US-Konjunktur macht bange Dax flieht ins Minus
15.07.2010, 17:55 UhrDer Dax rutscht nach der Veröffentlichung der jüngsten US-Konjunkturdaten deutlich ins Minus. Die Anleger seien beunruhigt, weil kein klarer Trend für die US-Konjunktur zu erkennen ist, sagt ein Aktienhändler.
Der Leitindex der deutschen Börse schließt 0,97 Prozent leichter bei 6.149 Zählern. Während die Zahl der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Vorwoche zurückging, brach der Index für das verarbeitende Gewerbe im US-Bundesstaat New York ("Empire-State-Index") ein. Die US-Erzeugerpreise sanken unerwartet deutlich, ebenso der Philadelphia Fed-Index. "Wie erwartet wusste die Zentralbank doch, was ihre regionalen Vertreter an schwachen Zahlen veröffentlichen werden", sagt ein wenig überraschter Händler. Die US-Notenbank hatte am Mittwoch ihre Wachstumsprognose gesenkt.
Erfreulicher waren da die Zahlen US-Bank JP Morgan, die vom Kapitalmarkt positiv aufgenommen wurden. Die Deutsche Bank konnte in dem schwachen Umfeld jedoch nicht profitieren und lag 2,5 Prozent im Minus.
Auch dass die Nachfrage nach der Emission einer spanischen Anleihe mit einer Laufzeit von 15 Jahren gut war, freute die Anleger. Die Nachfrage hat das Angebot um das 2,57fache überstiegen. Der jüngste positive Trend, dass die Staatstitel der Eurozone-Peripherie in ausreichendem Umfang gezeichnet werden, setze sich fort. Das wiederum sorge für ein wenig Erleichterung an den Finanzmärkten und eine leicht zunehmende Risikoneigung.
Den Dax-Gewinner stellte die Aktie von BMW, die aber am Nachmittag einen Teil der Gewinne abgeben musste. Übrig blieb ein Plus von 1,7 Prozent. Die Erhöhung der Prognosen und auch Berichte über eine gute Entwicklung in China und Indien tragen die Aktie weiter, heißt es im Handel. "Mit der Erhöhung der Prognosen mussten etliche Investoren ihre Untergewichtung in eine zumindest neutrale oder gar Übergewichtung ändern", sagt der Händler.
Die defensiven Pharmawerte hielten sich auch dank guter Zahlen des Schweizer Konkurrenten Novartis zeitweise besser als der Markt. Für Merck KGaA ging es leicht um 0,23 Prozent auf 64,05 Euro nach oben, Bayer-Titel konnten die Gewinne nicht verteidigen und rutschten zum Handelsschluss 0,7 Prozent ins Minus. Auch im Stahlsektor verursachten die aktuellen Konjunktursorgen Abschläge. So gaben ThyssenKrupp um 1,7 Prozent nach und gehörten damit zu den schwächeren Werten im Dax.
Im Blick der Händler steht seit Tagen die Aktie der Deutschen Telekom, die gegenüber dem Gesamtmarkt deutlich zulegt. Während sich der Dax vom Tief am 25. Mai um 9,7 Prozent erholt habe, sei die T-Aktie um 16 Prozent gestiegen. "Operativ läuft es bei der Telekom einfach besser. Man setzt nun darauf, dass sich die Aktie mit einem Kaufsignal nach dem Sprung über 10 Euro darüber festsetzen kann", sagt ein anderer Broker. Die Commerzbank argumentiert, dass Deutsche Telekom sich wegen ihrer relativen Stärke zum Sektor für Tausch-Operationen anbiete und sich langfristig über dem Jahreshoch von 10,60 Euro vom 4. Januar etablieren könne. Die T-Aktie gewann rund ein Prozent.
Conergy aus dem TecDax legten zeitweise um acht Prozent zu, zum Xetra-Schluss waren noch 4,3 Prozent übrig. Die Aktie profitierte von einem Bericht im "Handelsblatt", wonach der Finanzinvestor York Capital im großen Umfang Kredite erwerben möchte, die Banken dem Solarunternehmen gewährt haben. Dennoch haben Marktteilnehmer Zweifel an der Nachhaltigkeit der sich abzeichnenden Aufschläge. Was fehle, seien harte Fakten. Das Unternehmen bleibe ein Restrukturierungsfall.
Der Kölner Außenwerbekonzern Ströer legte ein durchwachsenes Börsendebüt hin. Nach anfänglichen Zugewinnen von drei Prozent geriet das Papier wie der gesamte Aktienmarkt unter Druck und schloss am Ende exakt auf dem Ausgabepreis von 20 Euro.
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa-AFX