Allzeithoch vor Fed-Entscheid Dax ist nicht klein zu kriegen
18.09.2013, 18:08 Uhr
Hier geht noch mehr - trotz aller Unwägbarkeiten, was die Fed am Abend verkünden mag.
Die mit Spannung erwartete geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank kann den Dax nicht stoppen. Der vorsichtige Rückzug aus der lockeren Geldpolitik ist längst "eingepreist". Anleger vertrauen darauf, dass die Fed Vorsicht walten lässt.
Die Rekordmeldungen von den Börsen reißen nicht ab. Auch zur Wochenmitte, kurz vor der vermutlich wegweisenden Entscheidung der US-Notenbank für die weltweiten Finanzmärkte, stieg der deutsche Leitindex mit 8646 Punkten nochmals auf den höchsten Stand aller Zeiten.
Die Federal Reserve dürfte am Abend beschließen, die Wertpapierkäufe zu drosseln. Damit würde der Strom billigen Geldes zumindest ein wenig abebben. Weil Investoren aber erwarten, dass die Fed dabei äußerst vorsichtig agiert, kauften sie weiter Aktien.
Am Ende ging der Dax mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 8636 Punkte aus dem Handel. Mit diesem Schlussstand hat das Börsenbarometer das Rekordhoch vom Mittwoch bei 8626 Punkten auch hinter sich gelassen.
"Da sind Stopps durchgegangen", sagte ein Händler. Viele Marktteilnehmer seien offenbar zu vorsichtig mit Blick auf Fed-Sitzung und Wahlen positioniert gewesen. Sie hätten Absicherungen deshalb nun aufgelöst. Hinzu käme, dass der große Eurex-Verfall bevorstehe. Der verlängere häufig die vorausgegangenen Trends. Der Händler ergänzte: Die Positionen deuteten darauf hin, dass vonseiten der offenen Kontrakte unterhalb von 8700 Punkten kein nennenswerter Widerstand im Markt sei.
Der MDax notierte am Ende 0,7 Prozent höher bei 15.031 Punkten. Der TecDax schaffte ein Plus von 0,1 Prozent auf 1072 Punkte. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,6 Prozent höher bei 2908 Zählern.
Wie straff wird die Straffung der Geldpolitik?
Marktteilnehmer rechneten offenbar mit einer "maßvollen" Straffung der geldpolitischen Zügel durch die US-Notenbank. "So wie es aussieht, preist der Markt eine Drosselung der Wertpapierkäufe um fünf bis zehn Milliarden Dollar ein", urteilte Anlagestratege Stan Shamu vom Brokerhaus IG Markets. "Alles über zehn Milliarden Dollar wäre schlecht für den Aktienmarkt." Die Entscheidung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC), der die US-Geldpolitik bestimmt, soll um 20 Uhr (MESZ) bekanntgegeben werden.
Zudem wird die Zentralbank eine aktualisierte Wirtschaftsprognose für die USA vorlegen, die erstmals auf 2016 blickt. Auch gibt der scheidende Fed-Chef Ben Bernanke seine wahrscheinlich vorletzte Pressekonferenz.
Bislang kauft die US-Notenbank zur Ankurbelung der Konjunktur monatlich Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Volumen von 85 Milliarden Dollar auf. Fed-Chef Ben Bernanke hatte angekündigt, den Geldhahn allmählich zuzudrehen, sofern sich die US-Konjunktur weiter erholt.
Der Anleihemarkt hat sich bereits darauf eingestellt, dass die Federal Reserve die Anleihekäufe schrittweise zurückfahren wird. Das belegen die Renditen an den Anleihemärkten weltweit, die bereits seit Sommer deutlich nach oben geklettert sind.
Fed überlagert fundamentale Daten
Händler Jordan Hiscott vom Broker Gekko Markets erklärte, er freue sich auf ein Ende der Spekulationen zur Drosselung der US-Geldpolitik. Seiner Ansicht nach überlagerten die Mutmaßungen um Zeitpunkt und Ausmaß der Straffung zuletzt die fundamentalen Faktoren.
Chartanalysten sind auf dem jetzigen Niveau sichtlich nervös. Sie befürchten, dass die Fed am Abend doch noch mit einer unerwarteten Entscheidung aufwartet. Sie raten Anlegern, drei Marken im Blick zu behalten.
Gesucht waren vor allem die Aktien konjunkturabhängiger Unternehmen. So verteuerten sich die Papiere von HeidelbergCement, Linde, Siemens und ThyssenKrupp zwischen 1,3 und 1,9 Prozent. HeidelbergCement-Aktien profitierten zudem von einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs. ThyssenKrupp-Papiere hingegen zogen wegen der Hoffnung auf eine ausbleibende Kapitalerhöhung an. Eine Verkaufsempfehlung dieser Bank für Hochtief-Aktien drückten diese um 1,6 Prozent nach unten.
Zweitgrößter Kursverlierer im Dax waren Lanxess-Aktien, die sich um 2,8 Prozent verbilligten. Ein drastischer Einbruch der Nachfrage, vor allem nach Kautschukprodukten, zwingt den Spezialchemiekonzern zu Kostensenkungen und Personalabbau.
Noch stärker als Lanxess-Aktien gaben mit minus 5,1 Prozent die Papiere von K+S nach. Hier nahmen Anleger Kursgewinne mit. Seit Anfang August sind die Aktien des Düngemittelproduzenten um mehr als 40 Prozent gestiegen.
Aktien der Lufthansa kamen zwischenzeitlich mit Verlusten von rund einem Prozent unter Druck, nachdem die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM mitgeteilt hatte, im französischen Teil des Geschäfts rund 2800 weitere Stellen streichen zu wollen und in diesem Jahr voraussichtlich nicht die Gewinnzone zu erreichen. Am Ende machten die Papiere ihre Verluste bei einem Minus von 0,04 Prozent fast wieder wett.
Quelle: ntv.de, ddi/sla/rts/DJ