Apple, Banken, Baustoffe, Zinsen Dax fester erwartet
06.10.2011, 08:30 Uhr
(Foto: AP)
Am deutschen Aktienmarkt steht Anlegern nach Ansicht von Beobachtern ein freundlicher Start in den Tag bevor: Nach den kräftigen Kursgewinnen vom Vortag dürfte es zum Auftakt am Donnerstag weiter nach oben gehen.
Der Dax dürfte am Donnerstag nach Einschätzung von Banken und Brokern mit Kursgewinnen in den Handel starten. Am Mittwoch hatte er 4,9 Prozent höher bei 5473 Punkten geschlossen.
Die Blicke vieler Börsianer sind angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensystem Europas ganz auf die geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Nachmittag gerichtet. Unter Ökonomen gilt es als ausgemachte Sache, dass die Währungshüter um EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vor dem Hintergrund einer Teuerung von 3,0 Prozent im September das Leitzinsniveau von 1,5 Prozent bestätigen werden. Interessant dürfte jedoch nach Ansicht von Beobachtern sein, ob der scheidende EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in der anschließenden Pressekonferenz Hinweise auf Zinssenkungen geben wird.
Um Liquiditätsengpässe bei den Kreditinstituten zu vermeiden, dürfte die EZB auf ein erprobtes Mittel zurückgreifen und die Jahrestender wieder einführen. Darüber hinaus könnte sie das Programm zum Kauf von "Covered Bonds" reaktivieren. In erster Linie dürfte die Reaktion der Kapitalmärkte aber wieder einmal da von abhängen, welche Worte Trichet bei seiner letzten Pressekonferenz als EZB-Präsident zur Verfassung der Kreditinstitute Europas und zur Staatsschuldenkrise im Gemeinsamen Währungsgebiet wählen wird. Der Zinsentscheid wird wie üblich gegen 13.45 Uhr (MESZ) erwartet. Die Pressekonferenz folgt ab 14.30 Uhr.
Bereits zuvor wird die Bank of England (BoE) über ihren geldpolitische Kurs entschieden haben. Dabei dürften die Währungshüter um Governor Mervyn King zwar das Leitzinsniveau von 0,5 Prozent bestätigen. Angesichts der intensiven Diskussion neuerlicher quantitativer Lockerungen bei der vorangegangenen Sitzung halten Volkswirte eine Anhebung des Volumens des Kaufprogramms für Staatsanleihen um 50 Mrd. Pfund auf 250 Mrd Pfund jedoch nicht für ausgeschlossen.
Aus den USA steht wie jeden Donnerstag die Entwicklung der Erstanträge auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung auf dem Programm. Hier lautet der Ökonomenkonsens auf ein Plus von 19.000 binnen Wochenfrist.
Die Erholungsbewegung vom Vortag dürfte sich nach Ansicht von Händlern auch im Bankensektor weiter fortsetzen: An den asiatischen Börsen zählen Banken und Brokerhäuser zu den größten Kursgewinnern. "Auch die Zinssenkungsfantasie, die der eine oder andere am Markt für die heutige EZB-Sitzung hat, könnte nochmals für Käufe sorgen", sagte ein Händler. Aus technischer Sicht würde sich die Lage des Euro-Stoxx-600-Bankensektors jedoch erst mit einem Ausbruch über 120 Punkte aufhellen, hieß es. Der Sektorindex hatte am Mittwoch bei 103,44 Punkten geschlossen.
Keinen Kursdruck erwartet ein Händler auf die Aktien von Intesa Sanpaolo und Unicredit nach der Abstufung durch die Ratingagentur Moody's. "Das ist schon in den Wochen vor der Abstufung des Länder-Ratings durch Moody's sukzessive eingepreist worden", sagte der Händler. Gleiches gelte für die Abstufung von Eni.
Im frühen Frankfurter Geschäft standen wie bereits am Vortag in erster Linie die konjunktursensitiven Aktien im Vordergrund. Sie hatten zu Wochenbeginn besonders starke Kursrückkgänge verzeichnet. MAN zogen mit pkus 0,9 Prozent vergleichsweise deutlich an, für Daimler ging es vorbrslich um 0,8 Prozent nach oben. Deutsche Börse gaben hingegen leicht nach. Die EU hat dem Börsenbetreiber offiziell ihren Widerspruch gegen die geplante Fusion mit der Nyse zugestellt. Zu Einzelheiten äußerte sich die Deutsche Börse allerdings nicht. "Das führt zu Unsicherheit, und Unsicherheit ist schlecht für den Kurs", sagte ein Händler.
In der zweiten Reihe fallen Tui auf, für die es um 2,2 Prozent nach oben ging. Die Analysten von Morgan Stanley haben die Aktien des Reiseveranstalters auf "Overweight" von "Equalweight" heraufgestuft. Gerresheimer ziehen um 3,2 Prozent an. Wegen des starken Erlösanstiegs im dritten Quartal hat der Pharmaverpackungsspezialist seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben.
Weiter auf Erholungskurs sahen Händler HeidelbergCement. Sie verwiesen auf sehr feste Vorlagen von Asia Cement, die in Hongkong gut 12 Prozent zugelegt hatten, nachdem die Zielvorgabe besser ausgefallen war als erwartet. "Zementwerte sind wegen einer erwarteten Eintrübung der Baukonjunktur in den Emerging Markets stark gefallen", erklärte ein Händler. Der Ausblick von Asia Cement sei hier ein positives Zeichen.
Der Tod des langjährigen Apple-Chefs Steve Jobs dürfte die Gespräche am Rande des Parketts beherrschen. Die Nachricht erreichte die Welt am Vorabend (Ortszeit US-Westküste) nach Börsenschluss an der Wall Street. Kursreaktionen sind damit erst frühen Nachmittag zu erwarten, wenn die US-Börsen den Handel wieder aufnehmen. Unklar ist allerdings, inwieweit der Tod des Technik-Visionärs die geschäftlichen Perspektiven des derzeit einflussreichsten Computerkonzerns tatsächlich beeinflusst: Jobs hatte sich bereits im Sommer aus der Unternehmensführung zurückgezogen.
Auftrieb könnte der Dax von den Börsen aus den USA bekommen. Der Dow Jones hatte am Mittwoch 1,2 Prozent höher geschlossen, der S&P-500 war 1,8 Prozent höher aus dem Handel gegangen. Der Nasdaq-Composite war um 2,3 Prozent geklettert. Auch aus Asien kamen positive Impulse: Der Tokioter Nikkei-Index gewann 1,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, DJ/rts