Marktberichte

Wenn der Deich bricht Dax findet keinen Boden

When the levee breaks (Wenn der Deich bricht), sangen Led Zeppelin vor über 30 Jahren. Sie müssen die Situation an der Frankfurter Börse voraus geahnt haben. Die Kurse der deutschen Standardwerte fielen am Dienstag ins Bodenlose. Der Dax erreichte mit 4.581 Punkten den niedrigsten Stand seit 7 Monaten. Zum Schluss erholte er sich aber wieder und ging mit einem Minus von 2,6 Prozent bei 4.626 Zählern aus dem Handel. Noch schlimmer erwischt es die Deutsche Telekom, die sogar ein Allzeit-Tief bei 10,90 Euro markiert.

Nachdem beim Dax die Marke von 4.700 Punkten gefallen ist, sei der Markt technisch stark angeschlagen, so ein Händler. Ein Rückgang bis auf 4.500 Punkte sei nun möglich. Die Anleger würden immer mehr feststellen, dass in den vergangenen Jahren durch andere Bilanzierungsmethoden höhere Gewinne ausgewiesen wurden, aber eigentlich kein Geld verdient worden sei, hieß es weiter. Die letzten Konjunkturdaten aus Europa und den USA rechtfertigten eigentlich keine direkten Verkäufe, sondern sprächen eher für eine Stabilisierung des Marktes, fügte er hinzu. Es kämen jedoch Zweifel auf, dass die Unternehmen das gute konjunkturelle Umfeld in ein ausreichendes Gewinnwachstum umsetzen könnten.

Einige Marktteilnehmer bewerteten die nachgebende Tendenz am Aktienmarkt allerdings als übertrieben. Die Anleger würden zu stark in den Mittelpunkt stellen, dass der Aufschwung nicht so schnell komme, so Klaus Kränzle von der Bremer Sparkasse.

Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie der Deutschen Telekom. Einem Zeitungsbericht zufolge soll einem Konsortium um den Bonner Konzern ein Großauftrag der Deutschen Bundeswehr entgehen. Das deutsche Militär will für rund 6,5 Milliarden Euro seinen IT-Bereich modernisieren. Zu dem Konsortium um die Deutsche Telekom gehören auch IBM und Siemens. Dem Bericht zufolge wird bei der Bundeswehr allerdings ein Angebot einer Allianz aus CSC Ploenzke, MobilCom und EADS favorisiert. Das sei vor allem ein Imageverlust für die Telekom, so ein Händler. Die T-Aktie brach zeitweise auf 10,90 Euro und damit auf ein neues Allzeit-Tief ein, konnte sich dann nur unwesentlich erholen und schloss mit 4,2 Prozent bei 11,02 Euro im Minus. Für Siemens ging es 2,9 Prozent auf 63,70 Euro nach unten.

Auch die anderen High-Tech-Werte standen unter Druck, nachdem der weltgrößte Auftragshersteller für die Halbleiterindustrie Flextronics warnte, die Umsatz- und Gewinnziele im laufenden Jahr zu verfehlen. Grund seien die immer noch schwachen Ausgaben im Technologiebereich, so das Unternehmen. Infineon fiel 2,4 Prozent auf 17,76 Euro, für Epcos ging es 2,8 Prozent auf 40,24 Euro nach unten.

Die sinkenden Kurse an den deutschen Aktienmärkten belasteten am Dienstag die Aktien der Banken- und Versicherungswerte. Die Banken würden stark vom Investmentbanking abhängen und da wirke sich eine schwache Börse negativ aus, so Alfred Kaiser vom Bankhaus Nols. Die Deutsche Bank verlor 3,4 Prozent auf 73,90 Euro, für die Commerzbank ging es 4,8 Prozent auf 17,80 Euro nach unten und die HypoVereinsbank verbuchte ein Minus von 3,1 Prozent bei 35,76 Euro.

Auch die Versicherungswerte standen unter Druck. Die Allianz gab 4,5 Prozent auf 224,60 Euro nach und die Münchener Rück fiel 2,3 Prozent auf 236,28 Euro. Bedenken über große Verluste bei den Beteiligungsportfolios würden hier belasten, so ein Händler.

Die deutschen Autobauer haben im Mai dieses Jahres in den USA an einem insgesamt schwächeren US-Automarkt zumeist weniger Fahrzeuge verkauft als ein Jahr zuvor. Lediglich BMW konnte den US-Absatz weiter steigern. Die Münchener verkauften rund 16,8 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahresmonat. Dagegen nahm der Absatz von Mercedes-Benz-Fahrzeugen um 6,2 Prozent ab. Die US-Tochter des VW-Konzerns setzte im Mai 6,7 Prozent weniger ab als noch vor einem Jahr. Die Aktie von Volkswagen litt zudem weiter unter der am Vortag bekannt gegebenen Rückruf-Aktion für knapp eine Millionen Fahrzeuge der Reihen Polo und Lupo wegen defekter Bremszuleitungen. Für VW ging es 0,7 Prozent auf 55,40 Euro nach unten, DaimlerChrysler schloss mit 3,7 Prozent bei 50,08 Euro in der Verlustzone und BMW gaben 1,0 Prozent auf 44,19 Euro nach.

Erfreuliches gab es aus dem MDax. Der Damenmodenhersteller Escada hat seinen operativen Gewinn im ersten Geschäftshalbjahr auf 18,3 Millionen Euro nach 9,7 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum erhöht. Der Nettogewinn stieg auf 6,3 Millionen Euro nach 500.000 Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz verbesserte sich leicht um 1,1 Prozent auf 410,5 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr bekräftigte das Unternehmen seien Prognose. Die Aktie konnte sich dem schwachen Markttrend nicht entziehen und verlor 1,3 Prozent auf 22,50 Euro zu.

Quelle: ntv.de

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