Markt atmet tief durch Dax fällt zurück
30.10.2013, 17:45 Uhr
(Foto: AP)
An den Börsen herrscht weiter gute Laune. Anleger gehen davon aus, dass die US-Notenbank ihre lockere Geldpolitik vorerst nicht drosseln wird. Das sorgt auch in Deutschland für steigende Kurse.
Die Hoffnung auf eine Fortsetzung der ultralockeren US-Geldpolitik hat den Frankfurter Aktienmarkt weiterhin gestützt. Nach positivem Verlauf büßte der Dax am Nachmittag seine Gewinne allerdings wieder vollständig ein und schloss 0,1 Prozent schwächer bei 9010 Punkten. Der MDax legte 0,4 Prozent auf 15.939 Punkte zu, während der TecDax 0,2 Prozent auf 1128 Zähler stieg.
Vor dem US-Zinsentscheid am Abend ließen sich die Anleger nicht nachhaltig aus der Reserve locken, hieß es am Markt. Anzeichen einer bevorstehenden starken Korrektur seien im Moment aber nicht auszumachen, sagte Christian Henke vom Broker IG. "Die Mischung aus überzeugenden Quartalsberichten und der Aussicht auf eine anhaltend lockere US-Geldpolitik helfen den Märkten weiter nach oben", so ein anderer Börsianer.
Am Markt wird damit gerechnet, dass die amerikanische Notenbank Fed die Wirtschaft mindestens bis zum März weiter mit Konjunkturspritzen im Volumen von monatlich 85 Milliarden Dollar unterstützen wird. Das laufende Anleihekaufprogramm gilt als der Auslöser schlechthin für die Aufwärtsbewegung an den Börsen.
Die Fed wird am Abend über ihren weiteren Kurs berichten. Den Einstieg in den Ausstieg aus der Politik des ultra-billigen Geldes dürfte die Bank nach Ansicht vieler Experten erst nächstes Jahr wagen. Dafür sprechen zum einen die zuletzt eher uneinheitlich ausgefallenen US-Konjunkturdaten, zum anderen die Sorge, dass US-Haushaltsstreit schon in Kürze wieder auflodern könnte.
Der gut zweiwöchige Regierungsstillstand von Anfang Oktober bremste die Dynamik am amerikanischen Arbeitsmarkt offenbar ab: Im Privatsektor stieg die Beschäftigung im Oktober nach Daten des privaten Arbeitsmarkt-Dienstleisters ADP um 130 000 Stellen - das war der geringste Zuwachs seit einem halben Jahr. Die Fed hat eine Drosselung der ultralockeren Geldpolitik unter anderem an eine Besserung am Arbeitsmarkt geknüpft.
Volkswagen an der Dax-Spitze
Im Dax führten Volkswagen die Gewinnerliste mit einem Plus von 4,9 Prozent an. Die Aktie trägt damit maßgeblich zum neuerlichen Rekordstand des Dax bei, da sie im Leitindex ein großes Gewicht hat.
Dank guter Geschäfte seiner Tochter Porsche hatte der Autokonzern den Betriebsgewinn im Sommerquartal deutlich gesteigert. "Offensichtlich haben einige Investoren wegen der Autokrise mit Schlimmerem gerechnet", sagte ein Händler. Nach Ansicht der LBBW liegt VW "voll in der Spur". Sehr positiv sei der freie Liquiditätsfluss von 3,2 Milliarden Euro. "Er stammt ganz überwiegend aus dem Industriegeschäft und belegt die gute Ertragskraft", sagte Analyst Frank Biller.
Das VW-Plus machte den Sektor der Automobilwerte zum Tagesgewinner unter den Branchenindizes. "Anleger werden mit Blick auf die Autobauer wieder etwas zuversichtlicher", so ein Händler. BMW tendierten 0,5 Prozent fester, während Daimler nach festem Verlauf schließlich 0,6 Prozent verloren.
Erneute Spekulationen um einen unmittelbar bevorstehenden Verkauf der verlustreichen Stahlwerke in Übersee gaben Händlern zufolge ThyssenKrupp Auftrieb. Die Aktien gewannen 2,5 Prozent. Ein Börsianer verwies zusätzlich auf die Anhebung der Prognose durch Nippon Steel. Der japanische Stahlkonzern hatte dank einer anziehenden Nachfrage und Einsparungen seine Gewinnziele für das Gesamtjahr um 13 Prozent angehoben. Darüber hinaus hatten die Analysten der Commerzbank ihr Kursziel für Thyssen-Titel auf 23 von 18 Euroerhöht und ihre Kaufempfehlung bekräftigt.
Deutsche Börse stiegen 1,2 Prozent. Der Börsenbetreiber hatte bereits am Vorabend nach Handelsschluss seine Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Ein bevorstehender Vergleich in den USA hatte dem Unternehmen allerdings einen heftigen Gewinneinbruch eingebrockt. Händler verwiesen aber auf das operative Geschäft, das mehr oder weniger wie erwartet ausgefallen sei.
Dagegen gaben Linde 2,8 Prozent ab. Deutsche Bank verbilligten sich um 1,6 Prozent.
Im TecDax kamen die Zahlen von Qiagen gut an. Die Titel rückten um 2,9 Prozent vor. Der Biotechnikkonzern hatte im dritten Jahresviertel seinen bereinigten Gewinn um zehn Prozent auf 68,4 Millionen Dollar ausgebaut.
Deutlich positiv reagierte die Aktie von Vossloh auf die Geschäftszahlen. Sie stiegen im SDax 5,8 Prozent. "Vor allem die Auftragseingänge sind sehr gut", sagte ein Händler. Sie sprangen um fast die Hälfte auf ein Rekordniveau. "Nach den dauernden und zermürbenden Gewinnwarnungen scheint endlich ein Boden erreicht zu sein", meinte er. Die zuletzt gesenkte Prognose habe Vossloh nun wieder bestätigt.
"Die Aktie wird damit vielleicht wieder ein attraktives Investitionsziel, da jeder auf der Suche nach noch investierbaren Nachzüglern ist", so ein anderer Händler. "Nach den ganzen Gewinnwarnungen war niemand mehr in der Aktie dabei - das ist eine sehr gute Grundlage für künftige Kursgewinne". Equinet-Analyst Holger Schmidt blieb allerdings skeptisch: Der Bahntechnikkonzern müsse sich mit Herausforderungen wie etwa dem Preisdruck im Weichen-Geschäft auseinandersetzen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa