Benz ließ die Aktien 4,7 Prozent steigen. Das Ebit fiel um 25 Prozent besser aus als von Analysten erwartet. Die anfängliche Achterbahnfahrt – die Titel rutschten kurz nach Bekanntgabe der Zahlen ins Minus – wurde auf die Abschreibung von Chrysler zurückgeführt. Aber das Kapitel Chrysler sei zugeschlagen, die Anleger konzentrierten sich nun auf Mercedes, hieß es dazu.
Zu den größten Gewinnern gehörten auch Deutsche Telekom mit einem Plus von gut vier Prozent. Die Aktien wurden von France Telecom gestützt. Die Franzosen erhöhten die Prognosen für den Cash-Flow und die operative Marge. "Das sind Vorschusslorbeeren, die der Markt verteilt", bemerkte ein Analyst von Merck Finck zu dem Telekom-Plus "Beide Konzerne haben zwar ähnliche Geschäftsbereiche, aber unterschiedliche Marktbedingungen." So sei der Preiskampf in Frankreich weniger hart als in Deutschland.
Gefragt waren wie am Vortag die Aktien der Deutsche Börse mit einem Plus von 3,8 Prozent. In der Spitze stiegen die Titel des Börsenbetreibers um 5,1 Prozent auf ein Rekordhoch bei 111,68 Euro. Zahlreiche Händler konnten sich dies nicht erklären, einige verwiesen allerdings auf charttechnische Gründe.
Siemens legten 1,7 Prozent zu. Die Aktie profitierte von mehreren Faktoren. "Vor allem die starken Zahlen der Kraftwerksparte von ABB treiben", sagte ein Händler. Da die Aktie zuvor stark überverkauft worden sei, profitiere sie zudem überproportional von der Erholung im Dax.
Lufthansa konnten ihr Plus nicht halten und drehten mit 0,3 Prozent ins Minus. Die Fluggesellschaft hatte am Vorabend nach Börsenschluss Zahlen vorgelegt. Die Umsätze und das operative Ergebnis sind leicht, das Nettoergebnis dagegen deutlich besser als vom Markt erwartet ausgefallen. Der Nettogewinn profitierte von dem Verkauf des Anteils an Thomas Cook. Der Börsianer bezeichnete allerdings die Bestätigung des Ausblicks als "etwas zu konservativ".
Größter Verlierer waren Merck mit minus 2,7 Prozent. Die Aktien gaben wegen der befürchteten Preissenkungen im Flüssigkristallgeschäft nach. Der Vorstandschef des taiwanesischen LCD-Herstellers AU Optronics hatte in einem Interview gesagt, der Wettbewerb in diesem Bereich nehme zu und ermögliche es, bessere Preise auszuhandeln. Vor allem der japanische Konzern Chisso werde ein wichtiger Konkurrent zu der bisher den Markt dominierenden Merck.
Im MDax stiegen Wincor Nixdorf um 4,9 Prozent. Der Paderborner Geldautomaten- und Kassensystemhersteller steigerte im abgelaufenen Geschäftsjahr Umsatz sowie Ergebnis zweistellig und rechnet auch 2007/2008 mitweiterem Wachstum. Händler sprachen von Zahlen "im Rahmen der Erwartungen". Positiv sei, dass Wincor einen optimistischeren Ausblick auf das kommende Jahr gegeben habe, sagte ein Börsianer.
SGL Group fielen dagegen am MDax-Ende um 5,4 Prozent. Händler bemängelten, dass der Ausblick entgegen optimistischerer Erwartungen nur bestätigt worden sei. Zudem sei der Ausblick für das kommende Jahr vorsichtig. Am Vortag hatten noch Gerüchte die Runde gemacht, SGL könnte den Ausblick möglicherweise nochmals anheben. "Daher ist die Bestätigung der Prognosen nun ein kleiner Dämpfer", sagte ein Händler. Zudem habe die Margeenttäuscht. WestLB senkte die Titel auf "Hold" auf "Buy".
Rh ön Klinikum stiegen um 2,0 Prozent. Der Klinikbetreiber bekräftigte nach einem Umsatz- und Ergebnisanstieg im dritten Quartal die Gesamtjahresprognose. Die Zahlen fielen ersten Händlerkommentaren zufolge wie erwartet aus. Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern hätten die Marktprognosen getroffen, das Nettoergebnis liege etwas über den Schätzungen. "Die Zahlen sind wenig inspirierend", kommentierte ein Händler. Ein anderer betonte den bestätigten Ausblick.
MTU Aero Engines rutschten mit 1,8 Prozent ins Minus. Händler sprachen - abgesehen vom Umsatz - von besser als erwartet ausgefallenen Zahlen. Der Triebwerksbauer baute im dritten Quartal dank der anhaltend guten Auftragslage Umsatz und Ergebnis aus und übertraf die Renditeerwartungen der Analysten. Auch die Bestätigung des Ausblicks hob ein Marktteilnehmer positiv hervor.
Auch durch den TecDax zog sich der Zahlenreigen. Kontron gewannen 3,8 Prozent. Der Minicomputer-Hersteller verzeichnete im dritten Quartal einen deutlichen Gewinnschub und übertraf die Markterwartungen. Händler sprachen in einer erwarten Einschätzung von starken Zahlen. "Sowohl das operative Ergebnis (Ebit) als auch der Gewinn nach Steuern (EAT) lagen deutlich über den Erwartungen", sagte ein Börsianer. Zudem klinge der Ausblick positiv. Kontron erwartet nun bereits für 2007 eine zweistellige Ebit-Marge.
Das Biotechnologie-Unternehmen MorphoSys steigerte im dritten Quartal nach einem mit Enttäuschung aufgenommenen zweiten Jahresviertel sein operatives Ergebnis und bekräftigte die Gesamtjahresprognose. Bei Händlern stießen die auf ein vorsichtig positives Urteil. Beim Gewinn nach Steuern habe das Biotechnologie-Unternehmen die Erwartungen des Marktes übertroffen, der Ausblick sei bestätigt worden. Die Aktie legte um 2,6 Prozent zu.
Quelle: ntv.de