Marktberichte

BoA haut rein Dax ist platt

Ein Gewinneinbruch der Bank of America hat die Kurse der deutschen Standardwerte am Montag deutlich nach unten gedrückt. Die zweitgrößte US-Bank verbuchte im ersten Quartal nach hohen Abschreibungen einen Gewinneinbruch von 77 Prozent und verdiente mit 0,23 Dollar deutlich weniger als von Analysten erwartet.

Nach Bekanntgabe der Zahlen weitete der Dax seine Verluste aus und gab bis zu 1,2 Prozent ab. Bis zum Handelsschluss machte er aber Boden wieder gut und schloss 0,8 Prozent leichter bei 6.786 Punkten. Der Leitindex zehrte mit diesem Minus aber immer noch einen guten Teil seines dreiprozentigen Gewinns aus der Vorwoche auf. Die Umsätze waren erneut extrem niedrig.

Gedrückt wurde die Stimmung auch vom Ölpreis, der auf einen neuen Rekordstand von 117,40 Dollar gestiegen ist. Zudem baute der Euro seine Kursgewinne mit den enttäuschenden Zahlen der Bank of America gegenüber dem Dollar aus. Die Gemeinschaftswährung stieg auf bis zu 1,5921 Dollar.

Die allgemeine Zurückhaltung der Investoren setzte unter anderem der Deutschen Börse zu, deren Aktie 1,7 Prozent abgab. "Bei den niedrigen Umsätzen können die Quartalszahlen der Börse gar nicht mehr gut ausfallen", sagte ein Händler.

Wegen der Bank of America waren Finanztitel europaweit wenig gefragt. Unter den Dax-Werten gehörten die Commerzbank mit 1,9 Prozent Minus zu den größten Verlierern, Deutsche Bank verloren 1,2 Prozent.

Auch die schwer gewichtete Allianz drückte den Markt. Die Titel fielen um 2,6 Prozent Euro und waren damit für rund ein Viertel der Dax-Verluste verantwortlich. Marktteilnehmer verwiesen zur Begründung auf einen Medienbericht, dem zufolge der Druckmaschinenhersteller MAN Roland in diesem Jahr nicht mehr an die Börse gehen will.

Damit würden den MAN-Roland-Eigentümern Allianz und MAN die erwarteten Emissionserlöse entgehen. Angesichts der starken Schwankungen an den Aktienmärkten hat sich in diesem Jahr noch kein großes Unternehmen an die Börse getraut. MAN Roland galt aber lange als aussichtsreicher Börsenkandidat. MAN verbilligten sich 0,9 Prozent.

Eine Berg und Talfahrt legten Infineon hin. Nach anfänglichen kräftigen Kursgewinnen verloren die Aktien 4,0 Prozent. Händler verwiesen auf Gewinnmitnahmen. Zudem wurden am Abend Zahlen der Speicherchiptochter Qimonda erwartet, die nach Befürchtung von Börsianern womöglich nicht gut ausfallen könnten.

Die Aktien der Deutschen Post standen wegen des Tarifkonflikts mit der Gewerkschaft Verdi im Blick. Die Zeichen stehen auf Streik. Die Post ist allerdings bereit, ihr Angebot zu verbessern. Die bisherige Offerte sei, "nicht das letzte Wort der Post", sagte Personalvorstand Walter Scheurle der "Süddeutschen Zeitung". Zuvor hatte Verdi nach gescheiterten Tarifverhandlungen vom 2. Mai an einen unbefristeten Streik angekündigt. Deutsche Post verloren 0,8 Prozent.

Merck kletterten mit 1,8 Prozent auf 85,18 Euro an die Dax-Spitze. Rückenwind verlieh ein positiver Kommentar von Morgan Stanley. Die Analysten sehen ein Aufwärtspotenzial von rund 17 Prozent bis auf 98 Euro. Eine zweite Phase-III-Studie zu Erbitux gegen Lungenkrebs soll positive Ergebnisse gezeigt haben. Auch Credit Suisse äußerten sich positiv. Vor den am Mittwoch anstehenden Zahlen hoben die Analysten ihr Kursziel von 87 auf 88 Euro an.

Im Kampf um die Macht bei Volkswagen wird kurz vor der Hauptversammlung über eine Kompromisslösung im Streit mit Hauptaktionär Porsche spekuliert. Dabei geht es im Kern um die 20-prozentige Sperrminorität bei VW, die dem zweiten großen Aktionär, dem Land Niedersachsen, Vetorechte sichert. Die VW-Aktie drehte mit 0,7 Prozent ins Plus.

BASF gaben nach einer negativen Branchenvorgabe 0,5 Prozent ab. Händler verwiesen auf Medienberichte, denen zufolge Saudi Basic Industries nach enttäuschenden Quartalszahlen deutlich unter Druck gekommen war. "Saudi Basic ist auf Basis der Marktkapitalisierung das weltweit größte Chemieunternehmen", sagte ein Börsianer.

Bei Siemens beteuerte der frühere Konzernchef Heinrich von Pierer nach erneuten Vorwürfen in der Schmiergeldaffäre und einem Treffen mit der Staatsanwaltschaft abermals seine Unschuld. Der Vorwurf, er habe Schmiergeldzahlungen angeordnet, sei falsch, sagte er "Welt Online". Händler bewerteten die neue Entwicklung unterdessen leicht negativ. "Sollte sich der Skandal ausweiten, könnte die Strafe der US-Börsenaufsicht SEC hoch ausfallen", sagte ein Börsianer. Die Aktie tauchte 0,3 Prozent ins Minus.

Fresenius stiegen nach dem Kauf der indischen Dabur Pharma für 139 Mio. Euro 0,5 Prozent höher. Eine Analystin vom Bankhaus Lampe nannte den Zukauf einen kleineren, aber strategisch sinnvollen und bestätigt die Empfehlung "Kaufen" für Fresenius.

Im MDax verloren Arcandor 1,7 Prozent. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge wird der Bruttogewinn der Warenhaussparte Karstadt im laufenden Geschäftsjahr 2007/2008 nur bei 110 Mio. statt der bisher angepeilten 148 Mio. Euro liegen. Arcandor sei nun auf der Suche nach Kooperationspartnern, um die schleppende Sanierung von Karstadt zu beschleunigen.

Im TecDax stiegen QSC 15,1 Prozent. Das Unternehmen sei stark in das laufende Jahr gestartet, sagte Finanzvorstand Markus Metyas in der "FASZ".

Nach ersten Indikationen von Tele Atlas für das erste Quartal büßte die Aktie 3,5 Prozent ein.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen