Marktberichte

Kursfeuerwerk nach EU-Gipfel Dax gewinnt 322 Punkte

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In 5-Euro-Scheinen ließe sich die Euro-Rettung nicht bezahlen.

(Foto: REUTERS)

Nach den Beschlüssen von Brüssel bricht am deutschen Aktienmarkt die große Erleichterung aus. Die Ergebnisse des Sondergipfels zur Eindämmung der Schuldenkrise in Europa zeigen Wirkung. Die Kurse der Bankaktien schießen zum Teil zweistellig ins Plus. Ein bunter Strauß an Quartalsbilanzen untermauert die Zuversicht.

Am deutschen Aktienmarkt sind am Donnerstag die Beschlüsse der Euro-Staaten zur Lösung der Schuldenkrise mit deutlichen Kursgewinnen gefeiert worden. Besonders gesucht waren die Finanztitel, die in die Höhe schnellten. Die Ereignisse von Brüssel sorgten auch für kräftige Kursaufschläge an den anderen europäischen Börsen.

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Nach dem Gipfel herrscht Feierlaune am deutschen Aktienmarkt.

(Foto: REUTERS)

Der Dax stieg um 5,3 Prozent und schloss bei 6338 Punkten. Der deutsche Leitindex gewann damit 322 Punkte und notierte so hoch wie seit Anfang August nicht mehr. Der MDax kletterte um 3,9 Prozent auf 9387 Zähler. Der TecDax verzeichnete ein Plus von 1,9 Prozent und wies 718 Punkte auf.

Echte Euphorie wollte in den Handelsräumen zwar nicht aufkommen, da viele Details noch ungeklärt sind. Doch zogen die Umsätze im Aktienhandel merklich an, ein Zeichen für echtes Investoreninteresse. "Jede Einigung ist besser als keine Einigung", erklärten die Devisenanalysten der Commerzbank. Schließlich bestehe zumindest die Chance auf eine merkliche Entspannung der Euro-Krise. Roger Peeters, Analyst bei Close Brothers Seydler Bank, sah das ähnlich: Allein die Tatsache, dass sich die Politiker zu einer Entscheidung durchgerungen haben, gebe Rückenwind. "Das Ergebnis des Gipfels zeigt letztlich, dass Griechenland in der Euro-Zone bleiben wird", fasste Aktienstratege Heino Ruland von Ruland-Research zusammen.

Beim Sondergipfel hatten sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder unter anderem auf ein Rettungspaket für Griechenland inklusive eines 50-prozentigen Schuldenschnitts für die privaten Gläubiger geeinigt. Zudem verständigten sie sich auf eine Hebelung des Euro-Rettungsschirm EFSF.     

"Mit der Einigung auf einen Schuldenschnitt für Griechenland von 50 Prozent hat man ein großes Stück Unsicherheit beseitigt", erklärte Analyst Philippe Gijsels von BNP Paribas Fortis Global Markets in Brüssel. "Es ist sehr wichtig, den Markt davon zu überzeugen, dass das ein guter Plan ist. Die Wiederherstellung des Vertrauens ist in diesem Heilungsprozess ein wichtiger Schritt."

Allerdings gab es auch viele skeptische Stimmen. Einige Analysten kritisierten, dass noch viele Details ausstünden. Es sei nicht sicher, ob die Hebelung des EFSF gelinge, warnten die Devisenanalysten der Commerzbank. "Der massiv erhöhte Griechenland-Haircut könnte bestehende Ansteckungseffekte verstärken und neue auslösen."      

Im Bankensektor wurden die Ergebnisse des EU-Gipfels mit massiven Aufschlägen gefeiert. Deutsche Bank schossen um 15,4 Prozent nach oben. Commerzbank verteuerten sich um 16,5 Prozent. "Die Gipfel-Ergebnisse sind insgesamt wie erwartet, aber nicht so schlimm wie von einigen befürchtet ausgefallen", beschrieb ein Händler die Auswirkungen des Gipfels. Die Commerzbank braucht laut Finanzvorstand Eric Strutz nach den beim EU-Gipfel festgelegten Kapitalregeln kein weiteres Staatsgeld.

Zur Erleichterung über konkrete Beschlüsse zur Eindämmung der Schuldenkrise kam ein ganzes Bündel an Ergebnissen aus der laufenden Berichtssaison. Allein aus dem Dax legen am Donnerstag sechs Schwergewichte ihre Zahlen vor. Damit rückten am Morgen unter anderem BASF, Bayer, Daimler, Volkswagen und die Lufthansa in den Vordergrund.

VW stiegen um 10,5 Prozent. "VW steht mit einem guten Marken-Mix einfach besser da als die Konkurrenz - vor allem Daimler", fasste ein Börsianer zusammen. "Das Ergebnis unterstreicht die Stärke des Geschäftsmodells von VW", fügte ein weiterer hinzu. "Die Quartalszahlen lagen klar über den Konsens- und unseren vorsichtigeren Prognosen", erklärte DZ-Bank-Analyst Michael Punzet. Er bekräftigte seine Kaufempfehlung.

Daimler, die ebenfalls Quartalszahlen vorgelegt hatten, schlichen mit einem Plus von 3,1 Prozent dem Markt hinterher. Die Stuttgarter hatten einen Überschuss ausgewiesen, der etwas unter den Erwartungen der Analysten lag. Der Ausblick wurde aber bestätigt. Die Zahlen zur operativen Entwicklung seien größtenteils wie erwartet ausgefallen, schrieb DZ-Bank-Analyst Michael Punzet in einem Kommentar. Die Entwicklung bei Mercedes Benz Cars habe leicht unter den Marktprognosen gelegen, aber die Margen im Bereich Trucks seien besser ausgefallen. BMW notierten 5,6 Prozent höher.

Bayer profitierten mit einem Anstieg von 7,1 Prozent von laut Händlern gut ausgefallenen Zahlen. Die Anteilsscheine des weltgrößten Chemiekonzern BASF verteuerten sich dank eines überraschend guten Ergebnisses um 7,5 Prozent.

Ebenfalls weit oben auf der Gewinnliste hielten sich die Aktien der Deutschen Lufthansa. Die Titel verbesserten sich um 3,4 Prozent. Die Quartalszahlen seien vergleichsweise schwach ausgefallen, hieß es am Markt. Die Erwartungen an den Geschäftsausweis seien aber niedrig gewesen, so dass der Gewinneinbruch nicht mehr schockiert habe. Zudem seien die Zahlen der Tochter Austrian Airlines recht gut ausgefallen.

In der zweiten Reihe profitierten Gildemeister mit einem Plus von 6,2 Prozent von guten Geschäftszahlen. Rhön-Klinikum gaben dagegen nach schwachem Geschäftsausweis 6,0 Prozent nach. "Das dritte Quartal war mit einer konstanten Ebit-Marge und einem Nettoergebnis nur auf Vorjahresniveau eine Enttäuschung", sagte ein Händler. Grund für die Schwäche seien Abschreibungen auf Standorte sowie Zinsbelastungen gewesen.

Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ/dpa

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