Marktberichte

Weder Bullen noch Bären trauen sich Dax kommt nicht hoch

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(Foto: REUTERS)

Tote Hose am deutschen Aktienmarkt: Die Umsätze schrumpfen, die Kurse kommen nicht recht vom Fleck. Nur wenige Fakten münzen sich in Kursbewegungen um, vielmehr schießen Spekulationen über die Wahrscheinlichkeit von Geldspritzen der Notenbanken ins Kraut. Mehr als ein kleines Minus ist da für den Gesamtmarkt unterm Strich nicht drin.

Anleger sind am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte wieder in die Defensive gegangen. So schnell der Markt tags zuvor Kursgewinne verbucht hatte, so rasch waren diese nun wieder verfrühstückt. Insgesamt herrschte große Ratlosigkeit, in welche Richtung die Kurse künftig laufen. Konjunkturdaten halfen bei der Diagnose wenig weiter, denn negative Signale werden am Markt dieser Tage immer auch als Zeichen verstanden, dass Notenbankhilfen und damit steigende Liquidität am Markt wahrscheinlicher werden, während positive Daten im Umkehrschluss fast schon als Warnung aufgefasst werden, weil die erhofften Stützungsmaßnahmen in der Mottenkiste verschwinden könnten.

Der Dax beendete den Mittwochshandel mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 6946,80 Punkten. Für den MDax ging es um 0,2 Prozent abwärts auf 11.026,22 Punkte. Der TecDax legte dagegen 0,1 Prozent zu auf 779,31 Punkte.

"Aktienanleger haben es derzeit wahrlich nicht leicht; die Berichtssaison ist so gut wie gelaufen, viele Politiker machen noch Urlaub, und die Zentralbanken lassen sich Zeit", sagte ein Händler. "In dieser Situation schwankt die Stimmung der Investoren zwischen Konjunkturskepsis und der Hoffnung auf neue Hilfen für schuldengeplagte Länder. Heute überwog die Skepsis."

In dieses Bild passten teils enttäuschende US-Konjunkturdaten: So verzeichnete die Industrie im US-Bundesstaat New York im August einen überraschenden Einbruch. Der entsprechende Empire-State-Index fiel mit -5,85 Punkten deutlich unter der Schätzung von 5,00 Punkten aus. Analysten wiesen allerdings darauf hin, dass diese Statistik traditionell sehr schwankungsanfällig ist. Im Vormonat stieg die gesamte Industrieproduktion in den USA hingegen wie erwartet um 0,6 Prozent. Auch an der Preisfront ist wenig Bewegung, die Verbraucherpreise stagnierten im Juli.

Die Handelsvolumina am Aktienmarkt blieben selbst für die Sommerzeit äußerst gering. Lediglich 1,7 Mrd. Euro wurden umgesetzt, das sind nicht einmal zwei Drittel des 90-Tages-Schnitts.

 

Im Dax führten ThyssenKrupp die Verliererliste mit einem Abschlag von 2,3 Prozent an. Der Stahlkocher hatte vorige Woche eine positiv gewertete Quartalsbilanz vorgelegt und Hoffnung auf einen erfolgreichen Verkauf der amerikanischen Stahlsparte gemacht. Angesichts der jüngsten Kursgewinne sei nun das Potenzial der Aktie ausgeschöpft, urteilte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp. Anleger sahen das offenbar genauso und machten Kasse. Immerhin haben die Titel in den vergangenen vier Handelswochen elf Prozent zugelegt. Doch auch andere Titel des Sektors entwickelten sich überdurchschnittlich schlecht: Salzgitter rutschten im MDax um 4,0 Prozent ab, für den Stahlhändler Klöckner & Co. ging es um 2,0 Prozent nach unten.

Auf der Gewinnerseite hielten sich Favoriten der vergangenen Tage - unter anderem auch Merck. Die schon am Vortag nach ihrem Zwischenbericht stark nachgefragten Titel des Pharma- und Spezialchemieunternehmens stiegen um rund 0,7 Prozent. Eon legten ebenfalls 0,7 Prozent zu.

Die Aktien des Düngemittelherstellers K+S profitierten von einer optimistischen Prognose des israelischen Konkurrenten Israel Chemicals und gewannen 1 Prozent.

Negative Analystensignale sorgten für Verluste bei Rückversicherungsaktien. Morgan Stanley stufte das Kursziel der Papiere von Munich Re von 129,50 auf 121,40 Euro herab, die Aktie verlor 1,0 Prozent. Bei der Hannover Rück senkten die Analysten das Kursziel von 47 auf 46,50 Euro, die Papiere drehten nach anfänglichen Verlusten jedoch um 1,1 Prozent ins Plus. Die Marktexperten sehen die Gewinne der Rückversicherer durch die gefallenen Renditen bei drei- bis fünfjährigen Staatsanleihen unter Druck. Zudem habe sich der Anstieg bei den Preisen für Schadenrückversicherungen verlangsamt und außerdem sei der Sektor hoch bewertet. Die Munich Re bleibt jedoch der Branchenfavorit von Morgan Stanley.

Im MDax drückte ein Aus für einen lukrativen Wartungsvertrag mit der Bundeswehr die Aktien von Rheinmetall um 3,3 Prozent.

Papiere der Aareal Bank entwickelten sich besonders schwach, sie verloren 4,5 Prozent. Analysten der DZ Bank haben zwar ihre Kaufempfehlung für die Aktie bekräftigt, senken aber das Kursziel von 19 auf 18 Euro. Die Aareal Bank hatte am Dienstag nach positiv aufgenommenen Quartalszahlen leichte Kursgewinne verbucht.

Außerhalb des Dax zählen die Aktien von Centrotherm mit einem Plus von 31,3 Prozent auf 1,655 Euro zu den größten Gewinnern. Der angeschlagene Solar-Anlagenbauer kann sein operatives Geschäft dank eines Massekredits seiner Banken vorerst weiterbetreiben.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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