Nervöses Abwarten Dax hält inne
06.08.2007, 18:00 UhrAnhaltende Nervosität angesichts der US-Hypothekenkrise hat die Geschäfte am deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn bestimmt. Trotz Urlaubszeit blieb das Handelsvolumen mit mehr als 170 Mio. gehandelten Titeln sehr hoch. Stärkere Kursausschläge verzeichnete der Index zum Auftakt der neuen Börsenwoche unter dem Stricht nicht, doch eine Beruhigung ist noch in weiter Ferne. Ein kurzes Abtauchen des Dax unter die Marke von 7400 Punkten im frühen Handel war am Montag das Ärgste der Gefühle.
Der Dax schloss nach einer Berg- und Talfahrt 0,1 Prozent im Plus bei 7444 Zählern. Unterdessen trennten sich die Investoren vor allem von Titeln aus der zweiten Reihe. Der MDax schloss 1,1 Prozent im Minus bei 10.352,8 Punkten. Der TecDax fiel um 2,2 Prozent auf 882,9 Stellen.
"Die Kreditsorgen dominieren den Markt, und die werden uns auch die nächsten Wochen begleiten", sagte ein Händler. Für Verunsicherung hatte die US-Investmentbank Bear Stearns gesorgt, die die Turbulenzen an den Kreditmärkten am Freitag als so schlimm wie das Platzen der Internet-Blase Anfang des Jahrtausends bezeichnet hatte. "Das ist hoffnungslos übertrieben", besänftigte ein Börsianer. "Schließlich muss Bear Stearns ja schwarz malen, da sie gegenüber ihren Investoren die Probleme mit ihren Fonds begründen müssen." Unterdessen hat die zur BHF-Bank gehörende Fondsgesellschaft Frankfurt-Trust wegen der Krise an den Kreditmärkten einen ihrer Investmentfonds vorübergehend geschlossen.
Mit dem Verlauf der Berichtssaison zeigten sich Börsianer zufrieden. "Die Unternehmen, die bislang Zahlen vorgelegt haben, haben überwiegend positiv überrascht", sagte ein Händler. Da mache die Münchener Rück keine Ausnahme, ergänzte er. Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer erhöhte nach einem Gewinnanstieg im zweiten Quartal seine Prognose für das Gesamtjahr. Zudem bezifferte die Münchener Rück die Belastungen aus der US-Hypothekenkrise auf maximal gut 100 Mio. Euro. Anleger beruhigte dies, die Aktie gewann 0,5 Prozent.
Auf der Suche nach von der US-Immobilienkrise wenig belasteten Werten schichteten sie in Pharma- und Gesundheitsaktien um. "Der ganze Gesundheits- und Pharmabereich ist im Moment gut gefragt, der Sektor wird auch ohne Sub-Prime überleben", sagte ein Händler. Merck-Aktien waren mit einem Plus von 3,9 Prozent größter Gewinner im Dax.
Daimler muss tief in die Tasche greifen
Zu den größten Verlierern im Dax zählten die Papiere von DaimlerChrysler mit einem Minus von 2,4 Prozent. Der Autobauer hatte im Zuge des Verkaufs von Chrysler an den Finanzinvestor Cerberus seiner Ex-Tochter einen milliardenschweren Kredit zugesagt. Aus Sicht von Daimler bedeute die Kreditgewährung eine Verschlechterung der Position, weil zunächst anderthalb Milliarden Dollar an Liquidität abflössen und die damit geschaffene Forderung einem Ausfallrisiko unterliege, meinen die Analysten der HSH Nordbank.
Unbeliebt waren auch die Aktien von Infineon, die 3,9 Prozent verloren und damit die rote Laterne übernahmen. Der Halbleiterhersteller will sich bis zur Hauptversammlung 2009 von der Mehrheit seiner Speicherchiptochter Qimonda trennen. Da die an der New Yorker Börse notierten Qimonda-Aktien derzeit nur schwer verkäuflich sind, schwebt Infineon-Chef Wolfgang Ziebart vor, die dann noch verbleibenden Papiere an die Aktionäre zu verschenken. Zudem trennte sich Infineon nach nur drei Monaten von Finanzvorstand Rüdiger Günther.
Im MDax machten die Aktien der IKB einen kleinen Teil ihrer massiven Kursverluste der vergangenen Tage wieder wett und legten elf Prozent zu. "Das Gröbste bei der IKB könnte überstanden sein", mutmaßte ein Händler. Die Mittelstandsbank war wegen Fehlspekulationen am US-Hypothekenmarkt in Schieflage geraten. CDU-Finanzpolitiker Otto Bernhardt fordert einen Ausstieg der Staatsbank KfW bei der IKB. Erste Banken bringen sich daher für einen Einstieg in Stellung.
Mit massiven Verkäufen reagierten die Anleger auf die Prognosesenkung bei Curanum. Die im Kleinwerteindex SDax notierten Papiere des Pflegeheimbetreibers brachen um 21 Prozent ein.
Quelle: ntv.de