Fed-Effekt verpufft schnell Dax kann 7000 Punkte nicht halten
23.08.2012, 18:15 Uhr
(Foto: REUTERS)
Konjunkturdaten verhageln dem deutschen Aktienmarkt das Geschäft und ziehen den Leitindex Dax deutlich unter die Marke von 7000 Punkten. Von der Hoffnung auf baldige Konjunkturspritzen durch die US-Notenbank Fed, die am Morgen die Kurse nach oben ziehen, ist nichts mehr übrig.
Eine Reihe schwacher Konjunkturdaten ist Anlegern am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag auf den Magen geschlagen. Darüber hinaus dämpfte der Chef der Federal Reserve Bank von St. Louis, James Bullard, Hoffnungen auf ein baldiges drittes Anleihe-Ankaufprogramm der US-Notenbank. "Während einige zunächst noch gedacht hatten 'Die Zahlen sind zwar schwach, aber es kommt ja QE3', erkennen sie nach Bullards Aussagen, dass die Zahlen offenbar nur schwach, aber nicht schwach genug sind", sagte ein Börsianer.
Der Dax beendete den Handel mit einem Kursminus von 1 Prozent bei 6949,57 Punkten. Der MDax verlor 0,6 Prozent auf 11.071,92 Punkte. Für den TecDax ging es um 0,4 Prozent runter auf 785,00 Punkte.
Negative Signale von der konjunkturellen Seite kamen unter anderem vom US-Arbeitsmarkt: Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen der US-Arbeitslosenversicherung ist in der Woche zum 18. August überraschend gestiegen. Damit erhöhte sich die Zahl die zweite Woche in Folge. Auf saisonbereinigter Basis stieg die Zahl der Anträge um 4000 auf 372.000. Erwartet wurde dagegen ein leichter Rückgang um 1000.
Auch in Europa fielen manche Wachstumsindikatoren enttäuschend aus. Die europäische Privatwirtschaft ist der viel beachteten Markit-Einkaufsmanagerindizes zufolge im August im siebten Monat in Folge geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe der Eurozone notierte mit 45,3 Punkten zwar deutlich in der Schrumpfungszone, erreichte allerdings dabei den höchsten Stand seit vier Monaten. Die Geschäftsaktivität in der deutschen Wirtschaft hat sich dagegen weiter abgeschwächt. Die Einkaufsmanagerindizes signalisieren den stärksten Rückgang der Wirtschaftsleistung seit Juni 2009. In Frankreich legten die Indizes hingegen überraschend zu.
Selbst die Hoffnung auf ein zügiges Anleihenkaufprogramm durch die US-Notenbank blieb nicht unwidersprochen. Der Chef der Fed von St. Louis, James Bullard, wird im kommenden Jahr turnusgemäß in den Fed-Offenmarktausschuss einziehen und dort über die US-Geldpolitik mitentscheiden. In einem TV-Interview betonte er, die schleppende Erholung der US-Konjunktur rechtfertige keine "gigantische Aktion" der Fed. Die am Mittwoch veröffentlichten Protokolle der Fed-Ratssitzung vom Monatsbeginn hatten Anleger dagegen als Hinweis darauf gewertet, dass QE3 vor der Tür steht. "Viele Mitglieder waren der Ansicht, dass eine zusätzliche monetäre Lockerung wahrscheinlich ziemlich bald angebracht sein wird", hieß es dort.
Banken geben Gewinne ab
Im Sog des fallenden Gesamtmarktes drehten die Finanzwerte ins Minus. Deutsche Bank verloren 0,2 Prozent und Commerzbank 0,4 Prozent. An der Wiener Börse gaben Raiffeisen Bank zwei Prozent nach. Im MDax gab die Aareal Bank 1,0 Prozent nach.
Unter den wenigen Gewinnern im Dax legten Merck um 0,3 Prozent zu. Die Aktie profitierte von gleich mehreren zuversichtlichen Analystenkommentaren.
Deutlich abwärts ging es für RWE, die Aktie verlor 2,1 Prozent. Auch der Rivale Eon gehörte mit 1,6 Prozent Minus zu den stärkeren Verlierern. Mit dem größten Minus ging der Handelskonzern Metro aus dem Handel, er verbuchte ein Tagesminus von 2,9 Prozent.
Titel des Gesundheitskonzerns Fresenius sanken wegen Sorgen um ein mögliches zweites Übernahmeangebot an die Aktionäre von Rhön-Klinikum um 1,8 Prozent. Wie das "Manager Magazin" vorab berichtete, will Fresenius unverändert 22,50 Euro je Aktie für das fränkische Unternehmen zahlen. Die Annahmeschwelle für das neue Gebot solle aber nunmehr bei 50 Prozent plus einer Aktie liegen. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass der Aufsichtsrat in dieser Woche über eine neue Offerte beraten will. Die Anteilsscheine von Rhön-Klinikum klettern vor diesem Hintergrund an der MDax-Spitze um 8,4 Prozent.
Unter den MDax-Werten stachen zudem die Papiere von Sky Deutschland mit einem Plus von 1,7 Prozent positiv heraus. Das Bezahlfernsehen hat hierzulande nach Ansicht von Firmenchef Brian Sullivan im Gegensatz zu anderen Ländern noch Wachstumspotenzial.
Fielmann fielen dagegen um 2,2 Prozent. Deutschlands führende Optikerkette setzte im Zeitraum April bis Juni mit 1,8 Millionen Brillen rund 100.000 Stück mehr ab als vor Jahresfrist und steigerte den Umsatz um vier Prozent auf 280 Mio. Euro. Der Nettogewinn schrumpfte allerdings um eine Mio. auf 29,9 Mio. Euro.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts