Marktberichte

Deutsche Bank wird abgestraft Dax in Habachtstellung

(Foto: picture alliance / dpa)

Erneute Sorgen um die Lösung des US-Haushaltsstreits lassen den Dax schwächeln. War es das mit der Jahresendrally oder kommt da noch was? Die Anleger nehmen zunächst einmal Gewinne mit.

Auch die Macht der US-Notenbank ist endlich. Statt sich über eine Runde geldpolitischer Lockerung (QE4) zu freuen, haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt Sorgen um die drohende Fiskalklippe in den USA gemacht. Abgestraft wurde die Aktie der Deutschen Bank nach der Ankündigung einer Gewinnwarnung.

Der deutsche Leitindex Dax verlor am Ende 0,4 Prozent und landete bei 7.582 Punkten. Seit Mitte November hat der Leitindex rund 700 Zähler zugelegt. Zur Wochenmitte hatte er seine jüngste Rally mit einem Schlussstand über 7600 Punkten und damit auf dem höchsten Stand seit Anfang 2008 gekrönt.

Auch die anderen Indizes gaben nach: Der MDax verlor 0,2 Prozent auf 11.923 Punkte nach, der TecDax büßte 0,3 Prozent ein auf 833 Punkte.

Verhandlungsstillstand in den USA

Vor allem die mangelnden Fortschritte bei den US-Haushaltsverhandlungen überschatteten den Handel. "Es sieht immer mehr danach aus, dass die Politiker vor Weihnachten keinen Kompromiss finden werden", schreibt Marktanalyst Roger Peeters vom Bankhaus Close Brothers Seydler. "Das würde bedeuten, dass die Chancen für weitere Kursgewinne auf dem Börsenparkett gering sind."  Gleichzeitig gibt es aber noch eine Reihe von Beobachtern, die davon ausgeht, dass es bei Aktien noch Luft nach oben gibt. Das allerdings auch mangels Alternativen: Die Zinsen dümpeln auf Rekordtief, Tages- und Festgeld werfen kaum etwas ab, und auch sichere Anleihen bringen historisch niedrige Zinsen.

Teilnehmer der US-Haushaltsverhandlungen hatten zuletzt angedeutet, dass sich die Gespräche bis nach den Feiertagen hinziehen könnten. Sollten sich Demokraten und Republikaner nicht auf einen neuen Etat verständigen, drohen zum Jahreswechsel automatische Ausgabenkürzungen. Außerdem laufen Steuererleichterungen aus. Experten fürchten, dass die weltgrößte Volkswirtschaft über diese "Fiskalklippe" in die Rezession stürzen könnte.

Fed-Effekt verpufft

Die US-Notenbank Fed öffnete zwar ihre Geldschleusen noch weiter -im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit verdoppelt sie das Volumen ihres Wertpapier-Ankaufprogramms auf 85 Mrd. Dollar monatlich - Analysten bezweifeln allerdings, dass die Fed damit einen eventuellen Sturz der USA von der "Fiskalklippe" auffangen kann.

Außerdem kündigte die Fed in ihrer Zinspolitik überraschend an, feste Zielmarken für Inflation und Beschäftigung einzuführen und schaltete damit geldpolitisch für die nächste Zeit auf Automatik. Ihren eigenen Prognosen zufolge dürften die Notenbanker um Fed-Chef Ben Bernanke vor 2015 nicht mehr an der Zinsschraube drehen. "Damit hat die Fed den Autopiloten eingeschaltet", kommentierte ein Händler.

Vortagesfavoriten unter Druck

Die Deutsche-Bank-Aktie fiel um 2,7 Prozent. Das Geldinstitut warnte vor signifikanten Sonderbelastungen im vierten Quartal im Zusammenhang mit dem neuen Geschäftsbereich "Non-Core Operations". "Anleger deuten die Aussagen als eine Art Vorbereitung auf eine kommende Gewinnwarnung", sagte ein Händler.

Neben der Deutschen Bank zählten im Dax diejenigen Werte zu den gräßten Verlierern, die in den vergangenen Tagen besonders stark zugelegt hatten. So gaben ThyssenKrupp 1,1 Prozent nach. Die US-Ratingagentur kündigte an, ihre Bewertung der Verbindlichkeiten des Essener Konzerns auf eine Herabstufung zu prüfen. In den beiden vorangegangenen Tagen hatte die Hoffnung der Anleger auf einen Neuanfang und eine erfolgreiche Sanierung des Stahlriesens die Aktien um knapp zehn Prozent in die Höhe getrieben.

Unter Verkaufsdruck standen die Versorger nach einer Herunterstufung durch Nomura. Die Aussichten für die Branchen seien trübe, schrieb Analyst Martin Young in einem Kommentar. Er rechne mit sinkenden Strompreisen. Er stufte RWE und Eon jeweils auf "Reduce" von "Neutral" herunter. Die Aktien der beiden Konzerne gaben 2,7 beziehungsweise 0,6 Prozent nach.

Die Lufthansa-Aktien profitierten von der Prognose des internationalen Luftfahrtverbands Iata, wonach die Branche 2012 und 2013 mehr Gewinn als bislang angenommen einfliegen wird. Die Titel zogen um 0,7 Prozent an und lagen damit am frühen Nachmittag an der Dax-Spitze.

Zu den größten Verlierern im MDax zählten nach einer Rückstufung durch die Analysten der Commerzbank die Titel von ProSiebenSat.1 mit einem Abschlag von 2,5Prozent. Die Analysten hatten die Aktien auf "hold" von "buy" gestuft.

Auch bei den Aktien von Wacker Chemie nahmen die Investoren ihre Gewinne mit: die Titel verloren 0,8 Prozent, nachdem sie am Mittwoch noch um zwölf Prozent gestiegen waren. Die Aktien von Hugo Boss, die am Vorabend kurz vor Handelsschluss eingebrochen waren, notierten 1,3 Prozent niedriger.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts/DJ

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