Marktberichte

Tiefster Stand seit Mitte Juli Dax im Krisenmodus

Der Dax rauscht kurz bis auf 8094 Punkte runter.

Der Dax rauscht kurz bis auf 8094 Punkte runter.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Syrien hält die Finanzmärkte rund um den Globus in Atem. Der offenbar bevorstehende Militäreinsatz des Westens lässt viele Anleger auf Nummer sicher gehen. Der deutsche Leitindex gibt viel Boden preis. Erst auf halber Strecke zur 8100 ziehen die Anleger die Reißleine.

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Der Abverkauf an der Börse hat sich auch zur Wochenmitte fortgesetzt: Nach Einschätzung von Händlern ist ein Militärschlag der USA in den kommenden Tagen kaum noch zu vermeiden. Dabei gilt die Sorge der Anleger weniger der Frage, wie es speziell in Syrien weitergeht.

Der Dax verlor bis Handelsschluss 1,0 Prozent auf 8.158 Punkte.  Das Tagestief liegt bei 8094 Zählern. Bereits am Vortag hatte das deutsche Börsenbarometer über zwei Prozent verloren.

Es bestehe "die Furcht, dass die gesamte Region erneut in einen Strudel aus Unruhe und Auseinandersetzungen gerät", so das Bankhaus Metzler.

Seit Tagen verstärken sich die Anzeichen für einen Militärschlag der USA als Reaktion auf einen mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien. Auch wenn Präsident Obama einem Sprecher zufolge noch keine Entscheidung gefällt hat, sind die Anleger in  Habachtstellung. "Die momentane Situation verunsichert", sagten die Analysten der DZ Bank und betonen: "Kommt es zu einer weiteren Eskalation, dürften die ökonomischen Fundamentaldaten an den Märkten ein Schattendasein fristen." Diese hatten zuletzt noch für Zuversicht gesorgt.  Eine Woche nach dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz berichtete der Sender NBC, Raketenangriffe auf syrische Ziele könnten bereits am Donnerstag beginnen.

Die Nervosität vieler Anleger war bereits in den USA und Asien zu spüren: An der Wall Street hatte der Dow-Jones-Index 1,1 Prozent schwächer geschlossen, der S&P-500 und der Nasdaq-Composite rutschten um 1,6 Prozent und 2,2 Prozent ab. In Tokio gab der Nikkei-Index am Morgen 1,6 Prozent nach, der Shanghai-Composite 0,3 Prozent.

Von Panik war keine Rede. Angesichts der Schlagzeilen aus der Region gehe der eine oder andere aber doch auf Nummer sicher, sagte Greg Matwejew, leitender Händler des Brokerhauses Newedge. Marktstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. mahnte zur Besonnenheit: "Kritisch wird es erst, wenn Iran und Russland mit wirtschaftlichen Konsequenzen auf ein Eingreifen der USA in Syrien reagieren würden."

Zu spüren war die Nervosität der Anleger auch am Rohstoffmarkt, wo die Sorte WTI in der Spitze drei Prozent fester notierte und mit 112,24 Dollar je Barrel so viel wie zuletzt im Mai 2011 kostete. Syrien ist zwar kein großer Produzent, liegt jedoch in der Nähe wichtiger Seerouten wie dem Suez-Kanal und Pipelines für den weltweiten Ölhandel. Insofern seien Beeinträchtigungen der Lieferkette nicht auszuschließen, heißt es. Auch die Krisenwährung Gold profitierte von der Situation im Mittleren Osten. Die Feinunze Gold kostete in er Spitze mit 1424 Dollar so viel wie seit Mitte Mai nicht mehr.

Der eskalierende Konflikt in Nahost ist aber nicht der einzige Faktor für die Nervosität an den Märkten - insbesondere in Südostasien. Bereits seit Monaten leiden die meisten Schwellenländer unter einem massiven Kapitalabzug.

Grund ist der näherrückende Kurswechsel in der amerikanischen Geldpolitik. Die US-Notenbank Fed will ihre hochexpansive Geldpolitik noch in diesem Jahr etwas zurücknehmen. Die drohende militärische Intervention westlicher Länder in Syrien verschärft die Lage, weil sie die Unsicherheit der Investoren erhöht.

Bei den Einzeltiteln gehörten Aktien, die negativ mit dem Ölpreis korrelieren, zu den großen Verlierern. Lufthansa verloren 3,2 Prozent - Händlern zufolge litten die Titel unter dem hohe Ölpreis und der Befürchtung, der Reise- und Luftverkehr könnte von einer Eskalation des Syrien-Konflikts beeinträchtigt werden. "Händler werden solche Aktien heute nicht halten wollen, was als Ausdruck einer eindeutigen Risikoaversion zu sehen ist", meinte ein Börsianer.

Auch die Aktien der besonders konjunkturabhängigen Autohersteller zählten zu den Verlierern: BMW, Daimler und VW büßten zwischen 2,3 und 1,7 Prozent ein. Aktien von Continental verloren sogar 4,0 Prozent. Hier drückte eine reduzierte Umsatzprognose des Conti-Großaktionärs Schaeffler für 2013 zusätzlich auf den Kurs.

Auch Finanzwerte ließen Federn: Commerzbank und Deutsche Bank gaben 3,6 bzw. 0,2 Prozent nach. Zugegriffen wurde dagegen bei defensiven Werten. Gefragt waren vor allem die Versorger-Aktien RWE und Eon. Die Titel verteuerten sich im Dax um 2,8 beziehungsweise 1,7 Prozent.

Auch die Telekom drehte ins Minus ab und verlor 0,2 Prozent. In unsicheren Zeiten seien stabile Werte gefragt, sagte ein Händler. "Man darf aber auch nicht vergessen, dass am Dienstag so gut wie alle Aktien Federn lassen mussten und sich heute zum Teil von ihrem Verlusten erholen."

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

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