Banken folgen Barclays Dax hoppelt ins Plus
09.02.2009, 17:49 UhrDie US-Börsen haben die deutschen Standardwerte am Montagnachmittag ins Plus gezogen. Überraschend positive Geschäftszahlen der britischen Großbank Barclays stützten die Finanzwerte. Gewinnmitnahmen gab es bei den Industriewerten. Die hielten das Börsenbarometer den größten Teil des Tages am Boden.
Am Ende schloss der Dax dann aber doch 0,5 Prozent höher bei 4.666 Punkten. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex sieben Prozent zugelegt. Die Stimmung war von Ruhe und Abwarten bestimmt gewesen, berichteten Händler. Signale für eine Wiederbelebung des Marktes habe es nicht gegeben.
An der Dax-Spitze standen die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank mit Kursgewinnen 6,1 und 8,5 Prozent. Für Nachfrage nach Bankwerten sorgte vor allem Barclays, die 2008 trotz Finanzkrise einen Milliardengewinn erzielten. Außerdem sieht das britische Institut derzeit keinen Bedarf für eine Kapitalerhöhung. "Was wir heute gehört haben ist beruhigend", sagte Aktienexpertin Jane Coffey von Royal London Asset Management.
Für leichte Verunsicherung sorgte dagegen die verschobene Veröffentlichung der US-Hilfspläne für die Finanzbranche von Montag auf Dienstag. Das abgespeckte US-Konjunkturprogramm scheint aber jetzt kurz vor der Verabschiedung zu stehen. Der US-Senat will noch am Dienstag darüber entscheiden. "Aber auch das wird keine Euphorie auslösen. Denn die Probleme verschwinden dadurch nicht von heute auf morgen", sagte ein Börsianer.
Am Dienstag will Finanzminister Timothy Geithner zumindest seine Pläne zur Rettung der US-Finanzbranche vorlegen. Der Termin war am Wochenende kurzfristig um einen Tag verschoben worden. Geithner wird dann darlegen, wie er die noch verbliebenen 350 Mrd. Dollar eines 700-Milliarden-Dollar-Rettungspakets aus dem vergangenen Jahr verwenden wird.
Auf der Verliererseite im Dax standen vor allem die konjunkturabhängigen Industriewerte. So rutschten die Aktien des Index-Schwergewichts Siemens um 1,4 Prozent ab, Salzgitter verloren 2,6 Prozent. Börsianer von Gewinnmitnahmen. Nur ThyssenKrupp hielten sich mit 1,1 Prozent knapp im Plus. Alle drei Werte gehörten mit Kursgewinnen zwischen 13 und 19 Prozent zu den Favoriten der Vorwoche.
Unter Verkaufsdruck standen auch die Titel von Eon, die mit einem Minus von 3,8 Prozent schwächster Dax-Wert waren. Firmenchef Wulf Bernotat hatte in einem Zeitungsinterview ein Sparprogramm wegen des Konjunkturabschwungs angekündigt. RWE notierten zuletzt ebenfalls 1,7 Prozent leichter.
Die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Papiere von SGL Carbon konnten dagegen ihr elfprozentiges Freitagsplus noch einmal ausbauen. Die Titel stiegen um weitere 5,2 Prozent. Dem Bericht eines Börsenbriefes zufolge ist der Industriedienstleiser Voith an dem Grafitelektroden-Hersteller interessiert, was der Maschinenbauer und Industriedienstleister jedoch am Montag dementiert hat. "Platow" hatte berichtet, Voith habe das Bankhaus Metzler beauftragt, ein SGL-Aktienpaket von vier bis fünf Prozent zu schnüren. Voith hält bereits rund fünf Prozent an dem Grafitelektroden-Hersteller.
Bei den Unternehmen richtete sich die Aufmerksamkeit unter anderem auf HeidelbergCement. Der Baustoffkonzern hat dank der Übernahme des Konkurrenten Hanson 2008 zwar mit einem Rekordergebnis abgeschlossen, sich wegen des Konjunkturabschwungs aber zurückhaltend zu den Aussichten für 2009 geäußert. "Sowohl die Zahlen als auch der Ausblick lagen weitgehend im Rahmen der Erwartungen", sagte ein Börsianer. Der Wert der Aktie verlor 0,3 Prozent an Wert.
Bauer waren gefragt. Die Titel legten 6,2 Prozent zu. Der Chef des Spezialtiefbau-Konzerns, Thomas Bauer, hatte in einem Interview für 2008 ein Ergebnis über den eigenen Prognosen in Aussicht gestellt.
Ein positiver Kommentar im renommierten US-Börsenbrief "Barron's" hat Händlern zufolge den Aktien von Wirecard zu einem Höhenflug verholfen. Die Titel des Spezialisten für die Abwicklung von Zahlungsverkehr im Internet verteuerten sich um 6,0 Prozent und setzten sich damit an die Spitze im Technologie-Index TecDax. Barron's zufolge sind die Papiere deutlich unterbewertet. Der Spezialist für Online-Zahlungssysteme sei zwar nicht immun gegen die Konsumschwäche, allerdings könnte die Rezession das Wachstum beim Online-Handel beschleunigen.
Quelle: ntv.de