Unter 6000 Punkten Dax hängt in den Seilen
05.05.2010, 17:40 UhrDie Schuldenkrise in Europa hält den deutschen Aktienmarkt weiter in Atem. Die Anleger werden unruhiger und fürchten, die Probleme könnten sich auf andere Länder der Eurozone ausweiten.
Der Frankfurter Aktienmarkt hat sich in einer Mischung aus Hoffen und Bangen auf eine Berg- und Talfahrt begeben. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung fällt der Dax aber letztendlich wieder unter die Marke von 6000 Punkten. Dominierender Kurstreiber bleibt einmal mehr die Diskussion über die Haushaltslage südeuropäischer Länder.
Der Dax gab 0,8 Prozent ab und schloss bei 5958,45 Punkten. Der MDax fiel auf 7985,08 Punkte, ein Abschlag von 2 Prozent. Für den TecDax ging es um 2 Prozent abwärts auf 773,14 Zähler.
Am Mittag noch sorgten Gerüchte für Entspannung, dass die Europäische Zentralbank einen Ankauf griechischer Staatsanleihen erwäge. Auch starke Quartalsberichte von Allianz und BMW stützten die Kurse.
Im weiteren Tagesverlauf verdarb dann aber eine Ankündigung Moody's die Stimmung. Die Ratingagentur erwägt, die Kreditwürdigkeit Portugals deutlich abzustufen. Ein überraschend guter Arbeitsmarktbericht des privaten US-Dienstleisters ADP, der als Indikator für den am Freitag anstehenden offiziellen Bericht dient, konnte dem Markt keinen Auftrieb geben.
"Die Märkte haben den Glauben an die Wirksamkeit des Hilfspaketes noch nicht richtig verinnerlicht", sagte ein Börsianer. EU-Währungskommissar Olli Rehn erklärte, er sei zuversichtlich, das Hilfspaket von 110 Mrd. Euro sei ausreichend zur Deckung des griechischen Finanzbedarfs in den nächsten Jahren. Hilfen für Spanien seien nicht nötig. Bundesbank-Präsident Axel Weber warnte vor einem Flächenbrand. "Gravierende Ansteckungseffekte für andere Mitgliedstaaten der Währungsunion und sich verstärkende Rückkopplungseffekte auf den Kapitalmärkten drohen", erklärte Weber. Allerdings sei eine Lage wie in Griechenland in anderen europäischen Ländern nicht gegeben.
"Die Unsicherheiten werden bestehen bleiben, bis die europäischen Regierungen das Hilfspaket abgesegnet haben", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. "Insbesondere die Entscheidung in Deutschland wird mit großer Aufmerksamkeit verfolgt."
Die Unruhe der Anleger spiegelte sich Händlern zufolge am Kursrutsch des Euro wider, der unter die Marke von 1,29 Dollar fiel. Die Schwächung der Gemeinschaftswährung vertreibt nach Einschätzung von Helaba-Analyst Christian Schmidt Anleger von außerhalb der Euro-Zone. "In Dollar betrachtet ist der Dax noch schwächer. Ausländische Anleger sind deshalb geneigt, sich abzusichern und Geld vom Tisch zu nehmen."
Bank-Aktien verlieren
Bankaktien standen wegen der Sorgen um Griechenland weiter unter Druck. Die Papiere von Deutsche Bank und Commerzbank gaben mehr als 1 Prozent nach. "Bei den derzeitigen Unsicherheiten im Markt bezüglich Spanien, Griechenland, Portugal und dann noch der Klage gegen Goldman Sachs suchen die Anleger derzeit andere Investmentchancen", sagte Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade.
Neben dem Dauerthema Griechenland rückte auch am Mittwoch wieder die Berichtssaison in den Fokus. Henkel machte mit seinen Zahlen den Auftakt: Der Konsumgüterhersteller schnitt im ersten Quartal besser ab als erwartet und erhöhte seine Prognose für das Gesamtjahr. Dennoch büßten die Aktien 2,2 Prozent ein, was Händler mit Gewinnmitnahmen und "vorweg genommenen Lorbeeren" begründen. "Man nimmt Gewinne mit, bevor sie einem in dem ganzen unsicheren Umfeld wegfliegen", sagt ein Händler. Henkel-Aktien hatten ihren Wert in den vergangenen 14 Monaten mehr als verdoppelt.
Gegen den Abwärtstrend stemmten sich dagegen die Aktien von Allianz und BMW. Händlern zufolge schnitten beide Dax-Konzerne besser ab als erwartet worden war. Der Versicherungskonzern steigerte den operativen Gewinn im ersten Quartal nach vorläufigen Zahlen auf rund 1,7 Mrd. Euro, während der Münchner Autobauer von der weltweit gestiegenen Autonachfrage profitierte und so steigende Umsätze und Gewinne auswies. Die Aktien schlossen leicht im Minus, BMW lagen minimal im Plus.
Lufthansa erholten sich nicht von den Verlusten des Vortags und verbilligen sich um 1,9 Prozent. Nachdem am Dienstag bereits durchwachsene Zahlen für das erste Quartal vorgelegt wurden, äußerte sich die Fluglinie nochmals zum Ausblick. Demnach hängt die angestrebte Gewinnsteigerung davon ab, ob es zu weiteren Einschränkungen durch den isländischen Vulkan Eyjafjallajökull kommt.
Linde büßten 3,1 Prozent ein. Die Aktien wurden mit Dividendenabschlag gehandelt.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa-afx