Autowerte ganz vorne Dax hüpft über 7000 Punkte
10.12.2010, 17:40 UhrAm letzten Handelstag will es der deutsche Aktienmarkt doch noch einmal wissen und arbeitet sich ins Plus. Getragen wird die Erholung vor allem von just jenen Aktien, die tags zuvor die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Jahresendrally fast zunichte gemacht hätten.
Der Dax hat sich am letzten Handelstag der Woche doch noch über die Marke von 7000 Punkten gerettet. Damit konnte der Leitindex eine wichtige psychologische Hürde nehmen. Erst in dieser Woche hatte der Leitindex die Marke nach zweieinhalb Jahren zurückerobert, dann aber zwischenzeitlich wieder verloren gegeben.
Der Dax beendete die Handelswoche mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 7006,17 Punkte. Der MDax gab 0,4 Prozent zu auf 9846,77 Prozent. Für den TecDax ging es um 0,5 Prozent auf 827,37 Punkte nach oben.
Für eine böse Überraschung sorgte am Nachmittag Beiersdorf. Der Nivea-Hersteller senkte auf der Zielgeraden seinen Ausblick für das laufende Jahr. Umfangreiche Investitionen drücken die Umsatzrendite wohl unter die bisher in Aussicht gestellten 11 Prozent, statt dessen rechnet Beiersdorf nur noch mit rund 9 Prozent Rendite. Die Papiere gaben 5,2 Prozent nach.
Unter Druck gerieten auch die Aktien von HeidelbergCement, die gegen den Markttrend 1,7 Prozent verloren. Nach Angaben der EU-Kommission wird gegen den Dax-Neuling ein Kartellverfahren wegen möglichem wettbewerbswidrigem Verhalten eingeleitet. Nach Angaben von HeidelCement handelt es sich dabei jedoch um ein altes Verfahren, in dem es bereits im November 2008 erste Untersuchungen gegeben habe. Die Kartellvorwürfe seien von der EU bisher nicht konkretisiert worden.
Unter Abgabedruck standen darüber hinaus etwa Papiere von ThyssenKrupp, die um 0,8 Prozent fielen. Die "Financial Times Deutschland" schreibt, Manager der brasilianischen Tochter CSA stünden unter dem Verdacht, gegen Umweltgesetze verstoßen zu haben. Deutsche Telekom fielen um 0,2 Prozent zurück; JP Morgan hatte die Aktien auf "Neutral" von "Overweight" herabgestuft.
Autotitel gesucht
Gewinnmitnahmen hatten in den verganen beiden Tagen den Autosektor die Jahresendrally vermasselt. Am Freitag haben die Papiere nun wieder in die Spur gefunden und Kursgewinne verbucht. Für Papiere von Volkswagen ging es um 3,9 Prozent nach oben, unterstützt wird das Plus bei den Wolfsburgern von positiven Absatzzahlen für November, die im Jahresvergleich um 18 Prozent angestiegen sind. BMW legten ebenfalls 3,9 Prozent zu. Daimler, die nicht so stark unter dem Verkaufsdruck der vergangenen Tage gelitten hatten, stiegen um 2,9 Prozent.
Auch bei Infineon haben sich Anleger am Freitag eines Besseren besonnen. Nach einem Kurssminus von 4,6 Prozent am Vortag legten die Aktien des Chipkonzerns nun um 3,4 Prozent zu.
Die Deutsche Börse muss wegen der anhaltenden Umsatz- und Ertragsschwäche im vierten Quartal weitere 450 Mio. Euro abschreiben. Aus steuerlichen Gründen schlägt dies jedoch nicht voll auf das Ergebnis des Unternehmens durch. Den Kurs der Börse konnte die Nachricht ohnehin nicht schocken, die Papiere legten 1,4 Prozent zu.
Musik spielt in der zweiten Reihe
In der zweiten Reihe legten Papiere von Morphosys um satte 10,1 Prozent zu. Als Grund für eine Neubewertung der Aktien sieht LBBW-Analyst Hanns Frohnmeyer die Zusammenarbeit zwischen der Tochtergesellschaft Sloning BioTechnology und Pfizer. Die vor diesem Hintergrund auf 13 bis 16 Mio. Euro angehobene Prognose für den operativen Gewinn im laufenden Jahr habe das Unternehmen als nachhaltig bezeichnet, sagt Frohnmeyer. Noch dazu handele es sich bei der Übereinkunft mit dem US-Pharmakonzern um eine nicht-exklusive Lizenzvereinbarung zum Technologietransfer.
Im MDax haben die Papiere von Hugo Boss ihren Höhenflug fortgesetzt. Die Aktien kletterten um 2,4 Prozent und zwischenzeitlich auf ein Rekordhoch von 52,76 Euro. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs damit mehr als verdoppelt. Dies ist die stärkste Rally seit zehn Jahren. Mit einem Plus von rund 25 Prozent steuert die Aktie auf das stärkste vierte Quartal seit 2000 zu.
Unter den übrigen großen Gewinnern legen die Papiere von Continental um 2,9 Prozent zu. Der Autozulieferer profitiert von guter Stimmung in der Autoreifenbranche. Der französische Rivale Michelin hatte Händlern zufolge eine Preiserhöhung bei Lkw-Reifen durchgesetzt. Angesichts eines Rekordhochs bei Kautschuk, dem Rohstoff für Reifen, ist dies nicht weiter verwunderlich.
Nach Bekanntgabe eines starken Umsatz-Wachstums im November griffen Anleger im SDax bei Tom Tailor zu. Dem Unternehmen zufolge stieg der Umsatz inklusive des Online-Geschäfts um 20,6 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts