Schlechte Stimmung in Euroland Dax fällt zurück
30.08.2011, 17:59 Uhr
Im Euroraum hat sich die Wirtschaftsstimmung im August deutlich stärker als erwartet eingetrübt.
(Foto: Pixelio/Rolf Handke)
Die kleine Erholungsbewegung vom Vortag gerät ins Stocken. Die deutschen Standardwerte geben ihre Gewinne wieder ab. Mit der Italien-Auktion rückt die EU-Schuldenkrise wieder in den Fokus. Schwache Daten aus der Eurozone und den USA drücken zusätzlich auf die Stimmung.
Dem deutschen Aktienmarkt ist nach der Minierholung die Puste ausgegangen. Nachdem es der Leitindex kurz nach Handelsbeginn bis auf 5730 Punkte geschafft hatte, drehte er ab und fiel ins Minus zurück. Am Ende des Tages siegten die Konjunktursorgen beiderseits des Atlantiks
So landete der Dax mit 0,5 Prozent im Minus bei 5643 Zählern. Dafür schaffte der MDax aber den Sprung in den grünen Bereich und gewann 0,5 Prozent auf 8899 Punkten und der TecDax verbesserte sich gar um 0,7 Prozent auf 737 Zähler.
Eine Schlechtwetterfront zog aus Italien hoch. Mit der italienischen Anleihe-Auktion rückte die EU-Schuldenkrise wieder in den Fokus. Da es fast keine Nachrichten vom Aktienmarkt gebe, gewönnen Makro-Themen wieder die Oberhand.
Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone gab keinen Anlass zu Hoffnung. Im Gegenteiil: Sie hat sich im August unerwartet stark abgekühlt. Die Eintrübung war dabei im Dienstleistungssektor, im Einzelhandel und bei den Verbrauchern besonders ausgeprägt. Lediglich im Baugewerbe verbesserte sich die Stimmung.
Das Verbrauchervertrauen für den gemeinsamen Währungsraum, das 20 Prozent des Gesamtindex ausmacht, fiel zudem deutlich schlechter aus. Die Verbraucher beurteilen die künftige Wirtschaftslage pessimistischer und ihre Sorgen über eine mögliche künftige Arbeitslosigkeit nahmen zu. Der Index fiel auf minus 16,5 von minus 11,2 im Juli.
Nicht nur die schlechte Stimmung in der Eurozone, auch die unerwartet schlechte Stimmung der US-Verbraucher übertrug sich am Nachmittag auf die Laune der Investoren. Dem Index des Conference Board zufolge lag das Verbrauchervertrauen in den USA im August bei 44,5 Punkten. Analysten hatten mit einem Plus von 52,0 Zählern gerechnet. "Das Risiko einer Rezession in den USA steigt", kommentierte Lothar Heßler von HSBC Trinkaus.
Italien im Blick
Auch die Auktion italienischer Anleihen enttäuschte. "Die Überzeichnung ist nicht sehr hoch, da scheint der Markt leicht enttäuscht zu sein", stellte Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, fest. Entscheidend sei aber, dass die Renditen gegenüber der letzten Auktion herunter gekommen seien. Das spreche für eine gewisse Normalisierung. Steigen die Renditen, wird die Finanzierung für das Land teurer.
Bei der Emission von zehnjährigen Papieren lag die Rendite bei 5,22 Prozent. Bei der vorigen Auktion Ende Juli hatte die Bruttorendite mit 5,77 Prozent noch den höchsten Wert seit elf Jahren markiert. Italien platzierte insgesamt Anleihen im Gesamtvolumen von 7,7 Mrd. Euro. Der Mailänder Leitindex gab um 0,8 Prozent nach.
Angesichts der erneuten Diskussion über die Inhalte des milliardenschweren Sparpakets war Italien aber schon zuvor ins Blickfeld der Anleger gerückt. "Wenn jetzt wieder alles in Frage gestellt wird, dürfte das die Sorgen um eine Eskalation der Schuldenkrise neu entfachen", sagte ein Börsianer. Die Regierung verzichtet nun doch auf eine Sondersteuer für Besserverdiener, wie das Büro von Ministerpräsident Silvio Berlusconi am Montagabend mitteilte. "Das wirkt so, als ob sie ihr Wort nicht halten wollen", so ein Händler.
Auch die Konjunkturdaten aus Italien fielen schlecht aus: Der Einzelhandelsumsatz brach zum Vorjahr um 1,2 Prozent ein. Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang um 0,8 Prozent erwartet
Berg- und Talfahrt bei Finanztiteln
Auf Unternehmensseite war die Nachrichtenlage dünn. Die Finanzwerte, die am Morgen noch zu den größten Gewinnern gehörten, konnten sich für keine Seite richtig entscheiden. Am Ende gaben Commerzbank 0,1 Prozent ab. Deutsche Bank schafften ein Mini-Plus von 0,3 Prozent .
Die Versicherer konnten sich nicht im Plus halten, auch wenn beim Wirbelsturm "Irene" in den USA glimpflich davongekommen sind . Die Allianz-Titel gaben 0,3 Prozent nach, nachdem sie am Vortag bereits mehr als drei Prozent hinzugewonnen hatten.
Selbst ThyssenKrupp schlossen ebenfalls nach einer Berg- und Talfahrt als Spitzenreiter im Dax mit einem Plus von 0,7 Prozent.
Deutsche Telekom fielen um knapp 1,o Prozent. Leicht bremsend für den Telekom-Kurs werten Händler den möglichen Markteintritt von Vodafone in Griechenland. Die Telekom ist an dem griechischen OTE-Konzern beteiligt, und Vodafone prüft nun eine Zusammenarbeit mit dem griechischen OTE-Wettbewerber Wind Hellas.
Im SDax drehten Patrizia Immobilien trotz einer Hochstufung durch JP Morgan um 1,1 Prozent ins Minus. Die Analysten hatten die Aktien auf "Overweight" von "Neutral" gesetzt.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa