Hilfspaket sorgt für Gesprächsstoff Dax gibt Gummi
03.05.2010, 17:35 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die Einigung auf ein Rettungspaket für Griechenland löst am deutschen Aktienmarkt keine Euphorie aus. Gebremst wird der Dax von Gewinnmitnahmen bei Index-Schwergewicht Siemens, doch Nachrichten aus den USA sorgen für steigende Kurse.
Hoffnungen auf eine weitere wirtschaftliche Erholung in den USA haben dem deutschen Aktienmarkt Schwung gegeben. Der US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe war im April auf 60,4 Punkte und damit stärker als erwartet geklettert. Helaba-Analyst Ralf Umlauf wertete die Daten "als Signal für eine Fortsetzung der Erholung in der Industrie". Die US-Bauausgaben waren entgegen den Erwartungen sogar leicht gestiegen.
Zuvor hatte die Furcht vor einem gedrosselten Wirtschaftswachstum in China die Stimmung getrübt.Die Notenbank in Peking hatte im Kampf gegen eine Überhitzung der heimischen Konjunktur die Geldpolitik erneut gestrafft.
Der Dax legte 0,5 Prozent auf 6166.92 Punkte zu. Der MDax schloss bei einem Stand von 8432,56 Zählern und damit 0,8 Prozent im Plus, während der TecDax 1,1 Prozent auf 811.97 Punkte stieg. Die Umsätze waren allerdings verhältnismäßig dünn, da die Börsen in London, Tokio und Shanghai geschlossen blieben.
"Es ist beruhigend, dass die EU Griechenland beisteht, aber in Jubelstimmung bricht hier keiner aus", sagte ein Börsianer. "Jeder fragt sich nur: Wie geht es nun weiter?" Auch Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research mahnte zur Vorsicht: "Die grundlegenden Probleme Griechenlands sind damit nicht gelöst. Die Arbeitskosten bleiben zu hoch. Außerdem muss das Land in den kommenden Jahren jährlich 7,5 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes für Zinszahlungen aufwenden."
"Die Berichtssaison ist bis jetzt sehr gut gelaufen, aber das Thema Staatsverschuldung schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Markt", sagte ein Händler. "Da will niemanden den Helden spielen und Aktien kaufen."
Technisch orientierte Analysten sehen den Dax bei 6090 Zählern und darunter bei 6024 Punkten unterstützt. Einen Widerstand machen sie bei 6200 Punkten aus.
Siemens unter Druck
Siemens gaben wegen Gewinnmitnahmen 1,6 Prozent ab. Die Aktien des Industriekonzerns büßten damit in etwa ihre Vorwochengewinne ein. Belastend wirkte auch ein Minus von 1,8 Prozent bei Bayer, die Aktien des Chemie- und Pharmakonzerns wurden allerdings mit einem Dividendenabschlag gehandelt. Das Unternehmen chüttet 1,40 Euro je Anteilsschein an seine Aktionäre aus.
Einen Tag vor der Ausschüttung der Dividende war die Deutsche Telekom dagegen stark gefragt. Die "T-Aktie" verteuerte sich um ein Prozent. Der Konzern zahlt seinen Eignern 0,78 Euro je Aktie. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs ergibt sich damit eine Dividendenrendite von knapp acht Prozent.
Im Rampenlicht standen europaweit außerdem die Luftfahrtwerte, nachdem die US-Fluggesellschaften United und Continental Airlines die erwartete Fusion offiziell bekanntgegeben hatten. Beide Unternehmen sind Mitglieder des Luftfahrtbündnisses "Star Alliance", dem auch die Lufthansa angehört. Deren Papiere drehten leicht ins Plus und schlossen 0,7 Prozent fester.
Deutsche Post waren mit einem Plus von 1,8 Prozent auf Erholungskurs. "Das ist eine Gegenbewegung auf den Absturz der vergangenen Tage", sagte ein Marktteilnehmer. Der Kurs hatte etwa 10 Prozent verloren, allerdings auch mit dem Dividendenabschlag von 0,60 Cent. "Die Hälfte war Dividendenabschlag, die andere Hälfte Sog des Gesamtmarkts."
Im Nebenwerte-Index MDax griffen die Anleger vor allem bei Lanxess zu. Die Aktie des Chemiekonzerns stieg um 4 Prozent. Firmenchef Axel Heitmann hatte starke Quartalsergebnisse in Aussicht gestellt. "Das ist sicher keine Überraschung, Analysten gehen im Schnitt von einer Verdreifachung des operativen Gewinns aus", sagte ein Börsianer. "Dennoch sind diese Aussagen gut für die Stimmung."
Papiere von Fuchs Petrolub zogen um 2,9 Prozent an. Der Schmierstoff-Hersteller hatte am Morgen ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vorgelegt.
Im TecDax sprangen Aixtron nach einem positiven Analystenkommentar um 5,4 Prozent in die Höhe.
Quelle: ntv.de, rts/DJ/dpa-afx