Marktberichte

Fast als wäre nichts Dax holt kräftig auf

Die Sorgen über die Stärke oder Schwäche der Konjunktur in den USA sind am Donnerstag nicht vergessen, aber gut verdrängt worden. Nach Vorlage der jüngsten US-Wirtschafts- und Preisdaten flackerten die Bedenken zwar kurz wieder auf und der Markt fing wieder an zu wackeln. Am Ende war dann aber doch alles gut. Der Markt schloss fast auf Tageshoch. Am Vormittag hatte sich der Markt geradezu überschlagen, um den guten Vorgaben aus Übersee ins Plus zu folgen.

Der Dax schloss 2,1 Prozent höher bei 6.585 Punkten. Damit hat der Markt den größten Teil seiner Vortagesverluste von 2,7 Prozent in der Tasche. Unmittelbar nach den Daten aus den USA rauschte der Leitindex von plus 2,2 Prozent auf plus 1,5 Prozent runter. "Rückläufige Wirtschaftsdaten und steigende Preisdaten sind keine gute Mischung", kommentierte ein Händler.

Die US-Erzeugerpreise sind im Februar mit 0,4 Prozent doppelt so stark gestiegen wie von Volkswirten im Konsens von 0,2 Prozent erwartet wurde. Gleichzeitig ist der Stimmungsindikator der Notenbank von New York - der Empire State Index - mit 1,85 weit unter der Konsensprognose von 16,8 geblieben. "Die Zahlen gleichen sich gegenseitig aus", meinte ein Volkswirt von HSBC Trinkhaus & Burkhard. Er sehe keinen Anlass, dass Zinsszenario zu überdenken.

Die Marktteilnehmer sind nervös. Viele fürchten ein Ausufern der Krise am US-Immobilienmarkt, die auf den Weltmarkt überschwappen könnte. In den USA steht der Hypothekenfinanzierer New Century Financial kurz vor der Pleite. Einer der Kreditgeber, die britische Barclays, fordert rund 900 Mio. US-Dollar zurück, die sie der US-Hypothekenbank gegeben hatte. Damit wächst die Gefahr einer Insolvenz, mit der in Fachkreisen bereits seit einigen Tagen gerechnet wird.

Am Mittwoch hatte die Angst , dass das sorgfältig gebaute Kartenhaus in den USA zusammenbricht, den Markt fest im Griff gehabt und Befürchtungen ausgelöst, dass die Wirtschaftsmacht USA mehr als nur schwächeln könnte und so als Absatzmarkt erheblich nachlässt. Händler raten zu weiterer Vorsicht. So wenig wie die Krise am US-Immobilienmarkt über Nacht überstanden sei, so werde die Volatilität über Nacht aus dem Markt verschwinden, heißt es.

Für zusätzliche Nervosität sorgte der große Verfall an den Terminmärkten - der so genannte Hexensabbat. Am Freitag werden neben den monatlich fälligen Aktien- und Index-Optionen auch die Index-Futures fällig. Im Vorfeld eines Verfalls versuchen Investoren, die Kurse zu beeinflussen.

Unterstützung bekamen am Donnerstag insbesondere die am Vortag stark gebeutelten Sektoren wie Banken und Finanzdienstleister, die einen Teil ihrer Verluste wieder wett machen konnten, so auch die Titel der Deutschen Bank, die nach dem fünfprozentigen Einbruch am Vortag 2,3 Prozent gut machten. Allianz und Hypo Real Estate schafften 1,3 bzw. 1,9 Prozent. Commerzbank holten 1,3 Prozent wieder auf.

Der Vorschlag der Derivate-Börse ICI mit der Chicagoer Terminbörse CBOT zu fusionieren, zog die Titel der Deutschen Börse um 4,1 Prozent nach oben. Händler sprachen von neu entfachten Übernahmefantasien. In den Handelsräumen kursierte das Gerücht, dass nach der Fusion ein Zusammenschluss mit der Deutschen Börse angestrebt werden könnte.

Spitzenreiter im Dax waren DaimlerChrysler. Spekulationen um die Abspaltung der US-Tochter Chrysler trieben den Kurs 4,9 Prozent in die Höhe. "Einige spekulieren offenbar, dass der Verkauf von Chrysler schneller als bisher gedacht über die Bühne gehen könnte", mutmaßte ein Händler. In einigen Handelsräumen wurden die Käufe mit einem Artikel in "Focus Money" begründet, in dem für den Fall einer Trennung ein Kurs für die Daimler-Aktie von 69 bis 79 Euro genannt wird.

Bayer zogen um 3,3 Prozent an, nachdem der Konzern seine Bilanz vorgelegt und einen Ausblick auf das laufende Jahr gegeben hatte.

Zu den einsamen zwei Dax-Verlierern gehörten Altana, die von der Ausschüttung einer Sonderdividende nicht mehr profitieren konnten und 1,0 Prozent abgaben. Allerdings hatten sich die Papiere am Vortag gegen den Trend gestemmt und kaum verändert geschlossen. Nach der Abspaltung seines Pharmageschäfts geht der Konzern davon aus, dass seine Aktien nach der Hauptversammlung in den MDax absteigen. Gesellschaft bekamen Altana von Infineon, die 0,1 Prozent einbüßten.

Unter den MDax-Werten legten Wincor Nixdorf nach der Ankündigung eines Aktienrückkauf 4,0 Prozent zu.

Im TecDax legten die Aktien von GPC Biotech um 3,4 Prozent, nachdem das defizitäre Biotechunternehmen im vergangenen Jahr seinen Umsatz mehr als verdoppelte.

Zweitgrößer Gewinner waren Aixtron mit einem Plus von 7,9 Prozent. Der Chip-Anlagenbauer hat dank kräftig angezogener Bestellungen 2006 den Sprung in die Gewinnzone geschafft und damit Analystenschätzungen übertroffen.

Die Analysten der Credite Suisse empfahlen Morphosys. Die Einstufung wirde auf "neutral" von "underperform" angehoben. Das Kursziel stieg auf 56 von 40 Euro. Morphosys legten in dem freundlichen Gesamtumfeld 6,1 Prozent zu.

Auch die Solarwerte fanden sich nach den Abschlägen am Vortag ganz oben bei den Gewinnern wieder: Solon machten 7,0 Prozent wieder gut, Ersol schafften 3,3 Prozent.

Außerhalb der Indizes stiegen die Aktien von Repower um 12,4 Prozent, nachdem der an einer Übernahme interessierte französische Atomkonzern Areva seine Offerte erhöhte.

Quelle: ntv.de

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