Trotz roter Vorgaben aus Übersee Dax hält 6000 Punkte
19.07.2010, 15:59 UhrDer deutsche Aktienmarkt heftet sich zum Wochenstart an die Fersen der US-Börsen und landet dabei im Minus. Mit Ach und Krach kann sich der Dax dabei über der psychologisch wichtigen Marke von 6000 Punkten halten.
Angesichts der unklaren Konjunkturaussichten haben einige Anleger am Montag kalte Füße bekommen. Mit ihren Verkäufen machten sie die anfängliche Erholung des Dax zunichte. Das Börsenbarometer beendete den elektronischen Handel 0,5 Prozent im Minus bei 6009,11 Punkten. Für den MDax ging es um 0,3 Prozent abwärts auf 8108,61 Zähler. Der TecDax verbuchte ein Minus von 0,5 Prozent auf 771,08 Punkte
"Die Nervosität der Investoren ist beinahe mit Händen zu greifen", sagte ein Börsianer. Offenbar trenne sich daher der eine oder andere lieber von den zu Handelsbeginn gekauften Papieren, als sie über Nacht zu halten. Angesichts der dünnen Umsätze seien die aktuellen Kursschwankungen aber nicht sonderlich aussagekräftig, betonte er. Mit etwa 2,3 Mrd. Euro lag das Handelsvolumen aller Dax-Werte nur rund halb so hoch wie am vergangenen Freitag.
Kaum beeindruckt zeigten sich im Handelsverlauf die Anleger von der Herabstufung Irlands durch Moody`s. "Die Anleger scheinen inzwischen abgehärtet, was die Schuldenkrise in Europa betrifft", sagte ein Händler. Die Ratingagentur begründete die Herunterstufung der Kreditwürdigkeit Irlands auf "Aa2" von "Aa1" mit den anhaltenden Schwierigkeiten im Bankensektor und den düsteren Wachstumsaussichten.
Auch die wachsende Unsicherheit über die künftige Entwicklung in Ungarn trübte die Stimmung auf dem Parkett zunächst nicht. Die Verhandlungsführer von Ungarn und dem Internationalen Währungsfonds hatten sich nicht auf Einschnitte in den ungarischen Staatshaushalt geeinigt und die Verhandlungen abgebrochen.
Versorger stark
Zu den größten Verlierern zählte Volkswagen. Dem Autobauer droht eine milliardenschwere Schadenersatzforderung wegen des gescheiterten Übernahmeversuchs durch Porsche. Die VW-Vorzugsaktien verloren 1,8 Prozent auf 74,63 Euro, die Titel des Sportwagenbauers Porsche, der ebenfalls verklagt werden soll, gaben ebenfalls 1,8 Prozent auf 36,08 Euro nach. Die Aktien der anderen beiden großen Fahrzeug-Hersteller BMW und Daimler büßten 1,9 Prozent auf 41,36 Euro beziehungsweise ein Prozent auf 42,63 Euro ein.
Unter Verkaufsdruck gerieten auch MAN, obwohl der Nutzfahrzeug-Hersteller und Anlagenbauer für den Rest des Jahres einen Gewinn in seiner Lkw-Sparte in Aussicht gestellt hatte. "Die Aktie ist zuletzt gut gelaufen, daher hat sie kaum Luft für weitere Steigerungen", sagte ein Börsianer. Mit einem Plus von insgesamt gut sechs Prozent gehört MAN zu den stärksten Dax-Werten der vergangenen vier Wochen. Am Montag verloren die Titel 2,2 Prozent auf 71 Euro und waren damit Schlusslicht des Leitindex.
Gefragt war dagegen ThyssenKrupp, deren Aktien sich um 0,7 Prozent auf 21,69 Euro verteuerten. Die Analysten von Cheuvreux hatten sie auf "Outperform" von "Underperform" hochgestuft. Der strikte Sparkurs und ein solides Industriegeschäft dürften den Margendruck im Stahlbereich wettmachen, schrieben sie in einer Studie. Außerdem brachten sie eine Anhebung der Unternehmensziele ins Gespräch.
Im Nebenwerte-Index MDax waren Heidelberger Druck nach der Bekanntgabe eines 43-prozentigen Anstiegs beim Auftragseingang am gefragtesten. Die Aktien des Druckmaschinen-Herstellers stiegen um sechs Prozent auf 7,73 Euro. Er gehe davon aus, dass dieses überraschend starke Ergebnis auf eine starke Nachfrage aus den Schwellenländern zurückzuführen sei, schrieb DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic in einem Kommentar. Allerdings seien dort die Margen geringer. Er rechne daher für das gesamte Geschäftsjahr 2010/2011 mit einem negativen Cash Flow.
Quelle: ntv.de, nne/rts