Wenn die Hexe 3x klingelt Dax geht (fast) die Puste aus
18.03.2011, 17:50 UhrGute Vorgaben aus Amerika und Asien, keine Hiobsbotschaften aus Japan, dazu ein Einlenken von Libyens Machthaber Gaddafi: Die Anleger könnten zufrieden sein. Lange Zeit sind sie es auch - nur zum Handelsende kippt die Stimmung.
Die Aussicht auf ein Ende der Kämpfe in Libyen und die Hoffnung auf Fortschritte bei den Bemühungen um eine Kühlung des japanischen AKW Fukushima haben dem Dax am Freitag deutlichen Auftrieb gegeben. Der deutsche Leitindex zog bis auf 6761 Zähler an - am Ende schloss er aber mit 6664 Punkten nur 0,1 Prozent fester. Gewinnmitnahmen und Glattstellen von Positionen vor dem Wochenende waren laut Marktteilnehmern der Grund für das Abschmelzen des Gewinns im deutschen Leitindex.
Der MDax schloss 1,2 Prozent fester bei 9854 Punkten. Der TecDax drehte nach zwischenzeitlichen Einbußen wieder in positives Terrain und ging 0,5 Prozent stärker aus dem Handel bei 868 Zähler.
"Die Stimmung steht und fällt mit den Nachrichten aus Japan," sagte ein Händler. "Die Anleger bleiben aber nervös, weil letztlich niemand weiß, ob der Super-GAU wirklich abgewendet werden kann oder nicht."
Eingriffe am Devisenmarkt
Am Devisenmarkt rangen sich die G7 zu einer Intervention durch: Die Bank of Japan hatte sich in der Nacht mit wichtigen internationalen Zentralbanken auf eine konzertierte Aktion verständigt. Der Yen gab daraufhin deutlich nach. Für einen Dollar mussten knapp 82 Yen gezahlt werden, ungefähr so viel waren es auch Anfang März vor dem verheerenden Erdbeben. Vor den Interventionen kostete ein Dollar zeitweise gerade einmal 77,03 Yen - so wenig wie noch nie. Auch der Euro legte zum Yen wieder zu, die Gemeinschaftswährung war zu 115,53 Yen zu haben nach 110,74 Yen im späten Vortagesgeschäft.
Zykliker sind gefragt
Bei den Einzelwerten sorgten am deutschen Aktienmarkt vor allem Hochstufungen für Kursbewegungen. Siemens baute seine Vortagsgewinne nach einer Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank aus. Die Aktien des Index-Schwergewichts legten zeitweise um rund 4 Prozent zu. Am Ende bleib ein Plus von 0,2 Prozent. Der Münchener Konzern dürfte von steigenden Investments in alternative Energiequellen profitieren, schrieben die Experten der Deutschen Bank. Das Kursziel erhöhten sie auf 110 von 95 Euro.
Deutlicher zulegen konnten auch BASF, die sich um 1,7 Prozent verteuerten. Der Chemiekonzern dürfte mit seinem Öl- und Gasgeschäft von höheren Energiepreisen profitieren, zitierten Händler aus einer Kurzstudie von J.P. Morgan Cazenove. Die Analysten stuften die Aktie auf "Overweight" von "Neutral".
Auf der Verliererseite standen dagegen erneut Eon und RWE mit einem Abschlag von 1,6 beziehungsweise 0,6 Prozent. Mit der neu entfachten Debatte über die Laufzeiten von Atomkraftwerken haben die großen Versorger schlechte Karten, sagte ein Händler. An den vergangenen fünf Handelstagen hatten Eon und RWE knapp acht beziehungsweise zehn Prozent eingebüßt.
K+S konnten ebenfalls von einer Kaufempfehlung profitieren. Mit einem Plus von 1,3 Prozent gehörten die Aktien des Salz- und Düngemittelkonzerns zu den größten Dax-Gewinnern. Die Analysten der Commerzbank bescheinigen dem Unternehmen wegen des jüngsten Agrarbooms Wachstumspotenzial.
Nike belastet Adidas
Adidas gaben dagegen nach. Die Aussicht auf einen steigenden Margendruck durch hohe Rohstoffkosten beim US-Konkurrenten Nike drückten auch die Aktien des deutschen Sportartikelherstellers. Adidas verloren 1,4 Prozent und waren damit schwächster Wert im Dax. Nike-Aktien waren nachbörslich um 7 Prozent eingebrochen. Adidas habe sich für 2011 ehrgeizige Ziele gesetzt, einige Anleger dürften nun aber sekptisch gestimmt sein, sagte ein Händler.
Druck auf Gagfah wächst
Im MDax verloren die Papiere von Gagfah 4,1 Prozent nachdem die "Financial Times Deutschland" berichtet hatte, dem Immobilienkonzern drohe eine mögliche Klage der Deutschen Rentenversicherung. Gegenpart dazu waren Sky Deutschland, die sich um fast 8 Prozent verteuerten. Im April will der Bezahl-TV-Sender erstmals "Einschaltquoten" bekanntgeben.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa