Marktberichte

Kleines Plus statt dickem Minus Dax schüttelt Sparsorgen ab

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(Foto: REUTERS)

Schreck lass nach: Als wäre nichts gewesen, startet der deutsche Aktienmarkt mit einem kleinen Tagesplus in die neue Woche. Von den Sorgen vor einer Absage Europas an die Haushaltskonsolidierung, die noch am Morgen für deutliche Verluste sorgen, wollen Börsianer nach überraschend guten heimischen Konjunkturdaten nichts mehr wissen.

Frankreich wählt links, Griechenland in Teilen sogar radikal - doch die Angst an den Börsen vor einem baldigen Ende der Sparbemühungen in der Eurozone hatten nicht einmal eine Halbwertszeit von einem Handelstag. Nachdem am Montagmorgen die Wahlergebnisse am deutschen Aktienmarkt für deutliche Kursverluste und aufflammende Stabilitätssorgen verantwortlich gemacht worden sind, besannen sich Anleger in den dann folgenden Handelsstunden Schritt für Schritt. Unterstützung boten dabei überraschend positive Zahlen zur Konjunkturentwicklung in Deutschland.

Der Dax beendete den Handel mit einem Plus von 0,1 Prozent bei 6569,48 Punkten, nachdem der deutsche Leitindex zwischenzeitlich bis auf 6410 Zähler abgesackt war. Der MDax legte 0,3 Prozent zu auf 10.625,80 Punkte. Der TecDax kletterte um 0,3 Prozent auf 783,71 Punkte.

Als Kurstreiber machten Marktteilnehmer einen zweiten Blick auf die Wahlergebnisse vom Wochenende und positiv überraschende Makrodaten aus Deutschland aus. "Interessanterweise haben zwar Nea Demokratia und Pasok schmerzliche Wahlschlappen hinnehmen müssen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass 80 Prozent der griechischen Wähler im Euro und der EU verbleiben wollen", kommentiert Stefan Hofrichter, Chefvolkswirt von Allianz Global Investors. Darüber hinaus rechne er damit, dass der künftige französische Staatspräsident Hollande am Fiskalpaket festhalten, ihn aber um ein Wachstumspaket erweitern versuchen werde. "Von größeren politischen Konflikten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gehen wir nicht aus", prognostiziert der Ökonom.

Auch die Konjunkturdaten aus Deutschland sorgten für positive Impulse. So stiegen die Aufträge der Industrie im März um satte 2,2 Prozent binnen Monatsfrist. Der Markt hatte lediglich ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. "Die Aufträge aus dem Euroraum haben zwar stagniert, dafür sind die Orders aus dem Rest der Welt aber um 4,8 Prozent gestiegen", sagt Heinrich Bayer, Volkswirt bei der Deutschen Postbank. Die heimische Industrie sei derzeit also in der Lage, die Schwäche im Gemeinsamen Währungsgebiet durch eine anziehende globale Nachfrage zu kompensieren.

Linde ex Dividende

Der größte Dax-Verlierer war Linde mit einem Minus von 2,7 Prozent - jedoch nur auf den ersten Blick. Der Industriegasekonzern hatte am vergangenen Freitag auf seiner Hauptversammlung eine Dividendenzahlung von 2,50 Euro je Aktie beschlossen, die mit dem heutigen Handelstag vollzogen wurde. An solch einem Tag reduziert sich der Wert des Unternehmens um die Dividendenzahlung, im Gegenzug fließt die Ausschüttung jedoch direkt an die Aktionäre. Rechnet man diesen Dividendenabschlag heraus, verzeichneten Anleger lediglich einen Verlust von 0,7 Prozent.

Fundamental am schwächsten entwickelten sich damit die Papiere von Fresenius, die sich um 1,7 Prozent verbilligten. Die Dialysetochter FMC ging mit einem Minus von 1,3 Prozent aus dem Handel und war damit ebenfalls unter den schwächsten Dax-Werten.

Die Lufthansa setzte ihren Sinkflug der vergangenen Tage fort und beendete den Handelstag mit einem Minus von 1,6 Prozent. Das Bankhaus Lampe hatte die Papiere von "Kaufen" auf "Halten" herabgestuft und das Kursziel von 13 auf 10,50 Euro reduziert. Nach den Ergebnissen der Lufthansa für das erste Quartal hatten die Analysten ihre Schätzungen angepasst und insbesondere die Ergebnisschätzungen für 2012 und 2013 reduziert.

Ebenfalls schwach präsentierten sich die Papiere der BASF, die 0,9 Prozent verloren. Börsianer begründeten dies mit Aussagen des Finanzchefs Hans-Ulrich Engel in einem Interview der "Börsen-Zeitung". Demnach registrierte der Chemiekonzern im Süden Europas 2011 ein schwächeres Geschäft, beispielsweise mit Produkten für die Bauindustrie in Spanien.

Banken gesucht

Unter den stärksten Werten im Dax waren dagegen die Bankenaktien. Für die Commerzbank ging es als stärkster Standardwert 3,2 Prozent nach oben, die Deutsche Bank verbuchte ein Kursplus von 1,5 Prozent.

Besonders gefragt waren daneben auch Aktien von Adidas. Der Sportartikler schloss 1,9 Prozent fester. Dabei halfen gleich mehrere positive Analystenkommentar. Die DZ Bank setzte ihr Kursziel für die Kaufempfehlung Adidas von 65 auf 68 Euro hoch. Die WGZ schraubte ihre Prognose von 64 auf 66 Euro nach oben, blieb jedoch beim Urteil "Halten". Am Freitagabend hatten Analysten von Warburg das Kursziel von Adidas von 66 auf 72 Euro angehoben und zum Kauf empfohlen.

Nach starken China-Absatzzahlen verbuchte BMW ein Kursplus von 1,5 Prozent. Ungeachtet aller Konjunktursorgen verzeichnete der deutsche Premiumhersteller in dem Land von Januar bis April ein kräftiges Absatzplus von 35,3 Prozent auf 100.300 Fahrzeuge. Dabei ließ die Verkaufsdynamik im letzten Monat kaum nach.

QSC enttäuscht

Klarer Verlierer im TecDax waren die Aktien von QSC, die um 8,8 Prozent absackten. Der auf Geschäftskunden spezialisierte Telekom-Anbieter hatte im ersten Quartal dank des Zukaufs der Info AG zwar einen Umsatzsprung verzeichnet, die Markterwartungen aber enttäuscht.

Papiere des Solarunternehmens Centrotherm setzten nach enttäuschenden Quartalszahlen aus der vergangenen Woche ihren Kursrutsch weiter fort. Mit 6,3 Prozent Minus zählten sie erneut zu den schwächsten Titeln im TecDax.

Quelle: ntv.de, nne/dpa

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