Analysten-Schelte für Infineon Dax gut gelaunt
27.08.2002, 20:15 UhrVon den Dax-Unternehmen hörte man am Dienstag so gut wie nichts, dafür kam aus den USA fast ein Konjunktur-Paukenschlag: Der Auftragseingang für langlebige Güter übertraf mit einem Plus von 8,7 Prozent selbst die kühnsten Analysten-Erwartungen. Der Dämpfer folgte allerdings auf dem Fuße: Das US-Verbrauchervertrauen ist überraschend gesunken. Der Dax zeigte sich trotzdem gut gelaunt und stieg 1,8 Prozent auf 3.851 Punkte.
Der US-Auftragseingang für langlebige Güter ist nach Angaben des US-Handelsministeriums im Juli um 8,7 Prozent gestiegen, Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 1,2 Prozent gerechnet. Im Juni war der Auftragseingang noch um 4,5 Prozent gesunken.
Der Index des Verbrauchervertrauens des Wirtschaftsforschungsinstituts Conferene Board ist im August überraschend auf 93,5 Punkte gefallen und lag damit deutlich unter den Schätzungen der Analysten, die mit 97,0 Punkten gerechnet hatten. Im Juli hatte der Index bei 97,4 Punkten gelegen.
Der kurzfristige Kursanstieg sei allerdings mit Vorsicht zu genießen, so ein Händler. Es gebe bedeutende Belastungsfaktoren. So werde ein Krieg gegen den Irak immer wahrscheinlicher. US-Vizepräsident Dick Cheney hatte am Vorabend mit Bezug auf den Irak erklärt, das Risiko der Untätigkeit sei größer als das Risiko des Handelns.
Die Deutsche Lufthansa will als Reaktion auf die steigende Zahl von Billig-Flug-Anbietern ein neues Tarifsystem für Flüge in Europa einführen. Vor allem Flüge außerhalb der Hauptverkehrszeiten und bei frühen Buchungen sollen nach Angaben des Unternehmens billiger werden. Die Aktie verlor 0,3 Prozent auf 13,22 Euro.
Neues gab es in diesem Bereich auch von der TUI. Nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen steht das Konzept für die geplante Billig-Flug-Airline des Reisekonzerns. Partner soll die Fluglinie Germania werden. Am Mittwoch solle der Aufsichtsrat dem Projekt zustimmen, hieß es weiter. Die Aktie schloss 1,8 Prozent im Minus bei 22,50 Euro.
Unter Druck stand die Aktie von Infineon, die nach Angaben von Händlern durch die negativen Aussichten für die gesamte Technologiebranche belastet wurde. Es sehe zur Zeit nicht gut für den gesamten Sektor aus, hieß es weiter. Die US-Investmentbank Morgan Stanley habe daher ihren Anlegern empfohlen, vor allem Halbleiter-Werte zu verkaufen und dafür in Telekom-Werte einzusteigen. Die Infineon-Aktie gab 3,4 Prozent auf 11,92 Euro nach, für die Telekom ging es dagegen 2,4 Prozent auf 11,45 Euro nach oben.
Auch die anderen Technologie-Werte zeigten sich stark, für Siemens ging es 3,7 Prozent auf 51,25 Euro in die Gewinnzone. Der Elektronikkonzern hat einer neuen Umfrage von Gartner Dataquest zufolge seinen Marktanteil bei den Mobiltelefonen im zweiten Quartal auf 8,4 Prozent nach 7,4 Prozent im Vorjahresquartal gesteigert. Epcos legte 1,3 Prozent auf 16,39 Euro zu und SAP verbuchte ein Plus von 0,5 Prozent auf 83,18 Euro.
Nach oben ging es auch für BMW. Es gebe Gerüchte, dass eine Investmentbank ihren Anleger empfohlen habe, von Renault auf BMW umzusteigen, so ein Händler. Die Aktie stieg 2,6 Prozent auf 39,63 Euro. Auch DaimlerChrysler konnte um 2,5 Prozent auf 46,05 Euro zulegen. Volkswagen schloss mit 1,2 Prozent bei 48,49 Euro im Plus.
Im Blickpunkt stand auch die im MDax gelistete Aktie von WCM. Der Grundbesitz- und Beteiligungskonzern hat im zweiten Quartal einen Verlust von 18,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr hatte noch ein Gewinn von 29,8 Millionen Euro in den Büchern gestanden. Mit einer Verbesserung des Geschäfts rechnet WCM erst bei einer Trendwende an den Kapitalmärkten. Die Aktie legte 4,6 Prozent auf 3,22 Euro zu.
Im SDax wartete das Fotolaborunternehmen CeWe Color mit guten Quartalszahlen auf. Bei einer nur leichten Umsatzsteigerung hat der Konzern deutlich mehr verdient als im Vorjahr. Geholfen hätten dabei niedrigere Einkaufskosten, strukturelle Veränderungen und Standortschließungen. Die Aktie legte um 8,8 Prozent auf 14,90 Euro zu.
Quelle: ntv.de