Marktberichte

Bond-Auktionen beruhigen Dax fängt sich

Warten, warten, warten: Was wird aus Griechenland?

Warten, warten, warten: Was wird aus Griechenland?

(Foto: REUTERS)

Die Euro-Zone hatte alle Brücken hinter sich eingerissen. Wollen die Griechen jetzt auf die andere Seite hinüberschwimmen?

Die Euro-Zone hatte alle Brücken hinter sich eingerissen. Wollen die Griechen jetzt auf die andere Seite hinüberschwimmen?

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Die deutschen Standardwerte machen einen Großteil ihrer Tagesverluste wett. Für etwas Ruhe am Markt sorgen gelungene Anleiheauktionen in Südeuropa. Händler sprechen von einer technischen Gegenbewegung. Die Sorgen um Athen seien längst nicht vergessen.

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Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen eines möglichen Austritts Griechenlands aus der Euro-Zone hat den europäischen Börsen in den vergangenen Tagen heftig zugesetzt. Die Panik, die sich am deutschen Aktienmarkt am Mittwochmorgen breit machte, ließ erst mit der Beruhigung an einigen Anleihemärkten nach.

Der Leitindex Dax versuchte am Ende den Dreh ins Plus, gab aber doch klein bei und schloss 0,3 Prozent leichter bei 6.384 Punkten. Seit Ende der Vorwoche büßte das Kursbarometer damit um über vier Prozent ein. Der MDax notierte bei Handelsschluss nahezu unverändert bei 10.331 Punkten. Der TecDax verlor 1,3 Prozent auf 759 Punkte.

"Beim Thema Griechenland fühlt man sich in den Status von vor ein paar Monaten zurückversetzt - keiner weiß so richtig wie es weitergeht", sagte ein Börsianer. "Für die Finanzmärkte gibt es nichts Schlimmeres als Unsicherheit." "Das ist eine technische Gegenbewegung, die Sorgen um Athen sind deswegen noch längst nicht vergessen", ergänzte ein Händler.

Ein anderer Marktbeobachter führte aus: "Der Eintritt in die Euro-Zone sollte eigentlich unwiderruflich sein. Sie hatten alle Brücken eingerissen, damit niemand auf die andere Seite des Flusses zurückgelangen kann. Nun sieht es aber danach aus, als ob die Griechen hinüberschwimmen wollen."

Mit der gut gelaufenen Auktion in Frankreich nahm diese Unsicherheit merklich ab. Auch in Italien und Frankreich kamen die Renditen der Staatsanleihen deutlich zurück. Gleichzeitig drehten die Börsen mit dieser Entwicklung teils ins Plus. Trotzdem sorgt die Griechenland-Krise weiter für Zündstoff.

Raus aus dem Euro = Raus aus den Schulden?

"Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Griechenland bis zu den nächsten Wahlen im Juni notwendige Gesetze verabschieden kann, vor allem diejenigen, die von der Troika zur Reduzierung der Schulden gefordert werden", sagte Anita Paluch von Gekko Global Markets. "Sollte dann die nächste Tranche der Hilfszahlungen ausbleiben, droht dem Land die Zahlungsunfähigkeit."

Börsianer befürchten, dass bei den anstehenden Neuwahlen in Griechenland die Sparkurs-Kritiker weiteren Zulauf erhalten und die neue Regierung den Sanierungspakt mit EU und Internationalen Währungsfonds (IWF) aufkündigt. Investoren gehen davon aus, dass der hoch verschuldete Mittelmeer-Anrainer damit auf die Zahlungsunfähigkeit zusteuert.

"Die unmittelbaren Kosten eines Euro-Austritts wären für Griechenland zwar enorm, aber beherrschbar", stellte Finanzmarkt-Expertin Michala Marcussen von der Societe Generale fest. Ihre Sorge gilt eher den Ansteckungseffekten. "Eine schnelle und kraftvolle Reaktion wäre nötig. Dies ist eine Frage des politischen Willens."

Zu den größten Verlierern bei den Einzeltiteln zählten ThyssenKrupp mit einem Abschlag von 2,7 Prozent. Zahlreiche Analysten senkten ihre Ergebnis-Prognosen und Kursziele als Reaktion auf die Quartalsbilanz vom Vortag. Ingo-Martin Schachel von der Commerzbank bezeichnete den Ausblick für das europäische Stahlgeschäft als enttäuschend.

Mit an der Dax-Spitze hielten sich die Aktien der Deutschen Börse, die sich um 1,6 Prozent verteuerten. Die bekräftigten Gesamtjahresziele stützten einem Börsianer zufolge den Kurs. Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt Research verwies zudem auf die angekündigte Reduzierung der Entgelte für die Abrechnung von Aktiengeschäften. Wie bei früheren Gebührensenkungen erhoffe sich die Deutsche Börse, dass steigende Handelsumsätze die Mindereinnahmen ausglichen.   

Aktivisten wollen Frankfurt lahmlegen

Unterdessen warfen die Proteste der kapitalismus-kritischen "Blockupy"-Bewegung in Frankfurt ihre Schatten voraus. Marktanalyst Roger Peeters vom Bankhaus Close Brothers Seydler verglich die Lage mit Weiberfastnacht. "Niemand trägt Krawatte." Viele Banken rieten ihren Mitarbeitern zudem, von zu Hause aus zu arbeiten. Einige Gebäude wie das Commerzbank-Hochhaus - der größte Wolkenkratzer der Stadt - bleiben während der bis Sonntag geplanten Proteste komplett geschlossen. Gleiches gilt für U- und S-Bahnhöfe im Bankenviertel. Die Züge fahren hier einfach durch.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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