Anleger in Shoppinglaune Dax hört's klingeln
02.12.2008, 17:39 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstagnachmittag zunehmend fester entwickelt. Nach einem positiven Start in den USA griffen die Investoren beherzt zu. Die grassierenden Rezessionsängste hatten die Investoren bereits am Mittag erfolgreich abgeschüttelt.
Bei Börsenschluss notierte der Dax 3,1 Prozent höher bei 4.531 Punkten. Über dem Markt hing dabei immer noch die Unsicherheit über die Zukunft von GM, Ford und Chrysler in den USA.
Am Dienstag lief die Frist aus, innerhalb der die US-Autobauer dem amerikanischen Kongress einen konkreten Sanierungsplan vorlegen mussten, um staatliche Hilfen zu erhalten. "So etwas wie die Lehman-Pleite sollte nicht noch einmal passieren", sagte ein Händler. Die Investoren entschieden sich in den USA wie in Europa - trotz aller Nervosität - darauf zu wetten, dass es zu einem US-Auto-Rettungspaket kommen wird.
Unterschwellig blieb die Skepsis, ob der Nachhaltigkeit der Aufwärtsbewegung. Denn auch, wenn es nichts Neues mehr ist, Äußerungen wie, "globale Daten deuten darauf hin, dass die Welt in einer Rezession steckt", jagen den Investoren immer wieder Schauer den Rücken hinunter und versetzen den Märkten die entsprechenden Dämpfer. Mittwoch könnte es wieder so weit sein.
Autowerte gehörten trotz schlechter Nachrichten zu den Tagesgewinnern. VW stiegen um 5,6 Prozent, Daimler um gut drei Prozent und BMW um knapp vier Prozent. Die Aktien ignorierten damit die schlechten Neuzulassungszahlen für November, die auf den tiefsten Stand seit 1990 fielen.
Die Autoverkäufe in Deutschland brachen um 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ein, teilte der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) mit. Schon im Oktober hatten die Autoverkäufe 8,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres gelegen.
Neben den Autowerten standen die Finanztitel im Fokus. Mit Ausnahme der Aktien der Deutschen Börse tummelten sich alle im positiven Bereich. Deutsche Börse allein fielen um 5,2 Prozent und waren damit auch der schwächste Titel im Dax. Der Börsenbetreiber hatte mit der monatlichen Handelsstatistik die Erwartungen enttäuscht. Hypo Real Estate notierten nach Anfangsverlusten 5,3 Prozent höher.
Münchener Rück gewannen 3,9 Prozent. Für JP-Morgan-Analyst Michael Huttner ist Münchener Rück der beste Wert der Branche. Er rechne für 2009 mit einem Anstieg der Prämien um netto drei Prozent und einem Gewinn von 13,60 Euro je Aktie. Sollten die Versicherungsbeiträge doppelt so stark steigen, erhöhe sich der Überschuss auf 15 Euro je Aktie, schrieb Huttner in einem Kommentar. Er bekräftige seine Einstufung mit "Overweight" und hebe sein Kursziel im Rahmen der Verschiebung des Bewertungshorizontes von Ende 2008 auf Ende 2009 auf 148 von 128 Euro an.
An die Spitze des Dax schafften es Commerzbank mit plus 7,9 Prozent. Einem Pressebericht zufolge drohen der Commerzbank genauso wie den französischen Banken massive Probleme mit der EU-Kommission bei der Genehmigung des Rettungspakets. Wichtigster Konfliktpunkt ist die Forderung von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes, die Commerzbank dürfe ihren Aktionären während der Laufzeit der Staatshilfen keine Dividende auszahlen.
Die Deutsche Bank kann einem weiteren Pressebericht zufolge trotz des stark gefallenen Aktienkurses der Postbank-Papiere nicht mit einem Nachlass auf den Kaufpreis für die Post-Tochter rechnen. "Wir gehen davon aus, dass die Transaktion zu den vereinbarten Konditionen Anfang des Jahres abgewickelt wird", sagte eine Post-Sprecherin der "Berliner Zeitung". Mitte September hatte die Deutsche Bank sich mit der Post auf die Übernahme von zunächst 29,75 Prozent der Postbank-Anteile zum Preis von 57,25 Euro je Aktie geeinigt. Am Montag notierte die Postbank-Aktie nur noch bei knapp15 Euro. Aktionäre drängen die Deutsche Bank deshalb, mit der Post nach zu verhandeln, um die Postbank zu einem angemesseneren Preis zu erwerben. Der Kurs der Deutschen Bank notierte mit 4,9 Prozent im Plus.
Ein Plus von 1,6 Prozent verzeichneten auch die Aktien von K+S. Die Papiere des Düngemittelkonzerns waren zunächst von einem pessimistischem Ausblick des US-Konkurrenten Mosaic belastet worden.
Im TecDax standen Q-Cells-Titel im Blick. Der Solarzellenhersteller rechnet unverändert mit einem Ausbau der Produktion auf mehr als 1.000 Megawatt - der erwartete Wachtumsrückgang in der Solarindustrie gelte nur für die Konkurrenz, wie Konzernchef Anton Milner der "FTD" sagte. Q-Cells will weiter den Umsatz 2009 um fast 70 Prozent auf 2,25 Mrd. Euro steigern. Der Kurs legte 11,2 Prozent zu.
Quelle: ntv.de