Kursdesaster für Telekom Dax kämpft umsonst ums Plus
03.05.2002, 20:53 UhrDer Freitag hatte es in sich. Die Deutsche Telekom fiel auf ein historisches Tief und zog sämtliche europäischen Telekomtitel mit in die Tiefe. Von Amerika gab es schlechte Nachrichten zum Arbeitsmarkt. Die Anleger fliehen aus den Technologiewerten in eher defensive Aktien und der bevorstehende Streik in der Metallindustrie sorgte zusätzlich für Unsicherheit im Markt. Das alles zusammen führte dazu, dass der Deutsche Aktienindex seine frühen Gewinne vollständig abgab und mit einem dicken Minus aus dem Handel ging.
Der Dax schloss bei 4.882 Punkten. Das ist ein Minus von 1,65 Prozent bzw. 81,79 Zählern. In der gesamten Woche verlor der Dax damit mehr als zwei Prozent.
Die Aktien der Deutschen Telekom mussten am Freitag einen niederschmetternden Schlag hinnehmen. Nachdem es bereits am Vortag tief in den Keller ging, markierte das Papier unter 13 Euro ein neues Allzeittief. Zuletzt hatte die Aktie nach den Terroranschlägen am 11. September ähnlich tiefe Kurse gesehen. Damals lag die Aktie bei 13,12 Euro. Ausgelöst wurde der jüngste Absturz durch negative Analystenkommentare, drohenden Abschreibungen und schlechten Branchennachrichten. Am Ende gingen die Papiere der Deutschen Telekom bei 12,80 Euro ins Wochenende. Das entspricht einem Tagesverlust von 6,71 Prozent.
Gegen den Markttrend konnte sich Volkswagen behaupten. Der Autohersteller hatte am Freitag erstmals unter Regie des neuen Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder Quartalszahlen vorgelegt. Das Ergebnis vor Steuern verringerte sich von 1,24 Mrd. auf 997 Mio. Euro. Nach Steuern ergibt sich ein Überschuss von 627 nach 830 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Dennoch geht der Konzern davon aus, dass das Ergebnis des Vorjahres wieder erreicht werden kann. Der Umsatz verringert sich von 22,48 Mrd. Euro auf 21,26 Mrd. Euro. Die Volkswagen-Aktie legte um 0,91 Prozent auf 54,29 Euro zu.
Die anderen Autowerte zogen zunächst mit. Im Sog der schwachen Vorgaben aus den USA drehten sie aber im Laufe des Nachmittags. Nach einem Plus von drei Prozent rutschte DaimlerChrysler 1,78 Prozent auf 51,21 Euro in den Keller. Es folgte BMW. Nach einem Aufschlag von 1,2 Prozent am Vormittag gaben die Münchener bis zum Ende der Sitzung 1,56 Prozent auf 44,25 Euro nach.
Der Berliner Pharmakonzern Schering hat von seinem US-Konkurrenten Immunex das Präparat Leukine erworben. Das Volumen der Transaktion beträgt rund 380 Mio. Dollar (ca. 422 Mio. Euro). Schering strebt an, das bislang in der Krebstherapie genutzte Medikament auch zur Behandlung der chronischen Darmkrankheit Morbus Crohn auf den Markt zu bringen. Das Engagement von Schering wurde mit einem kleinen Kurssprung von 0,45 Prozent auf 66,50 Euro gewürdigt.
SAP hatte zur Hauptversammlung geladen und rutschte im frühen Handel erst einmal auf ein Jahrestief von 129,72 Euro. Das Papier erholte sich aber, als der Walldorfer Softwarekonzern mitteilte, im zweiten Halbjahr ein anziehendes Geschäft zu erwarten. Außerdem bekräftigte das Unternehmen seine Umsatz- und Ertragsziele für 2002. Die um Aktienprogramme und Zukäufe bereinigte operative Gewinnmarge soll bis Ende des Jahres auf mindestens 21 Prozent steigen, einen Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Der Konzernumsatz soll sich um 15 Prozent erhöhen. Der Ausflug ins Plus war aber nur von kurzer Dauer. Die Aktie gab schließlich 2,31 Prozent auf 130,90 Zähler nach.
Gewinner im Markt war unumstritten Henkel. Das Papier des Haushaltsmittelherstellers profitierte davon, dass UBS Warburg das Kursziel für Henkel von 60 auf 81 Euro anhob. Die Analysten beließen ihr Rating für das Papier aber bei "Hold". Indes umstritten bleibt, ob Henkel am Montag bei der Vorstellung seiner Quartalszahlen die Erwartungen erfüllen wird. Klar ist, dass die Zahlen erste Aufschlüsse darüber geben werden, ob Henkel tatsächlich seine ambitionierten Ziele für 2002 erreichen wird. Die Anleger scheinen optimistisch. Henkel führte bis zuletzt die Gewinnerliste an und legte 2,93 Prozent auf 74,95 Euro zu. Henkel profitierte dabei auch davon, dass sich die Anleger auf defensive Werte konzentrierten.
Epcos litt unter einer Herabstufung. J.P. Morgan senkte das Kurzsziel von 55 auf 46 Euro. Damit gehörte Epcos zu den Verlierern im Markt und gab 3,64 Prozent auf 40,60 Euro ab. Nur Infineon toppte das Ganze mit einem Minus von 10,73 Prozent auf 17,72 Euro. Das war ein neues Jahrestief.
MLP wurde ebenfalls verkauft. Am Markt gibt es Gerüchte, dass eine Hedge-Fonds-Gesellschaft Aktien im großen Umfang abgibt. MLP verliert 5,97 auf 60,62 Prozent.
Gefragt waren die Papiere der Deutschen Bank. Beim Durchbrechen der Widerstandsmarke von 75 Euro seien die Käufer vermehrt in den Markt gekommen, berichteten Händler. Zudem beflügelten Aussichten, dass der designierte Vorstandssprecher Josef Ackermann weitere Schritte zur Kostensenkung ergreifen werde, hieß es. Derart motiviert legte die Aktie um 1,68 Prozent auf 75,75 Euro zu.
Begehrt war am Freitag auch die Aktie des im MDax gelisteten Finanzdienstleisters Gold-Zack. Gerüchte über ein Übernahmeangebot ließen den Titel zeitweise um mehr als 14 Prozent anschnellen. Der Dämpfer kam jedoch von Gold-Zack selbst. Ihnen sei weder ein Bieter noch ein Angebot bekannt, erklärte das Unternehmen. Daraufhin beruhigte sich der Kurs ein wenig, die Aktie schloss schließlich bei 0,81 Euro und damit fast auf Vortageskurs.
Quelle: ntv.de