Bayer-Aktien stürzen ab Dax geht die Puste aus
06.09.2011, 17:45 UhrNach dem herben Kurssturz vom Vortag bricht der Dax seinen kurzen Erholungsversuch ab. Der Leitindex kann seine anfänglichen Gewinne nicht verteidigen und fällt wieder deutlich in die Verlustzone. Die Aktien von Bayer brechen wegen schlechter Nachrichten aus den USA regelrecht ein.
Die europäische Schuldenkrise, Konjunktursorgen und die Angst vor einer neuen Bankenkrise haben den Frankfurter Aktienmarkt weiter im Griff. Der Dax drehte am Nachmittag ins Minus und schloss 0,9 Prozent im Minus bei 5193 Punkten.
Vertreter der europäischen Finanzministerien werden nach Angaben eines EU-Diplomaten am Dienstag zusammentreffen, um über Gelder für schwächelnde Banken zu beraten. "Da kommt alles zusammen. Der Markt ist so nervös, dass der Dax schon bald deutlich unter 5000 Punkte rutschen könnte", sagt ein Händler.
Zuvor war noch etwas Rückenwind von der Intervention der Schweizer Nationalbank gegen den Franken ausgegangen. "Die Schweizer Entscheidung zeigt ja eigentlich ein großes Maß an Zuversicht über den Euro", erklärt ein Aktienhändler. HSBC Trinkaus-Volkswirt Rainer Sartoris wertet die Maßnahme der Schweizer Notenbank als Signal, dass die Wirtschaftspolitik wieder aktiver wird. Offenbar hofften Anleger, dass andere Notenbanken dem Schweizer Vorbild folgten und der schwächelnden Konjunktur unter die Arme griffen.
Dass auch in der Euro-Zone der Wirtschaft allmählich die Puste ausgeht, zeigte der überraschend deutliche Rückgang der Auftragseingänge der deutschen Industrie im Juli um 2,8 Prozent zum Vormonat. Die Zahlen sollten aber keineswegs als Vorboten einer drohenden Rezession überbewertet werden, warnt NordLB-Analyst Jens Kramer. "Sie illustrieren allerdings schon die große Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen."
Vor allem der Zustand der Finanzindustrie bereitet den Anlegern weltweit Sorge. Die Aktien der Deutschen Bank rutschten um 0,8 Prozent ab, nachdem sie schon am Montag neun Prozent verloren hatten. Auch die Aktien französischer und italienischer Banken nehmen ihre Talfahrt wieder auf.
Händler machen dafür die Unsicherheit über den Zustand der Institute verantwortlich. So hatte der Internationale Währungsfonds kürzlich Europas Banken zusätzlichen Kapitalbedarf bedarf bescheinigt, dem die Europäische Zentralbank (EZB) inzwischen widersprach. Zudem häufen sich Aussagen von Bankern, die die Lage mit 2008 vergleichen. Der Chef der staatlichen Förderbank KfW, Ulrich Schröder, bezeichnete die Situation sogar als viel dramatischer als 2008. Im September vor drei Jahren war die US-Investmentbank Lehman Pleite gegangen. Heute schwelt zudem eine Schuldenkrise in der Euro-Zone. Bankenchefs fordern deshalb besonders vor allem von Italien stärkeren Reformwillen
Für zusätzlichen Druck auf den Dax sorgte der Einbruch der Bayer-Aktien, die zeitweise um 7,5 Prozent fielen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte von Bayer zusätzliche Informationen über das neue Schlaganfall-Medikament Xarelto verlangt, womit sich die Markteinführung des Bayer-Hoffnungsträgers verzögern könnte.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa