Marktberichte

"Death Cross" belastet Dax im Charttechnik-Irrgarten

Neue Woche, altes Problem: Der deutsche Aktienmarkt irrt zunächst richtungslos durch den Handel, nur um am Ende im Minus zu schließen. Der Impulsgeber USA fällt wegen Feiertag aus. Einzig Charttechniker versuchen eine Richtung vorzugeben.

Dax auf Irrwegen?

Dax auf Irrwegen?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die USA feiern ihren "Independence Day", die deutschen Anleger das Sommerwetter. Das Ergebnis: Dax und Co. kommen nicht vom Fleck - trotz erwarteter Erholung nach dem Minus der vergangenen Woche und trotz des festeren Nikkei-Index geht der Dax mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 5816 Zählern aus dem Handel. Besser machte es der MDax, der nur 0,1 Prozent auf 7839 Punkte nachgab. Den TexDax erwischte ein Minus von 0,3 Prozent auf 723 Zähler.

Charttechnik im Blick

Für Sorge bei den Investoren könnten charttechnische Belange sorgen. Deren Aussagen sind derzeit ungewöhnlich deutlich - wichtige Marken wurden verletzt und sprechen mittelfristig für weitere Kursabschläge. Während der deutsche Aktienmarkt aktuell noch mit der unterstützenden 200-Tage-Linie flirtet, haben die großen US-Indizes schon klare Verkaufssignale geliefert. Es besteht zwar die Möglichkeit einer kurzfristigen Erholungsbewegung, diese dürfte einigen Marktteilnehmern eine gute Möglichkeit zum Ausstieg bieten. Wer seine Positionen noch nicht abgesichert hat, sollte nach Einschätzung von Aktienstrategen darüber nachdenken.

Charttechnisch orientierte Marktteilnehmer schauen in den USA stark darauf, wenn sich die 50-Tage- mit der 200-Tage-Linie kreuzt. Und ein solches Phänomen mit dem Namen "Death Cross" findet momentan statt. Wie die Bezeichnung "Kreuzung des Todes" schon suggeriert, bedeutet es nichts Gutes. Die kurzfristige lebhaftere 50-Tags-Linie schneidet die eher behäbige langfristige Durchschnittslinie von oben nach unten - was in der Vergangenheit schon deutliche Kursverluste eingeläutet hat. So wurde das Verkaufssignal Ende Dezember 2007 bei 1.476 Punkten im S&P-500-Index generiert - welches mit dem Kaufsignal "Golden Cross" bei rund 890 Punkten im Juni 2009 aufgehoben wurde.

Die Charttechnik liefert allerdings noch mehr Argumente, dass man dem Aktienmarkt momentan vorsichtig gegenüber eingestellt bleiben sollte. So weist der Sentiment-Analyst Thomas Theuerzeit darauf hin, dass der S&P-500-Index nahezu zeitgleich seine Schulter-Kopf-Schulter-Formation mit dem Bruch der Nackenlinie bei 1040 beendet hat. Sollte diese nicht schnellstens zurückerobert werden, liege das Kursziel rein rechnerisch bei 880 Punkten. Dies bedeute ein weiteres Abwärtspotenzial von rund 14 Prozent. Ein solches Szenario spreche für weitere Kursverluste am deutschen Aktienmarkt. Sollte der DAX den Kampf um die 200-Tage-Linie bei 5862 Punkten verlieren, könne es schnell in Richtung 5400 bis 5600 Punkten gehen.

Versorger unter Strom

Für Bewegung unter den Versorgern sorgt ein Bericht der "Rheinischen Post": Die Bundesregierung rücke von der im Sparpaket geplanten Einführung einer Brennelemente-Steuer für die Energiewirtschaft ab, berichtete die Zeitung. Das Bundesfinanzministerium habe den Vorständen der vier größten Energiekonzerne bei einem Spitzentreffen am vergangenen Freitag signalisiert, dass auch ein anderes Erlösmodell vorstellbar sei. Das Blatt beruft sich auf Informationen aus Teilnehmerkreisen. Im Bundesfinanzministerium war eine Stellungnahme zunächst nicht zu erhalten.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wolle an den Einnahmen von 9,2 Mrd. Euro in den kommenden vier Jahren festhalten, sei aber bei der Wahl der Instrumente "flexibel", hieß es dem Blatt zufolge. Im Gespräch sei demnach, dass die Energiekonzerne nach einer vom Bund verbindlich verabredeten Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke Unternehmensanleihen begeben, deren Erlöse in die Staatskasse fließen. Dafür solle ein gemeinsamer Energiefonds eingerichtet werden.

Die Dax-Titel Eon und RWE reagieren unterschiedlich. Während Eon etwa 0,1 Prozent absackte, legten RWE-Papiere rund 0,3 Prozent zu.

Eon plant zudem einen radikalen Konzernumbau: Der Dax-Riese soll in die fünf Kernsegmente Kraftwerke, Gasbeschaffung, Handel, Erneuerbare Energien und Energieforschung aufgeteilt werden. Im Endkundengeschäft sollen rund ein Dutzend Landesgesellschaften tätig werden. Einen entsprechenden Entschluss gebe es aber noch nicht, so ein Sprecher.

Von Gewinnern und Verlierern

Stärkste Gewinner im Leitindex waren Deutsche Telekom und BMW, die jeweils deutlich mehr als ein Prozent fester notierten.

Dagegen standen Deutsche Börse, FMC und BASF an der Spitze der Verlierer. Sie gaben jeweils etwas mehr als ein Prozent nach.

Finanztitel unter Druck

Ebenfalls überwiegend schwächer notierten die Finanztitel: "Vor den Stresstest-Ergebnissen sind die Anleger vorsichtig", so ein Händler. Laut der französischen Finanzministerin Christine Lagarde werden sie am 23. Juli veröffentlicht. Auch die schwachen Branchenvorlagen aus den USA werden als Grund angeführt. Commerzbank verloren 0,9 Prozent.

BP-Anleger wieder zuversichtlicht

BP-Aktien setzen die Stabilisierung über der Marke von 300 Britischen Pence fort. Laut "Sunday Times" hat sich der Ölkonzern auf die Suche nach strategischen Investoren begeben. Zudem hat der Chairman der staatlichen libyschen Nation Oil gesagt, nach der Kurshalbierung seien BP nun ein interessantes Investment und er wolle dem Staatsfonds Libyan Investment Authority eine Beteiligung an BP empfehlen.

 "Das hat heute die Risikoprämien an den Bondmärkten zurückkommen lassen", sagt ein Händler. Mit Aktienkäufen selbst auf einem Kursniveau um 300 Britischen Pence hielten sich Anleger jedoch unverändert zurück.

Vossloh unter Dampf

Die Hoffnung auf milliardenschwere Bestellungen von der Deutschen Bahn hat Vossloh Dampf gemacht. Die Aktien des Bahntechnikkonzerns führten den MDax mit einem Plus von 1,7 Prozent an. Zeitweise lagen sie mehr als 4 Prozent im Plus. Händler verwiesen auf einen Medienbericht vom Wochenende, die Bahn plane ein Rekordinvestitionsprogramm von 41 Mrd. Euro, wovon 75 Prozent ins Schienennetz fließen sollen. Für rund 10 Mrd. Euro will die Bahn dem Bericht zufolge neue Züge kaufen.

Conti will frisches Kapital

Der hochverschuldete Autozulieferer Continental will mit einer Anleihe mindestens 500 Mio. Euro bei Investoren einsammeln. Der Vorstand habe ein Konsortium von Banken unter Führung von Citi und Royal Bank of Scotland beauftragt, in Euro denomierte Anleihen mit einer Laufzeit von mindestens fünf Jahren im In- und Ausland zu platzieren, teilte der Konzern mit. Über das endgültige Volumen und die Konditionen solle nach Abschluss der Präsentation bei interessierten Anlegern entschieden werden.

Mit der Anleihe kommt der Reifenhersteller einer Forderung der Banken nach, einen Teil seiner Kredite durch eine Anleihe zu refinanzieren und die Rückzahlung der Verbindlichkeiten zu strecken. Finanzvorstand Wolfgang Schäfer hatte in einem Zeitungsinterview jüngst zudem bereits angekündigt, dass Conti weitere Anleihen plant. Insgesamt solle das Volumen der Anleihen bis zu 4 Mrd. Euro erreichen. Die Stimmung unter den Anlegern bleibt positiv: 1,3 Prozent Plus.

Bilfinger unter IPO-Druck

Bilfinger Berger fallen im Vergleich zum Gesamtmarkt wegen der Verschiebung des Börsengangs der australischen Tochtergesellschaft. Das Minus betrug 3,2 Prozent. Ein Marktteilnehmer spricht von einer nicht allzu großen Überraschung. Im derzeitigen Umfeld seien allzu ambitionierte Preisvorstellungen einfach nicht durchsetzbar. Die Aktie sei zudem technisch angeschlagen und habe noch Platz bis zum Jahrestief bei 40,75 Euro. Vor über einem halben Jahr hatte bereits Hochtief den Börsengang der Tochter Concessions absagen müssen, ebenfalls wegen Preisvorstellungen, die sich am Markt nicht durchsetzen ließen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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