Warten auf den Schub Dax kaum verändert
10.09.2012, 18:08 Uhr
Der Markt ließ es zum Wochenstart ruhig angehen.
(Foto: dpa)
Der Dax verteidigt wacker seine Gewinne der vergangenen Woche. Auch ohne größeres Kursplus finden Händler das aktuelle Niveau "sensationell". Die Augen der Börsianer sind auf die Wochenmitte gerichtet, wenn das Rettungsfonds-Urteil der Verfassungsrichter in Karlsruhe fällt und die Fed möglicherweise die Geld-"Bazooka" auspackt.
Vor den im Wochenverlauf erwarteten wichtigen Entscheidungen ist der Dax am Montag auf der Stelle getreten. Der deutsche Leitindex ging mit einem hauchdünnen Minus von 0,01 Prozent bei 7213,70 Punkten aus dem Handel, nachdem er sich im Tagesverlauf nur in einer sehr geringen Spanne von 30 Punkten bewegt hatte. Er behauptete sich aber über 7200 Punkten, die er zu Wochenschluss erstmals seit Anfang August 2011 wieder passiert hatte. "Nach der Rally ist jetzt mal Durchatmen angesagt", meinte ein Börsianer. "Wenn sich der Markt auf dem aktuellen Niveau hält, dann wäre das allerdings sensationell. Denn die Notenbanken schauen zwar auf die Staaten und die Banken, aber weniger auf die Unternehmen. Und die Konjunktursignale, die wir von Unternehmensseite erhalten, sind wenig berauschend."
Spätestens zu Beginn der neuen Berichtssaison im nächsten Monat werde wohl Ernüchterung am Markt einkehren, sagte auch ein anderer Händler. So gute Zahlen wie im zweiten Quartal seien dann nämlich nicht mehr zu erwarten. "Die Vernunft wird siegen", sagte er mit Blick auf die von EZB-Chef Mario Draghi ausgelöste Rally. Kurzfristig aber bleibe die Politik der Notenbanken im Fokus.
Nachdem die Europäer mit einem unbegrenzten Anleihenkaufprogramm die Erwartungen der Investoren erfüllt haben, richten sich die Blicke nun gen Washington. Dort wird die Notenbank Fed am Donnerstag über ihren weiteren Kurs informieren. Viele Investoren setzen inzwischen auch dort auf ein neues Hilfsprogramm ("QE3") - umso mehr, nachdem der Arbeitsmarktbericht für August enttäuscht hatte. Und immer klarere Abwärts-Signale aus der chinesischen Wirtschaft erhöhen auch dort den Druck auf die Notenbank zu reagieren. China hat für August einen überraschend starken Rückgang der Industrieproduktion bekanntgegeben, parallel dazu wuchs der Export weniger stark als erhofft.
Anders als im Rest der Eurozone konnten hiesige Finanzwerte ihre Erholung fortsetzen. Die Aktien der Deutschen Bank zogen um 1,56 Prozent auf 31,85 Euro an. Anleger verteilten Vorschusslorbeeren vor dem am Dienstag beginnenden Strategietag, bei dem die Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen ihre Pläne für das Finanzinstitut erläutern werden. Investoren spekulierten unter anderem auf einen höheren Stellenabbau als die bislang angekündigten Streichungen von 1900 Jobs. An der Dax-Spitze standen allerdings die Aktien der Commerzbank mit einem Plus von 4,5 Prozent auf 1,45 Euro. Der gesamte Sektor wird laut Händlern vor allem von der Entspannung in der Eurozone gestützt, die sich auch an den zuletzt stark gefallenen Renditen der Staatsanleihen klammer Euroländer wie Italien und Spanien ablesen lasse.
Der durch den "Draghi-Effekt" spürbar angesprungene Umsatz am Aktienmarkt verhalf auch den Titeln der Deutschen Börse zu einem Kursplus von 1,8 Prozent. Lufthansa gewannen 2,5 Prozent auf 10,38 Euro. Das Kursplus spiegelte die Erleichterung der Anleger darüber wider, dass sich eine Schlichtung im Tarifstreit mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo abzeichnet und damit zumindest in den kommenden sechs Wochen keine Streiks drohen.
Auf der Verliererseite standen Infineon mit einem Kursverlust von ein Prozent. Händlern zufolge hat die Deutsche Bank ihre Kaufempfehlung zurückgenommen und empfiehlt die Aktien jetzt lediglich noch mit "hold". Auch Natixis tauschte die Kaufempfehlung gegen "neutral" ein.
Am Dax-Ende sanken die Papiere der Merck KGaA um 1,49 Prozent, was am Markt mit einer Abstufung der Pharma- und Chemietitel durch die Privatbank Berenberg begründet wurde. Für Analyst Adrian Howd ist das Aufwärtspotenzial der Aktien nach dem zuletzt deutlichen Kursanstieg begrenzt. Werte aus den defensiven Gesundheits- und Konsumbranchen waren im Dax weitere große Verlierer: Bayer, Fresenius und Beiersdorf verloren zwischen 0,79 und 1,24 Prozent.
Quelle: ntv.de, DJ/rts/dpa