Bernanke liefert nicht Dax gibt Gewinne ab
17.07.2012, 17:54 Uhr
Vom Winde "versät" ...
(Foto: Pixelio/johnnyb)
Die deutschen Standardwerte nehmen nur einen Mini-Bruchteil ihrer Tagesgewinne mit in den Feierabend. Mehr ist nach den Ankündigungen von Fed-Chef Bernanke zur weiteren Geldpolitik der USA nicht drin. Die Anleger hatten sich mehr von ihm erhofft.
Anleger, die auf eine weitere Runde der Geldmengenausweitung in den USA spekuliert hatten, wurden am Dienstag enttäuscht. "Es fehlen zwei Buchstaben und eine Zahl - QE3", kommentierte ein Händler die Äußerungen von Fed-Chef Ben Bernanke bei seiner halbjährlichen Anhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats.
Der Dax gab seine Gewinne zunächst fast vollständig ab, erholte sich aber wieder leicht und notierte bei Handelsschluss 0,2 Prozent höher bei 6.577 Zählern. Im Tagesverlauf hatte der deutsche Leitindex zum ersten Mal seit der Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) Anfang Juli wieder die Marke von 6600 Punkten getestet.
Der MDax rutschte mit 0,1 Prozent ins Minus auf 10.649 Punkte. Der TecDax schloss nahezu unverändert bei 755 Punkten.
Marktteilnehmer hatten gehofft, dass Bernanke sich konkreter zu einer dritten Runde von Anleihekäufen äußern würde. Der Fed-Chef bekräftigte aber lediglich, die Notenbank sei zu weiteren Aktionen bereit, wenn diese zur Konjunkturankurbelung geeignet wären.
"Bernanke hat einen Schuss frei"
Die Fed stehe Gewehr bei Fuß, halte bisher aber ihr Pulver trocken, formulierte es ein Marktteilnehmer. Die Juni-Daten seien bisher schwach ausgefallen. Allerdings bestehe noch die Möglichkeit, dass der Boden gefunden sei. Daher müssten noch weitere Wirtschaftsdaten abgewartet werden. "So hat Bernanke noch einen Schuss frei, und das ist gut so."
Auch der Euro bröckelte und notierte mit 1,2228 Dollar auf einem Tagestief. Zuvor hatte der Euro noch bei 1,2280 Dollar und der Dax bei 6600 Zählern gelegen. Anleger hatten gehofft, dass Andeutungen zu einer weiteren geldpolitischen Lockerung die Sommer-Rally vorantreiben würden.
Den enttäuschenden ZEW-Index hatten die Anleger am Morgen schnell abgehakt. Nach einem drastischen Absturz im Juni ist das Stimmungsbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Juli erneut gefallen, wenn auch deutlich langsamer. Wie das Institut mitteilte, landete der Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland bei minus 19,6 Punkten nach minus 16,9 Zählern im Juni. Das war der dritte Rückgang in Folge.
Spanien tankt frisches Geld
Positive Meldungen kamen derweil aus Spanien. Am Rentenmarkt konnte sich das Land kurzfristig zu deutlich günstigeren Konditionen frisches Geld besorgen als zuletzt. Das Land verkaufte Anleihen über insgesamt rund 3,6 Mrd. Euro und musste den Investoren nicht mehr so hohe Zinsen bieten. Die durchschnittliche Rendite bei Papieren mit zwölf Monaten Laufzeit fiel deutlich auf 3,9 Prozent von knapp 5,1 Prozent bei einer vorigen Emission. Bei Bonds mit 18 Monaten Laufzeit sank die Rendite auf etwa 4,2 (zuvor: 5,1) Prozent. Bei beiden Auktionen war die Nachfrage der Anleger spürbar höher als das Angebot.
Spanien wird den Markt diese Woche noch einmal testen: Schon am Donnerstag will die Regierung in Madrid Anleihen mit Laufzeiten bis 2014, 2017 und 2019 im Volumen von insgesamt bis zu drei Mrd. Euro begeben. Bislang nehmen Analysten an, dass vor allem spanische Banken bei den Auktionen zuschlagen. Doch wie lange deren Appetit noch anhält, sei fraglich, hieß es. Die Regierung in Madrid hat bislang schon 65 Prozent der geplanten Anleihen mit mittleren und längeren Laufzeiten begeben.
Banken büßen für Bernanke
Bei den Einzeltiteln machten die verhaltenden Aussagen Bernankes den Bankenwerten zu schaffen. Der Branchenindex beendete den Handel mit einem Minus von einem Prozent. Im Dax gaben die Anteilsscheine der Deutschen Bank ebenfalls ein Prozent nach. Am Mittag hatte Goldman Sachs die Aktienanleger noch mit einer überraschend guten Bilanz für das zweite Quartal erfreut. Die Investmentbank verbuchte ein Nettoergebnis von 962 Mio. Dollar und lag damit über den Analystenerwartungen, auch wenn der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum elf Prozent geringer ausfiel. Die Anteilsscheine von Goldman legten in New York zunächst 2,1 Prozent zu, im Sog der Bernanke-Rede reduzierten sie ihr Plus aber auf 0,3 Prozent.
Als größter Dax-Gewinner beendeten die Aktien von K+S den Tag mit einem Plus von 1,6 Prozent. Der US-Rivale Mosaic übertraf mit seinem Quartalsergebnis die Erwartungen. Die Mosaic-Papiere stiegen in New York um vier Prozent.
Im MDax reagierten die Aktien von Deutz mit heftigen Kurssprüngen auf eine Prognosesenkung. Die Nachfrage habe sich im Verlauf des zweiten Quartals abgeschwächt und auch der Auftragseingang im Juli habe bisher unter den Erwartungen gelegen, teilte der Maschinenbauer mit.
Ganz überraschend aber war diese Prognosesenkung Börsianern zufolge nicht gekommen, nachdem der US-Motorenherstellers Cummins bereits in der letzten Woche seine Ziele gesenkt hatte. Insofern erholten sich die Deutz-Papiere zunächst von ihren anfänglichen Verlusten, landeten am Ende aber doch mit knapp 1,0 Prozent im Minus.
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Die Zurückhaltung der Federal Reserve in Sachen geldpolitischer Lockerung hat die Finanzmärkte am Dienstag enttäuscht. US-Notenbankchef Ben Bernanke hielt sich in der mit Spannung erwarteten Anhörung vor dem US-Kongress zwar die Tür für weitere Maßnahmen zur Konjunkturankurbelung offen, beließ es aber bei entsprechenden Beteuerungen. verhaltenden Aussagen Bernankes auch den Bankenwerten zu schaffen. Der Branchenindex beendete den Handel mit einem Minus von einem Prozent. Im Dax gaben die Anteilsscheine der Deutschen Bank ebenfalls ein Prozent nach.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa