SAP fällt und fällt... Dax fällt mit
03.04.2002, 20:15 UhrDie deutschen Standardwerte präsentierten sich am Mittwoch so wie die Nachrichtenlage - es passierte nur wenig. Die Sorgen um die Entwicklung des Öl-Preises und die Krise in Nahost standen weiter im Mittelpunkt auf dem Frankfurter Parkett. Der Dax schloss mit 0,6 Prozent bei 5.282 Punkten im Minus.
Die Krise im Nahen Osten treibe den Ölpreis, so ein Händler. Dies schüre an den Märkten die Befürchtung, dass die langsam in Schwung kommende Konjunktur gleich wieder ins Stottern geraten könnte. Zudem rücke langsam die Berichtssaison in den USA in den Blickpunkt der Anleger. Die beginnt in rund zwei Wochen. Nach den sehr guten Konjunkturdaten der letzten Wochen würden die Anleger eigentlich auf gute Unternehmensergebnisse setzen. Allerdings sehe es so aus, als würden diese ausbleiben. Der Markt sei nun über diesen Nicht-Gleichklang enttäuscht.
Im Fokus der Anleger standen die Technologie-Titel, allen voran erneut SAP. Der US-Softwarehersteller Commerce One hatte am Dienstagabend angekündigt, man werde im zweiten Quartal hinter den Analystenerwartungen zurückbleiben. SAP ist mit 20 Prozent an Commerce One beteiligt. Die SAP-Aktie fiel 3,0 Prozent auf 159,59 Euro. Auch eine Bestätigung der eigenen Prognosen durch SAP konnte den Kurs nicht in seiner Talfahrt stoppen.
Nach unten ging es auch für Siemens. Die Aktie gab 1,4 Prozent auf 72,31 Euro nach. Nach eigenen Angaben rechnet Siemens 2002 mit einem „schwierigem Jahr“ im Geschäftsfeld mobile Infrastruktur. Epcos verloren 1,5 Prozent auf 51,05 Euro. Gegen den Trend zulegen konnte zunächst Infineon, am Nachmittag drehte die Aktie dann allerdings mit 5,9 Prozent auf 23,55 Euro ins Minus.
Im Blickpunkt standen auch die Autowerte, nachdem die neuesten US-Absatzzahlen bekannt wurden. Ein gutes Ergebnis habe es vor allem von BMW gegeben, so ein Händler. Der Münchener Autobauer hatte seinen Absatz in den USA um 23 Prozent gesteigert. Einen Rückgang von 4 Prozent musste dagegen Chrysler hinnehmen, während Mercedes rund 9 Prozent zulegen konnte. Volkswagen verbesserte seinen Absatz um knapp 7 Prozent. Die BMW-Aktie gab 0,5 Prozent auf 45,15 Euro ab, für DaimlerChrysler ging es 1,2 Prozent auf 50,40 Euro nach unten, Volkswagen gaben 2,4 Prozent auf 58,00 Euro nach.
Die Commerzbank hat nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins "Focus Money" ihr Ertragstief offensichtlich durchschritten und erwartet für 2002 steigende Gewinne. Die Aktie legte 2,4 Prozent auf 20,75 Euro zu. Commerzbank-Chef Müller sagte in einem Interview mit dem Magazin mit Blick auf die defizitäre Sparte Investmentbanking, man werde im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben.
Der Nutzfahrzeughersteller MAN hatte nach einem schwierigem Jahr zur Bilanzpressekonferenz eingeladen. Neben mehreren Gewinnwarnungen hatte der Konzern am abgelaufenen Geschäftsjahr vor allem auch mit internen Problemen nach Bilanzfälschungen bei der britischen Tochter ERF zu kämpfen. Im laufenden Jahr will MAN Nutz sein operatives Ergebnis auf 100 Millionen Euro nach 64 Millionen 2001 steigern, vor Steuern soll die Gewinnschwelle erreicht werden. Der Umsatz werde allerdings um bis zu 12 Prozent zurückgehen, so das Unternehmen weiter. Die Aktie gab 2,0 Prozent auf 27,43 Euro nach.
Die Liste der Pleiten von Traditionsunternehmen in Deutschland wurde auch am Mittwoch wieder länger - der Schreibwarenhersteller Herlitz hat einen Insolvenzantrag gestellt. Die Berliner sind damit nach Holzmann und Fairchild Dornier bereits das dritte Unternehmen innerhalb weniger Wochen, das auch durch Verhandlungen mit Banken nicht mehr gerettet werden konnte. Die Herlitz-Aktie brach 26,6 Prozent auf 1,02 Euro ein.
Quelle: ntv.de